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Treue in Zeiten Der Pest

Treue in Zeiten Der Pest

Titel: Treue in Zeiten Der Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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zu gelangen, er wollte nicht überlegen, ob die Treue zu Angélique einen zu hohen Preis erforderte.
     
     
    Henri blickte angestrengt den Zellentrakt entlang, der vor ihm lag. Mit einem Mal spürte er, wie sich in seinem Rücken etwas regte. Aber es war zu spät. Als die beiden Männer mit ihren gezückten Schwertern hinter ihm in den Gang sprangen und ihm den Rückweg versperrten, stieß Henri den Wärter, den er bislang auf Körperkontakt gehalten hatte, von sich und wandte sich der neuen Gefahr zu.
    Seine beiden Angreifer starrten ihm mit einer Mischung aus Neugier und Hass in die Augen. Sie duckten sich und hielten ihre Schwerter kampfbereit vor sich.
    »Was willst du hier, du Lump?«, fragte einer von ihnen.
    »Ich bringe euch die Pest, wenn ihr meinen Freund nicht freilasst! Sagt mir sofort, in welcher Zelle er sitzt«, donnerte Henri.
    »Tut es nicht!«, kreischte der Wärter, den Henri am Gefängniseingang überwältigt hatte, von weiter hinten.
    »Mit Sicherheit nicht!«, entgegnete der größere der beiden Angreifer.
    »Joshua!«, rief Henri, so laut er konnte.
    Aus der Ferne schien eine Stimme zu antworten, doch sie war so schwach und so weit entfernt, dass es Henri entmutigte.
    Seine Angreifer grinsten. »Schrei nur, du bekommst ihn ohnehin nicht!«
    »Er ist unschuldig«, schrie Henri und sprang dabei auf den unbewaffneten Wärter zu, um ihm sein Kurzschwert an die Kehle zu setzen. »Ihr holt meinen Freund aus der Zelle, oder ich töte euren Kumpan hier ohne jede Bedenken.«
    »Wir machen etwas ganz anderes!«, stieß einer der Angreifer drohend hervor, während er auf Henri zusprang und ausholte.
    Henri musste seine Geisel loslassen, um den drohenden Schlag abzuwehren. Laut klirrend traf Metall auf Metall. Dann sprang auch der zweite Angreifer heran und schlug zu. Henri parierte dessen Schläge ebenso gut wie die seines Kollegen und setzte seinerseits nach. Sein Schwert besaß nicht die Reichweite der Langschwerter seiner beiden Gegner, aber er handhabte es geschickter.
    Der verbissene Schlagabtausch zog sich hin. Jeder der Kontrahenten bekam seinen Vorteil und vergab ihn wieder. Aus den Augenwinkeln nahm Henri wahr, dass der unbewaffnete Wärter den Zellentrakt hinablief. Dann musste er wieder die Schläge seiner Angreifer abwehren. Er änderte seine Taktik, griff nicht frontal an, sondern fintierte von der Seite her. Die Gegner waren schwerfällig, und als es Henri gelang, mit einem Satz hinter sie zu gelangen, konnte er einen mit einem gezielten Hieb auf den Schwert führenden Arm außer Gefecht setzen.
    Der Mann brüllte vor Schmerz und Zorn auf und ließ sein Schwert fallen. Henri hob es auf. Jetzt kämpfte er beidhändig, fintierte mit dem längeren und stach mit dem Kurzschwert zu. Es gelang ihm, den noch unverletzten Angreifer gegen die Wand zu drängen. Dieser riss eine brennende Fackel aus einer in der Nähe angebrachten Halterung und schleuderte sie Henri entgegen. Dieser konnte im letzten Moment ausweichen. Von der Wucht des Wurfes nach vorn getragen, taumelte der Angreifer zwei Schritte auf Henri zu, sein Schwert hielt er nur noch ungeschickt umklammert.
    Henri schlug es ihm aus der Hand und stieß es mit dem Fuß in die Richtung, aus der er gekommen war.
    »Jetzt schließ die Zelle auf!«
    Der Entwaffnete blickte Henri ängstlich an.
    »Na los! Oder soll ich dir den Hals durchstoßen?«
    »Er ist unten, es dauert eine Weile, bis wir dort sind«, erwiderte der Besiegte dumpf.
    »Es ist mir gleich, wie lange es dauert. Du führst mich dorthin. Geh schon! Vorwärts!«
    Henri lotste den Mann mit der Spitze des Langschwertes voran. Er wusste, dass er sich beeilen musste, der entflohene Wärter würde Verstärkung holen. Wenn nur Joshua nichts geschehen war, dachte Henri immer wieder. Wenn er ihn nur gesund antreffen würde.
    Sie hatten jetzt das Ende des oben gelegenen Zellentrakts erreicht. Vor ihnen führte eine Treppe in tiefer liegende Gefilde ab. Das Gefängnis war größer, als Henri es von außen eingeschätzt hatte. Das ist nicht gut, dachte Henri, und schon hörte er Stimmen von unten. Sechs Wachleute stürmten über die Treppe heran.
    »Da ist er!«, schrie einer von ihnen. »Seid vorsichtig, er hat François in seiner Gewalt, aber nehmt ihn in jedem Fall gefangen!«
    Henri begriff, dass es sinnlos war, sich auf einen Kampf mit dieser Übermacht einzulassen. Er dachte an Joshua. Der Freund tat ihm Leid. Er konnte ihm nun nicht mehr helfen. Henri versetzte François einen Tritt,

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