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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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jedem signalisiert: Seht her! Ich bin verletzt! Obwohl ich wusste, dass es nicht erlaubt war, habe ich am Rande des Abgrunds gespielt. Da könnt ihr mal sehen, wie das endet.
    Nachdem Sophie gegangen war (nicht ohne mir zu versprechen, dass sie in ein paar Stunden noch einmal vorbeischauen würde), rief Jamie zum dritten Mal an, und beim vierten Klingeln kam ich zu dem Schluss, dass ich abnehmen musste. Aus beruflichen Gründen. Wenn ich in Paris so tun wollte, als wäre alles in Butter, als hätte ich keine Ahnung, dass er verheiratet war, dann musste ich früher oder später mit ihm reden, um kein Misstrauen zu erregen. Ich hatte einen wichtigen, geheimen Auftrag, und den durfte ich nicht gefährden.
    Deshalb gab ich mir größte Mühe, mir meine Verbitterung nicht anmerken zu lassen, als ich den Hörer abnahm. Es fiel mir alles andere als leicht.
    Und ich muss zugeben, dass ich mich nicht gerade heldenhaft schlug.
    »Ist alles okay?«, fragte Jamie schon nach einer Minute.
    »Ja, alles im grünen Bereich«, erwiderte ich knapp. »Hatte bloß einen schlimmen Tag.«

    »Ah«, sagte er. »Probleme in der Arbeit?«
    Ich verdrehte die Augen. »Ja. Ich hab mich ganz schön an der Nase herumführen lassen.«
    »Das tut mir leid, Süße.« Es klang so aufrichtig, dass ich mich beinahe schon wieder übergeben hätte.
    Dieser Kerl war der geborene Schauspieler. Eine Vier im Theaterunterricht? Also bitte. Der Mann sollte ein Filmstar sein. Wer verdient sich seine Brötchen mit Marketingkonzepten, wenn er derart Oscar-reife schauspielerische Leistungen bringen kann?
    »Tja, so ist das eben in meiner Branche.«
    »Aber sie lassen dich doch hoffentlich trotzdem nach Paris, oder?«, wollte er besorgt wissen.
    »Ja, ja«, sagte ich. »Es kann allerdings sein, dass ich dort ein bisschen arbeiten muss, damit nicht so viel liegen bleibt.«
    »Na, dann.«
    Ich verspürte das Bedürfnis, ihn durch die Leitung hinweg zu würgen. Doch das Schlimmste war: Obwohl sich meine Meinung über ihn grundlegend geändert hatte, war Jamie noch haargenau derselbe Mensch. Freundlich und fürsorglich wie eh und je, und es wirkte überhaupt nicht aufgesetzt. Es war erstaunlich. So sehr ich ihn in diesem Augenblick auch hasste, es war nichts Hassenswertes an ihm. Gar nichts (bis auf die verschwiegene Ehefrau). Ganz im Gegenteil. Er war die Liebenswürdigkeit in Person. Und dafür hasste ich ihn nur noch mehr.
    »Sollen wir davor noch mal miteinander essen gehen? Ein letztes Mal, ehe wir das Land verlassen?«, schlug er vor.
    »Ist ja nicht so, als würden wir nicht zurückkommen«, entgegnete ich und hätte beinahe hinzugefügt: »Obwohl es natürlich sein könnte, dass du in einem Leichensack nach Hause fliegst.«
    Jamie lachte. »Ich weiß. Ich dachte nur, es wäre nett.«

    Ja, allerdings, sehr nett, dachte ich. Ich werde die ganze Zeit auf deine Hand starren, wo in regelmäßigen Abständen ein imaginärer Ehering aufblitzen wird, und dann werde ich mir vorstellen, wie du mit Karen Richards ins Bett hüpfst, nachdem du mich mit der »nichts überstürzen«-Nummer zu Hause abgeliefert hast. Klingt echt verlockend. Ungefähr so verlockend wie die Aussicht, mir von meinem Gynäkologen in der Gebärmutter rumstochern zu lassen.
    Ich atmete tief durch. Ruhig bleiben. »Ich fürchte, ich kann nicht … Baby.« Ich schluckte, weil mir buchstäblich die Galle hochkam. »Es gibt noch so viel zu tun, weil ich doch eine Weile weg sein werde.«
    »Okay, das verstehe ich natürlich«, meinte er. Es folgte ein beklommenes Schweigen. Das war neu. Bis jetzt hatten wir uns immer blendend verstanden. Alles total easy.
    Schließlich brach er das Schweigen. »Ist auch wirklich alles in Ordnung?«
    Einen Moment tat er mir beinahe leid. Er hatte keine Ahnung, warum urplötzlich etwas anders war. Warum ich urplötzlich anders war. Denn so sehr ich mich auch bemühte, meine Wut zu unterdrücken, es gelang mir nicht ganz. Man musste keine übernatürlichen Fähigkeiten haben, um zu bemerken, dass eine merkwürdige Stimmung zwischen uns herrschte. Dann fiel mir wieder der Grund für meine Wut ein, und mein Mitleid war wie weggeblasen.
    »Ja, alles okay«, erwiderte ich und sank rücklings auf das Bett. »Entschuldige. Mein Job macht mich ganz verrückt zurzeit. Wann holst du mich am Samstag ab?«
    Jamie räusperte sich. »Wir fliegen um halb zwei ab, und da es ein internationaler Flug ist, müssen wir zwei Stunden eher dort sein. Was hältst du davon, wenn ich so gegen zehn

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