Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
Angst.
»Das hier hat unser Hausmädchen neulich beim Waschen in der Hosentasche meines Mannes gefunden.« Sie griff nach einem kleinen, zerknitterten Zettel auf dem Sofatisch, studierte ihn in Gedanken versunken, als hoffte sie, wenn sie ihn zum hundertundzweiten Mal las, würde dort plötzlich etwas anderes stehen, oder es würde sich eine neue, weniger unerfreuliche Erklärung dafür finden, damit sie mich nach Hause schicken konnte.
Vergeblich.
Mit einem bedrückten Seufzen reichte sie mir widerstrebend das Stück Papier und putzte sich mit einem gebrauchten Kleenex die Nase. »Entschuldigen Sie, ich bin völlig durch den Wind. Ich kann nicht fassen, was ich hier mache.«
Ich betrachtete die handgeschriebene Notiz und nickte verständnisvoll.
»Es war gut, dass Sie mich angerufen haben. Klarheit zu schaffen, ist auf alle Fälle besser als sich ständig mit Fragen zu quälen, nicht wahr?«
Sie starrte mich zweifelnd an. »Vermutlich, ja.«
»Es ist besser«, versicherte ich ihr, wie schon unzähligen Frauen vor ihr. »Vertrauen Sie mir.«
Manchmal ist es für die Betroffenen in einer solchen Situation nicht leicht, das zu erkennen. Genauer gesagt, wollen es manche Frauen einfach nicht wahrhaben . Herz und Verstand sind sich in derartigen Angelegenheiten nur allzu oft uneins.
»Was könnte das Ihrer Ansicht nach bedeuten?« Sie zeigte auf den zerknitterten Zettel in meiner Hand.
Ich fuhr mit der Daumenkuppe über die schwarze Tinte. »Schwer zu sagen«, erwiderte ich wahrheitsgetreu. »Solche Zettel sehe ich oft. Manche entpuppen sich als harmlos, andere
wiederum« – ich legte eine Pause ein, damit sie sich seelisch darauf einstellen konnte – »sind nicht ganz so harmlos.«
Sie wandte sich mit Tränen in den Augen ab und seufzte brunnentief. »Die Freundin, die mir Ihre Dienste empfohlen hat, meinte, Sie würden eine Art Test durchführen.«
Ich sah meinem Gegenüber in die Augen, während wir einander zuprosteten und dann synchron die Gläser zum Mund führten.
»Was führt Sie denn nach Denver?«, fragte ich und biss mir auf die Unterlippe – ein hervorragender Kniff, um zu suggerieren, dass ich zwar gerade mal selbstbewusst genug war, diese Frage zu stellen, aber nicht so selbstbewusst, dass mich die Situation nicht nervös machen würde.
Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, wusste ich nämlich eine ganze Menge über diesen Mann. Jedenfalls mehr als ihm lieb war. Und mit Sicherheit mehr als jede andere x-beliebige Frau in einer Hotelbar.
Ich wusste zum Beispiel, dass er selbstsichere Frauen mag. Aber nicht zu selbstsicher, sonst hat er nicht mehr das Gefühl, sie erobert zu haben. Wenn sie eine Spur schüchtern ist, ist die Herausforderung größer. Er mag es, wenn die Frau Interesse signalisiert, den ersten Schritt tut, aber danach möchte er das Kommando übernehmen.
Mit diesem Typ Mann habe ich häufig zu tun.
»Meine Firma kauft ein hier ansässiges Unternehmen«, erklärte er.
Ich nickte fasziniert, als würde mich das brennend interessieren. »Ach, ja? Wie heißt denn Ihre Firma?«
Der Mann hob einen Finger, als wollte er sagen »Zügeln
Sie Ihre Neugier noch eine Sekunde«, griff in seine Jackentasche und legte eine Visitenkarte vor mir auf den Tresen. Wozu viele Worte machen, wenn eine Karte alles sagt?
Ich zog sie näher. »Kelen Industries«, las ich halblaut, mit schief gelegtem Kopf und gespielter Neugier, als wüsste ich noch nicht, was darauf stand.
Ich hob den Kopf.
»Moment mal«, murmelte ich, als käme mir der Name bekannt vor. »Diese Firma kenne ich.« Ich legte die Stirn in Falten, als würde ich angestrengt nachdenken.
Der Mann lachte leise, beinahe herablassend. »Das wage ich, zu bezweifeln. Wir produzieren...«
»Automotoren!«, unterbrach ich ihn mit der Begeisterung eines Groupies beim Anblick seines Lieblingsstars.
»Stimmt.« Er musterte mich erstaunt.
»Sie haben doch gerade den neuen Fünf-Komma-zwei-Liter-Zehnzylinder herausgebracht! Konkurrenz für den V8 aus Japan.«
Er blinzelte ungläubig und musterte mich dann derart sehnsüchtig, dass ich schon fürchtete, er würde gleich an Ort und Stelle über mich herfallen.
»Wie kommt es, dass sich eine junge Frau wie Sie « – er betrachtete mich noch einmal eingehend, um zu überprüfen, ob nicht doch eine mit Heftpflaster zusammengeflickte Nickelbrille aus meiner Brusttasche lugte oder ein grafischer Taschenrechner aus meiner Handtasche – »so gut mit Automotoren auskennt?«
»Ist bloß
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