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Treue in Zeiten Der Pest

Treue in Zeiten Der Pest

Titel: Treue in Zeiten Der Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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ihren Körper übersäten deutliche Beulen.
    Sean konnte dieses Elend nicht mit ansehen. Dagegen befand sich seine Angélique noch in einem sehr guten Zustand. Ob er sie einfach mitnehmen sollte, wenn sein Herr und die Gefährten die Stadt verließen? War das eine Lösung? Vielleicht hatte die Seuche nur Quimper befallen!
    Sean grübelte darüber nach und blickte sich in der Krankenstube um. Die junge Frau gehörte offenbar einer wohlhabenden Familie an. In dieser Kammer hauste kein Viehzeug, und alles wirkte sauber. Der Fußboden war gefliest, und das Bett, in dem die Kranke fieberte, hatte erhöhte Kopf- und Fußenden, einen Betthimmel und sogar einen Vorhang, auf den Vogelmotive gestickt waren. Dicke Polsterlagen verschafften der Kranken eine halb aufrechte Haltung. Sie haben Geld, und sie erkranken dennoch, dachte Sean. Viele würden das Gerechtigkeit nennen, sie selbst werden es allerdings besonders ungerecht finden.
    Sean bemerkte den besonderen Geruch in der Krankenkammer. Überall standen Tiegel herum. Und die Hausfrau erklärte auf Befragen des Arztes, sie habe das Bettzeug mit dem Gallensaft eines Ochsen und einem Korianderaufguss gereinigt, das vertreibe die Flöhe und Wanzen.
    Es hat nichts genutzt, dachte Sean. Die Seuche tut dennoch, was sie will.

 
    11
     
     
     
    Mai 1318. Der Tod
     
    Mit einem lauten Krachen schlossen sich die Tore der Stadt. In den nächsten Tagen durfte niemand mehr hinaus oder hinein. Die Einwohner von Quimper saßen in der Falle. Nur der Bürgermeister, der wusste, was geschehen würde, hatte mit seinem Gefolge rechtzeitig die Flucht ergreifen können. Er hatte es vorgezogen, die Stadt zu verlassen, bevor er sich ansteckte, denn die Seuche, die dort grassierte, war eine Krankheit, die jeden befiel, selbst die hohen Herren waren nicht sicher davor.
    Vor den Stadttoren spielten sich hässliche Szenen ab. Menschen, die Quimper am Morgen noch kurz verlassen hatten, kamen nicht mehr zu ihren Familien zurück. Männer gelangten nicht zu ihren Frauen, Frauen nicht zu ihren Kindern. Die Menschen innerhalb der Stadt protestierten gegen diese Maßnahme zunächst nicht, obwohl sie ihnen unsinnig erschien. Die Seuche hatte zweifellos Einzug in Quimper gehalten, aussperren ließ sie sich also nicht mehr. Man hätte sie höchstens hinausscheuchen können, doch das war jetzt, wo man die Tore geschlossen hatte, ebenso unmöglich geworden.
    Obschon sie recht gelassen reagiert hatten, versammelten sich nach dem Schließen der Tore zahlreiche Einwohner von Quimper vor dem Rathaus. Sie wollten erfahren, was es mit dieser scheinbar unsinnigen Maßnahme auf sich hatte. Der Stadthauptmann, der nicht mit dem Bürgermeister geflüchtet war, wurde mit Fragen bestürmt. Und erst da wurde jedem Einwohner langsam bewusst, dass die Stadt sich in einer ausweglosen Lage befand und dass möglicherweise für alle das Ende bevorstand.
    In kürzester Zeit kam der Handel vollständig zum Erliegen. Auch reitende Boten und Überbringer von Briefen durften ihr Gewerbe nicht mehr ausüben. Quimper schottete sich gegen alle Einflüsse von außen ab und wartete nervös darauf, was in den kommenden Tagen geschehen würde.
    In der Zwischenzeit hatten Henri und Sean in der Herberge wieder zusammengefunden. Der Wirt legte überall im Haus Kräuter gegen die Rattenplage aus, die er von Uthman erhalten hatte. Und seine Frau kochte dermaßen reichlich, als wolle sie mit der Üppigkeit gegen das Elend ankochen, das die Seuche zu bringen versprach. Inzwischen griff sie bereits auf die restlichen Vorräte aus den hinteren Bereichen ihres Vorratskellers zu. Über das, was geschehen sollte, wenn dieser Keller leer war, wollte niemand nachdenken.
    Uthman war seit dem Morgen nicht mehr gesehen worden. Henri hatte Sean mittlerweile von seinem Abenteuer erzählt und vermutete, dass der Freund sich auf die Suche nach ihm begeben hatte. Nun brannte er darauf, dass dieser zurückkehrte, damit er auch ihm von seinen Entdeckungen erzählen konnte. Doch der Sarazene ließ sich Zeit. Noch war er nicht in der Herberge erschienen.
    Sean war ins Grübeln verfallen. Er wagte nicht, Henri zu fragen, was er davon hielt, dass sie alle zusammen mit Angélique die Stadt verließen. Im Moment war das ohnehin nicht möglich. Die Tore blieben geschlossen, Joshua saß im Gefängnis. Aber der Gedanke ließ Sean nicht los. Sie konnten doch nicht hier sitzen und warten, bis die Seuche sie alle ergriff!
    Henri wiederum überlegte, welche Konsequenzen der

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