Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
betroffen.
Als es einige Stunden später an der Tür klingelte, musste ich in eine Art Trance verfallen sein, denn es fühlte sich an, als säße ich erst ein paar Minuten auf dem Sofa.
»Raus aus dem Bett«, befahl Zoë, kaum hatte ich ihr aufgemacht.
Ich sah an mir herunter. »Bin ich doch.«
»Körperlich, ja, aber geistig liegst du noch im Bett.«
Da hatte sie vermutlich recht. »Sophie hat dir wohl erzählt, was passiert ist.«
»Bis ins kleinste Detail. Du kennst ja ihre ausführliche Art.« Zoë machte einen Bogen um mich herum und warf sich auf die Couch. »Was siehst du dir an?«
Ich schloss die Tür und nahm neben ihr Platz. »Hab ich vergessen«, erwiderte ich mit einem niedergeschlagenen Seufzer.
»Oh nein!«, stöhnte Zoë. »Du verwandelst dich doch hoffentlich nicht in eines von diesen Weibern, oder? Bitte, tu mir das nicht an, sonst bin ich bald die letzte Normale hier!«
»Was denn für Weiber?«, murmelte ich.
»Das weißt du ganz genau – die Weiber, die sich wegen einem Kerl zwei Wochen in ihrem Schlafzimmer verkriechen.«
»Wie du siehst, befinde ich mich nicht in meinem Schlafzimmer.«
»Aber nur, weil dein TiVo hier draußen steht.«
Mist. Sie kannte mich in- und auswendig, dabei hatte ich mich immer für ach so unberechenbar gehalten. »Ich wusste doch, dass ich mir einen zweiten fürs Schlafzimmer hätte zulegen sollen.«
Zoë schnappte sich die Fernbedienung vom Couchtisch und konsultierte die Liste der aufgenommenen und zurzeit laufenden Sendungen. »Irgendso ein Wahnsinniger hätte mich auf dem Weg zu dir fast umgebracht. Ich habe also quasi mein Leben riskiert, um hierher zu kommen, und ich werde nicht eher Ruhe geben, bis du vor die Tür gehst.«
Ich rollte mich in der Fötusstellung in der Ecke zusammen und zog mir eine weiße Baumwolldecke über die Füße. »Lass mich in Frieden«, sagte ich weinerlich. »Ich habe mit einem
ganzen Berg von Problemen zu kämpfen. Es geht hier nicht bloß um einen dämlichen Kerl.«
»Mir egal, und wenn dein Problemberg so hoch ist wie der Mount Everest!«, wandte sie ein, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. »Probleme lassen sich nicht lösen, indem man den ganzen Tag im Bett liegt. Du musst schon aufstehen und dich mit ihnen auseinandersetzen!«
Ich wusste, sie hatte recht.
Raymond Jacobs würde nicht grundlos aufhören, meiner Nichte widerliche Briefe zu schicken. Der Server, auf dem alle Informationen für die Webseite www.vorsichtfalle.comgespeichert waren, würde sich nicht einfach in Luft auflösen, genauso wenig wie Karen Richards, der ich noch eine Antwort schuldig war. Und Sophies Verlobter würde sich nicht selbst testen und mir das Ergebnis via FedEx zukommen lassen.
All das wusste ich zwar, aber ich hatte keine Ahnung, was ich unternehmen sollte. Sonst wäre ich doch längst in Aktion getreten!
»Warum hast du Desperate Housewives auf Spanisch aufgenommen?«, wollte Zoë wissen.
Ich sah zum Fernseher, ohne die Fötusstellung aufzugeben. »Keine Ahnung. Wann war es denn?«
Zoë klickte auf Details . »Gestern«, las sie vor. »Da warst du doch noch unterwegs.«
Ich schob mir die Hände unter das Kinn und schloss die Augen. »Wahrscheinlich hat Marta es sich aufgenommen und angesehen, während ich weg war.«
Gleich darauf vernahm ich einen spanischen Dialog, der klang wie eine Maschinengewehrsalve. Ich öffnete die Augen. Zoë hatte offenbar beschlossen, die Sendung anzugucken. »Du kannst doch gar kein Spanisch.«
Sie zuckte die Schultern und legte die Fernbedienung neben
sich ab. »Ist immer noch besser als Das Hausbau-Kommando. «
Ich schloss erneut die Augen.
»Ah«, rief sie. »Die Folge kenne ich; die ist klasse! Gabrielle liefert dem FBI Beweismaterial, das zu Carlos’ Verurteilung führt.«
Es dauerte eine Minute, bis mein Hirn Zoës Zusammenfassung verarbeitet hatte. Dann fuhr ich mit weit aufgerissenen Augen hoch. »Sie hat ihren eigenen Mann in den Knast gebracht?«
Zoë nickte. »Erinnerst du dich nicht? Sie findet stapelweise Unterlagen in seinem Safe, die beweisen, dass er in ein Verbrechen verwickelt ist, obwohl er es hartnäckig leugnet. Und sie ist so wütend, weil er sie nicht eingeweiht hatte, dass sie sämtliche Dokumente an die Leute vom FBI übergibt. Er wird verurteilt und wandert ins Gefängnis, wegen Geldwäsche oder so.«
Ich dachte angestrengt nach. Die Story kam mir bekannt vor – ich hatte mir ja auch keine Folge entgehen lassen. Plötzlich gärte in mir eine Idee, und ich
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