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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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erstaunt.
    »Ob er es wirklich tun würde. Ob er sie betrügen würde.«
    Sophie überlegte. »Du meinst, ob er mit dir schlafen würde?«
    Ich drehte mich zu ihr und nickte. »Ja! Wir waren noch immer nicht miteinander im Bett! Er meinte, er will noch warten … Nichts überstürzen … bla, bla, bla. Scheißkerl.«
    »Und du glaubst, das hat er gesagt, weil er verheiratet ist?«, hakte Sophie nach.

    »Fällt dir ein anderer Grund ein?«
    Sie holte tief Luft. »Ob ihr nun Sex hattet oder nicht – Ehebruch ist es trotzdem.«
    »Findest du?«
    Sie sah mich an. Hielt meinem Blick stand. Sie wusste, worauf ich hinauswollte. Jede Frau stellt sich diese Frage. Es ist die Beziehungsfrage schlechthin, die Frage, die genauso alt ist wie die Institution der Ehe selbst.
    Was ist Ehebruch? Ist es das Abnehmen des Eheringes? Das Verschweigen der Ehefrau? Ein Gespräch? Flirten? Küsse? Berührungen?
    Wo ist die Grenze? Und wann wird sie überschritten?
    Wann kann man von einer »Neigung zum Seitensprung« sprechen? Kann man überhaupt mit Sicherheit sagen, jemand hätte die »Absicht« fremdzugehen? Und ist die Absicht schon als Betrug zu werten?
    Diese Fragen hatte ich bis jetzt meinen Klientinnen überlassen. Mich hatten sie nie betroffen. Bis jetzt.
    Doch jetzt war ich es, die Gewissheit brauchte.
    Jetzt war ich es, die den Begriff »Untreue« definieren musste.
    Und auf einmal sah alles ganz anders aus.
    »Dann wirst du also mit ihm schlafen?«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Das kann ich doch jetzt nicht mehr!«, stieß ich hervor. »Ich hatte es vor. Ich meine, gibt es einen romantischeren Ort für das erste Mal als Paris? Das ist doch wie im Film.«
    Sophie nickte. »Stimmt.«
    »Aber wenn ich jetzt mit ihm ins Bett gehe, nur um etwas zu beweisen – sei es nun mir selbst oder sonst wem -, dann bin ich keinen Deut besser als er! Dann schlafe ich mit einem verheirateten Mann, obwohl ich genau weiß, dass er verheiratet ist. Das ist einfach nur falsch.«

    »Was willst du dann tun?«
    Ich rollte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. »Dasselbe wie sonst auch immer, schätze ich.«
    »Ihm die Absicht nachweisen?«
    Meine Augen füllten sich mit Tränen. »Ich werde in absolut allerletzter Minute abbrechen.«
    »Aber ihr teilt euch doch das Hotelzimmer! Ist das allein nicht Beweis genug? Er hat bestimmt keine zwei getrennten Zimmer reserviert, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, aber ein gemeinsames Hotelzimmer allein reicht noch nicht. Ich muss hundertprozentig sicher sein. Ich muss wissen, ob er es wirklich durchziehen würde. Für seine …« – ich brach ab, weil mir die Stimme zu versagen drohte – »Frau … und vor allem für mich selbst.«
    Sophie sah mich an und wischte sacht die einzelne Träne weg, die mir über die Wange lief. »Und was ist, wenn er es nicht tut? Wenn er es nicht durchzieht?«
    Ich lachte höhnisch. »Daran habe ich auch schon gedacht«, gab ich zu. »Diese Möglichkeit jagt mir am meisten Angst ein.«
    Was, wenn er es tatsächlich nicht durchzog? Hieß das, dass er kein Betrüger war? Dass er seiner Frau treu war? Konnte ich seinen Namen dann der heiligen Liste in meiner geheimen Holzschatulle hinzufügen? War das dann ein »Hoch!« auf sämtliche treue Ehemänner im Universum? Ich hoffe nur, sie sind glücklich. Sie könnten sich ja zusammentun und einen Verein gründen. Alle zehn. Oder alle neun, oder wie viele es auch sein mochten. Ich wusste es nicht mehr.
    Ich wusste ja noch nicht einmal, ob der Zukünftige meiner besten Freundin fähig wäre, sie zu betrügen. Ich wusste gar nichts mehr. Alles, von dem ich gedacht hatte, ich wüsste es, alles, dessen ich mir sicher gewesen war, hatte sich als unrichtig entpuppt.

    Was für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Da hatte ich einmal – das erste Mal – nicht aufgepasst, und schon war ich auf diesen Wichser hereingefallen, der herumrannte und den anständigen Kerl spielte. Der mich gebeten hat, mit ihm nach Paris zu reisen und behauptet, er wolle es langsam angehen. Und das, nachdem ich zwei Jahre lang so penibel darauf geachtet hatte, mich nicht zu verlieben. Wie ich soeben bewiesen hatte, verwendet man im Zusammenhang mit Verliebtheit nicht umsonst den Ausdruck »jemandem verfallen«. Wie ich seit meinem fünften Lebensjahr weiß, ist fallen stets mit Schmerzen verbunden. Man schürft sich das Knie auf oder den Ellbogen, und dann muss man tagelang mit einem grässlich bunten Sesamstraße- Pflaster herumlaufen, das

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