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Treuepunkte

Treuepunkte

Titel: Treuepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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»Liebe ist immer eine ziemlich diffizile Angelegenheit, in der mit allen erdenklichen Mitteln gekämpft wird. Bei uns Lesben genauso wie bei euch Heteros.«
Schade – eine ernüchternde Aussage. Ich dachte lange Zeit, dass das Testosteron schuld an den Beziehungsproblemen sei, und habe vor Jahren auch mal kurz überlegt, ob ich mich nicht lieber umorientieren sollte, um diesem Hormon dauerhaft aus dem Weg gehen zu können. »Hetenquatsch«, hat Heike meine Gedankenspiele genannt und ich habe die Idee damals schnell wieder verworfen – allerdings nicht wegen ihrer Aussage, sondern wegen einer extrem östrogengeladenen Daniela, die mich dermaßen angeschmachtet hat, dass sie sich in puncto Nervigkeit vor keinem Mann verstecken musste. Jede Art Hormon-Überdosis scheint schwierig zu sein. Habe mich deshalb auch gleich wieder dem Testosteron zugewandt.
    Ich bin leider ein sehr wankelmütiger Mensch. Extrem begeisterungsfähig, aber auch schnell wieder abgekühlt. Ob das eine gute Eigenschaft ist, weiß ich nicht, aber sie macht das Leben leichter. »Könntest du Christoph wenigstens mal im Büro anrufen, nur mal so zum Überprüfen, ob er ganz normal in der Kanzlei ist?«, frage ich zaghaft bei Heike nach. »Wo soll er denn am helllichten Tag sonst sein?«, ist sie ein wenig begriffsstutzig. Das will ich mir im Detail gar nicht ausmalen. In meinem Kopf gibt es zu diesem Thema sehr unschöne Bilder: Belle Michelle und er wälzen sich in wahrscheinlich feinstem Satin (wir haben Biber-Bettwäsche!) und haben beschlossen, nach einer fulminanten Nacht auch den Tag dort zu verbringen, oder so ähnlich. Egal was ich mir vorstelle, Belle Michelle ist merkwürdigerweise immer mit von der Partie. Leicht bekleidet, nur ein paar Strapse und auf den Lippen ein absolut wollüstiges Siegerinnenlächeln. Aber
noch ist das Spiel nicht gelaufen, meine liebe Michelle. Da kennst du mich, Andrea Schnidt, aber schlecht. Mag sein, dass Michelle rein optisch ein wenig vor mir liegt, aber ich werde an mir arbeiten. Da gibt’s noch Spielraum. Und über die Sache mit den älteren Rechten will ich gar nicht reden. Die bringen einen auch nur äußerst selten weiter. Da haben schon ganz andere Frauen dagesessen und sich die Augen aus dem Kopf geweint – ältere Rechte hin oder her. Und außerdem: meistens waren nicht nur die Rechte älter, sondern auch die Frauen. Ich muss unbedingt klären, wie alt diese Michelle ist. Heike versucht, mich zu beruhigen: »Solange die Männer davon reden, ist doch meistens nichts. Der würde doch nicht andauernd von dieser Michelle schwärmen, wenn da was laufen würde.« Das klingt logisch, ist aber als Regel so alt, dass es sich inzwischen rumgesprochen haben dürfte, und ganz ausgebuffte Kerle könnten ja gerade deswegen viel von einer Frau erzählen, weil sie wissen, dass es dann ganz unverdächtig wirkt. Obwohl – zu solch einer raffinierten Strategie halte ich das Gros der Männer für nicht fähig. »Bleib cool, der ist schneller wieder da, als dir lieb ist. Die kommen doch alle wieder«, redet Heike mit so einem Hauch von Therapeutenton in der Stimme auf mich ein.
    Ich merke, dass sie, neben den Standardfloskeln, zu diesem Problem auch keine herausragenden Vorschläge hat.
    Also wechsle ich das Thema. »Was macht denn deine Liebste?«, erkundige ich mich. Heike hat, wie Männer gerne sagen, ein Brett von Frau. Eine absolut umwerfende Person. Mit anderen Worten eine Art Michelle, sie heißt aber Lea und hat die längsten Beine, die ich je bei einem
menschlichen Wesen gesehen habe. Was ihre Beine angeht, könnte sie glatt von einer Giraffe abstammen. Unglaublich. Und dieses entzückende Geschöpf, auch noch erfolgreiche Geschäftsfrau, clever und nett, hat sich die kleine Heike an Land gezogen. Als Heike mal mit Lea hier war, auf einer großen Geburtstagsparty für Christoph, haben die Männer fast gesabbert. So eine ist Lea.
    »Du wirst es nicht glauben, wir wollen heiraten«, platzt es aus Heike raus. Ich bin platt. Heiraten? Es ist mir ein wenig rätselhaft, warum Homos unbedingt den gleichen Quatsch machen müssen wie Heteros. Ich meine, sicher, heiraten hat Vorzüge (wenn man sehr lange darüber nachdenkt) – aber warum will man ohne Kinderwunsch heiraten? Nur damit man sich gegenseitig auf der Intensivstation besuchen darf oder was? »Wieso denn heiraten?«, frage ich vorsichtig nach. »Kriegt ihr dann Ehegattensplitting oder was?«, fällt mir eine weitere Variante ein. »Du bist so unromantisch«,

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