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Treuepunkte

Treuepunkte

Titel: Treuepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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zwei kleinen Sätzen beurteilen? Sätze, von denen man nicht einmal weiß, ob er sie überhaupt selbst geschrieben hat und ob er sie nicht dauernd benutzt. Wahnsinnig viel Persönliches steht ja nun nicht drin. Wie schnell und einfach wir Frauen zu beeindrucken sind! Ich will sofort loslegen und Sabine diesbezüglich einen
kleinen Vortrag halten, doch der Gedanke an die SMS -Nachrichten von Helmuth macht, dass ich mich gerade noch so beherrschen kann. Bin ich nicht genauso auf dessen Komplimente angesprungen? Waren die nicht ebenso gewöhnlich? »Er will uns treffen, heute noch«, überschlägt sich Sabines Stimme. »Ich dachte, wir hängen hier ein bisschen ab und chatten. Und vor allem gibt’s was zu essen«, versuche ich, ihre Begeisterung zu bremsen. »Du bist so eine richtige Mutti geworden«, trifft sie mit viel Geschick meine empfindliche Stelle. Ich bin gerne Mutter (meistens jedenfalls), aber deswegen noch lange keine Mutti. Die spinnt wohl. »Das hat damit gar nichts zu tun«, werde ich ärgerlich. »Ich habe einfach nur keine Lust, durch die Gegend zu fahren, um einen Wildfremden aus dem Internet zu treffen, und außerdem knurrt mein Magen.« »So kenne ich dich gar nicht«, schwenkt Sabine um und ändert ihre Taktik. »Du bist doch sonst immer abenteuerlustig gewesen und ich kann den doch nicht allein treffen. Nachher ist der gefährlich oder so.« Gefährlich klingt seine Mail eher weniger und das sage ich ihr deshalb auch. »Willst du etwa jetzt schon nach Hause? Ich dachte, du zeigst es deinem Christoph heute mal so richtig«, probiert sie eine weitere Variante.
    Die Mischung aus allem macht es. Ich bin keine Mutti, durchaus abenteuerlustig – jedenfalls in meiner Erinnerung – und habe auch nicht vor, jetzt schon nach Hause zu fahren. »Gut, hör auf, ich komme mit. Aber nicht lange. Wir gucken uns den Kerl an und wenn er nichts ist, machen wir sofort die Biege«, schlage ich ihr vor. Eins muss ich, bei Sabines merkwürdigem Männergeschmack noch hinzufügen: »Ob er was ist oder nicht, entscheide
ich. Okay?« Sie willigt ein und drückt mir, vor lauter Begeisterung, einen dicken Schmatzer auf die Wange. »Du bist ein Schatz und ehrlich gesagt kein bisschen muttimäßig.« Sie hackt in die Tasten und sagt: »Ich kläre nur noch, wo wir uns treffen. Bin total gespannt.«
     
    Wenige Minuten später ist alles klar. In einem Lieblingsclub von ihrem Chatfreund Kai-Uwe findet heute Abend eine Wahnsinnsparty (laut Aussage von Kai-Uwe) statt. Eine Party mit Büfett. Er bringt auch extra für mich noch einen Freund mit. Sabine hat die Adresse und nachdem ich nochmal schnell mein Gesicht überarbeitet habe, können wir los. Es geht nach Offenbach. Ein Wahnsinns-Club in Offenbach ist etwa so wahrscheinlich wie ein Top-Restaurant auf der Mainzer Landstraße – aber bitte, ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen und das Büfett lockt mich. In Sabines Kühlschrank, in dem ich bereits nach Nahrung gesucht habe, gibt es, neben einem Glas saurer Gurken, einer Flasche Sekt und zwei Naturjoghurts, nichts. Gähnende Leere. Ein Grund mehr, zur Party zu fahren.
    Ich muss, mit dem Stadtplan auf dem Schoß, Sabine den Weg weisen und nach einer halben Stunde landen wir in einer kleinen Seitenstraße in einer wenig anregenden Gegend. Sabine ist mittlerweile auch ziemlich wortkarg. Selbst sie merkt, dass das hier nicht gerade viel versprechend aussieht. »Gut, dass du dabei bist«, zollt sie mir endlich den angemessenen Dank dafür, dass ich sie begleite, »irgendwie gefällt mir das alles nicht. Wenn du willst, können wir wieder heimfahren.« Eben noch die kesse Lippe riskiert und jetzt dermaßen kleinlaut. Wer ist
denn hier die Mutti von uns beiden? Ich weiß, dass ich genau das jetzt sagen und ein wenig auftrumpfen könnte, lasse es aber sein. Erstens ist Sabine meine Freundin und zweitens habe ich vor allem Hunger. »Hast du nicht gesagt, da gibt es warmes und kaltes Büfett?«, frage ich noch einmal nach. »Ja, wieso?«, steht sie leicht dusselig auf der Leitung. »Sabine, jetzt sind wir hier, ich habe Hunger und nun will ich auch sehen, was für ein Kerl uns hierher in diese Gegend lockt.« Sabine zögert. Die tut ja gerade so, als wären wir inmitten der Bronx und nicht etwa in Offenbach City. Es sind Menschen unterwegs, es gibt Straßenlaternen und nirgendwo brennt eine Mülltonne. »Gut, wenn du meinst«, sagt sie zögerlich und parkt ein.
    Wir sind an einer Straßenecke verabredet. Von einem

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