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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Jackie O. öffnete mir die Tür. »Ashlyn, wie ich annehme?« Ich hätte beinahe gelacht, so künstlich proper und prüde wirkte sie mit ihrem perfekt frisierten Bob. Als hätte man sie engagiert, um die Rolle der selbstgefälligen Gemahlin eines bekannten Politikers zu spielen.
    Ich zwang mich, ernst zu bleiben. »Ganz recht.«
    »Bitte, treten Sie ein«, sagte sie freundlich und hielt mir die Tür auf. »Kann ich Ihnen eine Tasse Tee oder Kaffee anbieten?«
    Das musste ein Scherz sein. War ich womöglich einem Fernsehsender auf den Leim gegangen? Ich hielt unauffällig nach einer versteckten Kamera Ausschau. Ich hatte ja schon einiges erlebt, aber dieser Typ Frau war mir noch nie untergekommen. War der nicht 1962 ausgestorben? Es kam mir vor, als hätte ich einen Gastauftritt in dieser Story mit den Androiden-Hausfrauen. Nein. Ich hatte das Buch gelesen und beide Filme gesehen – die Frauen von Stepford wären nie und nimmer darauf gekommen, einen Treuetest zu veranlassen.
    »Nein, vielen Dank.«
    »Vielleicht einen Muffin, frisch aus dem Ofen?«
    Ich unterdrückte ein Kichern. »Auch nicht, danke sehr.«
    »Nun, gut«, sagte sie leise. »Setzen wir uns doch ins Wohnzimmer.«
    Ich folgte ihrer schlanken Gestalt nach nebenan. Das makellos saubere Haus wirkte gespenstisch leer und unbelebt.
Keine Fotos, keine Katzenhaare, keine schmutzigen Socken oder Spielsachen, die die Kinder liegen gelassen hatten. Nicht einmal eine Staubsaugerspur auf dem Teppich. Höchst eigenartig. Wohnte hier überhaupt jemand?
    »Ein wunderschönes Haus«, bemerkte ich in der Hoffnung, aus ihrer Reaktion irgendwelche Schlüsse ziehen zu können.
    »Vielen Dank«, entgegnete sie, ohne sich umzudrehen. »Wir fühlen uns auch sehr wohl hier.« Fehlanzeige.
    »Wie lange wohnen Sie denn schon hier?«, erkundigte ich mich. Zwei Wochen? Zwei Stunden? Wir ziehen gerade erst ein?
    »Ungefähr drei Jahre«, sagte sie mechanisch, als würde sie die Antwort aus einem Drehbuch ablesen, und bedeutete mir, auf dem Sofa Platz zu nehmen.
    Dann setzte sie sich mir gegenüber, die Beine sittsam geschlossen, die Hände im Schoß gefaltet, und lächelte mich freundlich an.
    Ich gab mir größte Mühe, ihr Lächeln zu erwidern. Ihr Verhalten schien mir höchst untypisch für eine Frau, die im Begriff war, eine Treuetesterin zu beauftragen. Tja, die Menschen legen eben hin und wieder ein seltsames Benehmen an den Tag – insbesondere die verheirateten.
    »Ich mache mir schreckliche Sorgen wegen meines Mannes«, begann sie leichthin. »Wir sind jetzt seit zehn Jahren verheiratet und waren immer sehr glücklich, aber in letzter Zeit ist er so anders. So distanziert und reserviert. Als wäre er weit weg, in seiner eigenen Welt. Wir haben sogar aufgehört, Liebe zu machen.«
    Ich unterdrückte ein weiteres unangebrachtes Kichern und biss mir auf die Lippe, um meine ernste Miene beizubehalten. Die Situation war ganz und gar nicht zum Lachen. Wie sähe es aus, wenn ich plötzlich losgackern würde, während mir eine Auftraggeberin ihre Eheprobleme schildert!
Ich würde jegliche Glaubwürdigkeit einbüßen. Aber in diesem Fall musste ich mich sehr zusammenreißen.
    Unsensibler Trampel, schalt ich mich im Stillen. Musste daran liegen, dass ich in letzter Zeit so unter Druck stand. »Ich verstehe Ihre Sorge nur zu gut, Mrs. Miller.«
    »Eine Freundin hat mir anvertraut, Sie würden einen sogenannten ›Treuetest‹ durchführen. Könnten Sie das bitte etwas näher ausführen?«
    Ich erklärte ihr das Prozedere – die Wahl eines geeigneten Ortes, mein Honorar, die Erstattung der Spesen, und so weiter. Sie hörte mir aufmerksam zu. »Es kommt also nicht zum Verkehr?«, fragte sie schließlich.
    »Nein. Es geht ausschließlich darum, ihm die Absicht zur Untreue nachzuweisen.«
    »Machen Sie da auch mal eine Ausnahme?«, erkundigte sie sich eifrig.
    Was für eine Frage – und ausgerechnet von ihr! Sie schien ja förmlich erpicht darauf, dass ich mit ihrem Ehemann schlief. Höchst befremdlich. Bisher war es meinen Klientinnen stets mehr als recht gewesen, wenn es nicht zur letzten Konsequenz kam.
    Ich räusperte mich. »Nein.« Mehr fiel mir dazu nicht ein.
    »Verstehe. Fragen kann man ja. Ich möchte wirklich mit hundertprozentiger Sicherheit wissen, ob mich mein Mann betrügen würde.«
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Das kann ich nachvollziehen, Mrs. Miller. Aber glauben Sie mir, bei meiner Verfahrensweise sind Zweifel praktisch ausgeschlossen. Der Test wird erst im

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