Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
bei dir vorbeikomme?«
»Klingt super«, sagte ich hastig.
»Großartig.«
»Okay, dann werde ich mich mal wieder in die Arbeit stürzen. Wir sehen uns am Samstag.«
»Ja, bis dann«, erwiderte er verunsichert.
Ich legte auf und ließ das Telefon auf meinen Bauch sinken.
»Ich habe keine andere Wahl«, murmelte ich halblaut. »Ich muss Gewissheit haben. Das habe ich doch verdient, oder?«
Ich schloss die Augen und versuchte mir vorzustellen, wie es sein würde, am Samstag zu ihm ins Auto zu steigen. Neben ihm im Flugzeug zu sitzen. Hinter ihm das Hotelzimmer zu betreten. Plötzlich kamen mir Zweifel. Wie um Himmels willen sollte ich das durchstehen, wenn ich schon an einer dreiminütigen Unterhaltung am Telefon fast gescheitert war? Wie sollte ich fünf Tage lang Theater spielen, während wir durch Paris spazierten, uns über Impressionismus unterhielten und überteuerten Café au lait tranken? Unmöglich. Ich war zu tief verletzt. Zu involviert.
Und mein Pflaster war unübersehbar, auch wenn es keine bunten Bilder von Elmo und Bibo aus der Sesamstraße zierten.
Wenn ich in den kommenden Tagen kein Misstrauen erregen wollte, war ich auf die Hilfe eines Experten angewiesen, der in dieser Angelegenheit garantiert emotional unbeteiligt bleiben würde. Jemand, der kühl, reserviert und gleichgültig war, dem es absolut egal war, ob Jamie verheiratet war oder nicht, ob er mir davon erzählt hatte oder nicht. Jemand, der sich noch nie für den Familienstand eines Mannes interessiert hatte.
Ich hatte gehofft, es würde niemals so weit kommen, doch jetzt blieb mir nichts anderes mehr übrig.
Es war an der Zeit, dass Jamie eine Frau namens Ashlyn kennenlernte.
28
Ich hab noch einen Koffer in … Paris
Das Kofferpacken für Paris geriet zur Gefühlsachterbahn. Verbittert pfefferte ich all die süßen, sexy Outfits, die ich aufgekratzt und voller Vorfreude ausgewählt hatte, ehe Karen Richards die Bombe hatte platzen lassen, in meinen Koffer, wohlwissend, dass sie nun nicht als verführerische Garderobe für einen romantischen Kurzurlaub in Paris dienen würden, sondern quasi als Berufsbekleidung für diesen gottverdammten Auftrag, der mich in der Stadtdes Betrugs erwartete.
Jetzt gehörten sie lediglich zu meiner Kostümierung für ein Theaterstück, in dem ich gegen meinen Willen mitspielen musste. Ich war gezwungen eine Rolle zu übernehmen, die ich einst gern gespielt hatte, weil ich wusste, dass jeder Einzelne meiner Zuschauer während der Vorstellung eine Verwandlung durchmachen würde. Für die meisten war es eine Veränderung zum Besseren. Es war ein Stück, das Einfluss auf die Menschen hatte. Doch jetzt hatte ich das Gefühl, auf die Bühne gestoßen worden zu sein, um in einer Aufführung mitzuwirken, die mir nichts mehr bedeutete.
Ich empfand nur noch Schmerz.
So lasset denn das Schauspiel beginnen. Vorhang auf.
Jamie war auf die Minute pünktlich.
Ich riss schwungvoll die Tür auf und lächelte, als wäre er der einzige Mensch, den ich dahinter erblicken wollte.
»Sieh an«, stellte er erfreut fest. »Da ist jemand aufgeregt.«
»Na klar! Paris! Wie sollte ich da nicht aufgeregt sein?«
Er umarmte mich lachend, dann schickte er sich an, mich zu küssen. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, ich würde Josh Duhamel aus der Serie Las Vegas küssen und nicht irgendeinen Mistkerl von Ehemann, der in meinem Wohnzimmer stand und im Begriff war, mit seiner Geliebten nach Paris zu fliegen.
Doch kaum berührten sich unsere Lippen, fiel mir wieder ein, wie es sich anfühlte, ihn zu küssen. Sein Geruch, sein Geschmack, seine weichen Lippen, die Hitze, die in meinem Bauch aufstieg.
Verstört über meine Reaktion, machte ich mich rasch von ihm los, packte meinen Koffer und schob Jamie in den Korridor hinaus. »Los, los, wir kommen noch zu spät!«, sagte ich und schloss die Tür ab.
Vor dem Haus wartete eine lange schwarze Limousine, und sobald wir auf die Straße traten, erschien ein Chauffeur und nahm mir meinen Koffer ab. Ich stieg in den Wagen, Jamie setzte sich neben mich auf die Rückbank, und schon ging es los.
Wir fuhren schweigend dahin. Ich hatte sofort das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Eine Unterhaltung anzuleiern, um das Schweigen zu brechen. Das würde ich in dieser Situation normalerweise tun, besser gesagt, das würde Ashlyn , der Profi tun. Bloß keine langen Pausen aufkommen lassen. Immer schön eine entspannte Unterhaltung am Laufen halten.
Ich wollte gerade den Mund
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