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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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und brannten sich in meine Haut. Seine Hand glitt höher. »Ich könnte mich dazu überreden lassen, meine Spitzel zurückzupfeifen.«
    Ich sah auf seine Finger hinunter, die dem Rocksaum bereits gefährlich nahe gekommen waren. Sie fühlten sich an wie Tausende winzige Spinnen, die über meine Haut krabbelten, weckten in mir den Drang, kreischend aufzuspringen und sie hastig, angeekelt wegzuwischen.
    Ich wusste genau, was ich tun musste.
    Und nun war der richtige Zeitpunkt dafür gekommen.
    »Sie sind widerlich«, stieß ich hervor, fegte Raymonds abstoßende Hand von meinem Bein und erhob mich, um mit
meiner Tasche unter dem Arm und meinem Selbstbewusstsein im Schlepptau zur Tür zu stürmen.
    Ich hatte die schwere Holztür bereits einen Spalt geöffnet und wollte gerade den ersten Schritt in die erlösende Freiheit tun, als er noch einmal den Mund aufmachte. Und das, was er nun sagte, war weit schlimmer als alles zuvor. »Ich frage mich, was deine Mutter davon halten würde, wenn sie erfährt, womit du dir deinen Lebensunterhalt verdienst.«
    Ich erstarrte, die Hand auf dem Knauf, einen dicken Kloß im Hals und im Gesicht einen Ausdruck blanken Entsetzens, als mir die unerwartete Komplexität der Situation klar wurde.
    »Vor allem, nachdem ihre Ehe ein so bemerkenswert ähnliches Schicksal ereilte wie die meine«, fuhr er fort und lehnte sich zurück. Er genoss es sichtlich, die Oberhand zu haben.
    Ich kniff erneut die Augen zu, viel fester noch als vorher. Spürte, wie das Gewicht der ganzen Welt schwer auf meinen Schultern lastete.
    So war das nicht geplant gewesen. Ich hatte vorgehabt, mit triumphierender Entschlossenheit vondannen zu ziehen, nicht ohne ihn noch zu warnen, er solle sich vorsehen, denn auch ich hätte noch einige Trümpfe auf Lager, und er würde schon bald am eigenen Leib erfahren, wozu ich fähig sei. Damit hatte ich die Tür hinter mir zuknallen und ihn am Boden zerstört zurücklassen wollen.
    Doch ich war weit davon entfernt, zu triumphieren.
    Und er alles andere als am Boden zerstört.
    »Na, was denkst du wohl, wie würde sie reagieren... Jennifer Hunter? « Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, war, als würde er mit den Fingernägeln über eine Schultafel kratzen. Der Abscheu ließ mich am ganzen Körper schaudern.
    Mit einem Schlag offenbarte sich, wie niederträchtig er
wirklich war, wie viel er wirklich wusste. Und wie weit er gehen würde, damit ich genauso viel leiden musste wie er. Damit mein Leben ruiniert war, genau wie seines. Erst jetzt wurde mir klar, dass für mich weit mehr auf dem Spiel stand als ursprünglich angenommen.
    Ich drückte die Tür langsam wieder zu und kehrte zurück in das düstere Verlies, in dem mich mein moralisch verkommener Gegenspieler gefangen hielt.
     
    Als ich mich am späteren Nachmittag auf den Weg zu meinem nächsten Termin machte, konnte ich meiner scheinbar endlosen Liste von Dingen, über die ich zurzeit nicht nachdenken wollte, einen weiteren Posten hinzufügen. Auch diese letzte unerwartete Wendung würde ich wohl oder übel ein andermal verarbeiten müssen. Was sich heute in Raymond Jacobs’ Büro abgespielt hatte, war nur eines von vielen Ereignissen, mit denen ich mich einstweilen nicht auseinandersetzen konnte. Aber in letzter Zeit bekam ich ja richtig Übung darin, Erinnerungen bis auf Weiteres wegzusperren.
    Es gab viel zu tun, jede Menge andere Frauen, die meine Hilfe benötigten. Und ich würde sie ihnen nicht verwehren. Das hatte ich mir vorgenommen, und davon würde ich mich nicht abhalten lassen – auch nicht von irgendwelchen ekelhaften, machthungrigen Industriellen, die sich und ihre Übeltaten in düsteren Büros versteckten.
    Unterwegs hielt ich an der nächstbesten Autowerkstatt und überredete einen sehr skeptischen Mechaniker, meinen Range Rover nach Wanzen und Mini-Sendern zu durchsuchen. Zu meiner Erleichterung fand er nichts dergleichen. Ich stand also nicht unter permanenter Überwachung durch Jacobs’ Spitzel.
    Dann ließ ich mich von meinem Navigationssystem in den verschwiegenen Topanga Canyon dirigieren, der sich etwa
eineinhalb Stunden entfernt auf der Höhe von Malibu Beach in den Santa Monica Mountains befindet. Sarah und Daniel Miller, die potenziellen neuen Nutznießer meiner einzigartigen Dienstleistung, wohnten in einem abgelegenen Haus inmitten eines Pinienwäldchens, das über eine lange, gewundene Zufahrtsstraße zu erreichen war.
    Eine groß gewachsene, elegante Lady in einem rosaroten Kostüm à la

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