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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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unwohl in meiner Haut.
    Also fuhr ich fort: »Ich hoffe, Sie wissen noch, wer ich bin. Wir … ähm … Nun, ich, äh …« Lieber Himmel, war das schwierig. »Sie hatten mich damit beauftragt, Ihren …«
    »Ich erinnere mich«, unterbrach sie mich, als wollte sie den Rest des Satzes lieber nicht hören. »Was kann ich für Sie tun?« Ihre Gute-Laune-Stimme war offenbar für erfreulichere Anlässe reserviert.
    Ich holte tief Luft. Okay. Augen zu und durch. »Oh, gut, Sie wissen es noch!«, flötete ich in dem Versuch, ihre anfängliche Beschwingtheit zu imitieren.
    »Wie sollte ich Sie wohl vergessen.«
    »Äh, ja.« Ich kratzte mich an der Nasenspitze. »Mrs. Jacobs, normalerw …«
    »Lapelle«, korrigierte sie mich. »Ich habe wieder meinen Mädchennamen angenommen.«
    Schluck. »Verstehe.«
    Das war aber ganz schön flott gegangen.
    »Was wollten Sie gerade sagen?«
    Hörte ich da einen vorwurfsvollen Unterton heraus? Ich habe wieder meinen Mädchennamen angenommen … und daran sind nur Sie schuld! Aber vielleicht ging auch bloß meine Fantasie mit mir durch.
    »Ach, ja. Ich wollte sagen, dass ich, sobald der … der Auftrag abgeschlossen ist, normalerweise keinen Kontakt mehr zu meinen Klienten aufnehme, aber in diesem Fall … äh …
gibt es ein paar … nun …« Ich brach ab und kam mir dämlich vor, wie ich da herumstotterte. Also noch mal von vorn.
    »Hören Sie«, fuhr Anne ungeduldig dazwischen. »Ich habe nicht viel Zeit. Ich sollte schon längst …«
    »Ich benötige Ihre Hilfe«, platzte ich verzweifelt heraus.
    Es entstand eine weitere Pause, so lange, dass ich schon fürchtete, sie hätte womöglich den Hörer neben das Telefon gelegt und sich davongeschlichen. »Hallo?«, fragte ich vorsichtig.
    »Ich gebe Ihnen fünf Minuten«, sagte sie knapp. Unversöhnlich.
    »Danke.«
    Wir vereinbarten ein Treffen bei ihr zu Hause für den darauffolgenden Vormittag. Ihre kühle Reaktion überraschte mich ein wenig, nachdem sie bei unserer letzten Begegnung noch so freundlich aufgetreten war. Aber ich schätze, wenn erst die Konsequenzen abzusehen sind, wenn die Scheidungsanwälte ihre schwarze Magie praktizieren und man sich der Verletzungen bewusst wird, ist es nur natürlich, dass die Sympathien für mich schwinden.
    Ich konnte es ihr nicht verdenken, im Gegenteil. Inzwischen erwartete ich schon förmlich, dass sich die Frauen, die ich unter diesen besonderen Umständen kennengelernt hatte, mir gegenüber kühl und distanziert verhielten. Meist ist das nur ein Abwehrmechanismus. Ich finde es wirklich mehr als verständlich, wenn meine Auftraggeberinnen nicht die geringste Lust haben, mir gegenüber ein herzliches Benehmen an den Tag zu legen.
    Zugegeben, Anne hatte mich von sich aus angerufen und um Hilfe gebeten. Aber so läuft das eben. Das gehört zu meinem Job – oder vielmehr gehörte, als es noch mein Job war, Männer zu testen. Gehasst zu werden – selbst von dem Menschen, den man gerettet hat – das war schon immer Teil
der Stellenbeschreibung. Das ist wohl der große Unterschied zwischen mir und Superman. Wer von Superman aus einem einstürzenden Gebäude oder aus einem trudelnden Flugzeug geholt wird, der ist ihm ewig dankbar. Doch die Frauen, die ich aus zerrütteten Ehen oder gescheiterten Beziehungen »befreie«, sehen die Sache zuweilen ganz anders. Anne Jacobs gehörte wohl auch zu diesen Kandidatinnen.
     
    »Ashlyn«, sagte Anne, als ich tags darauf Punkt elf vor ihrer Tür stand. Es klang distanziert und war eher eine Feststellung als eine Begrüßung. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, wo sie mich auf demselben Sofa Platz nehmen hieß wie vor etwas mehr als einem Monat, als ich unter völlig anderen Umständen gekommen war. Als diese ganze Sache ihren Anfang genommen hatte. Als sich die Spione ihres Ehemannes draußen vor der Tür mein Autokennzeichen notiert hatten.
    Ich setzte mich und sah mich um. Der Raum hatte sich auf den ersten Blick nicht verändert. Alles sah mehr oder weniger gleich aus, abgesehen von der Tatsache, dass ein paar Topfpflanzen wegen der Sonneneinstrahlung etwas gedreht worden waren und ein Bild an einer anderen Wand hing, wohl, um ein etwas fröhlicheres Ambiente zu erschaffen. Doch im Großen und Ganzen war alles beim Alten geblieben, dasselbe Wohnzimmer, dasselbe Haus. Und die Frau, die da auf ihrem angestammten Platz – auf dem Sofa gegenüber von mir – saß, war dieselbe wie bei unseren letzten beiden Begegnungen.
    Und doch fühlte es sich ganz anders an,

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