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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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konnte kaum glauben, dass ich nicht schon eher darauf gekommen war.
    »Das muss ich mir ansehen.« Rasch griff ich nach der Fernbedienung und spulte vor zu der Szene, von der Zoë gesprochen hatte. Da war sie auch schon, auf Spanisch zwar, so dass ich nur jedes zweite Wort verstand, aber Gabrielles Absichten waren auch so offensichtlich.
    Sie hinterging ihren Ehemann.
    Ein glasklarer Racheakt, weil er sie zuerst hintergangen hatte.
    »¡Es tan simple!«, stieß ich hervor und sprang von der Couch auf. So viel Energie hatte ich nicht mehr verspürt, seit ich Jamie in unserem gemeinsamen Hotelzimmer in Paris hatte stehen lassen.

    Zoë starrte mich entgeistert an. »Was ist simpel?« Sie fürchtete wohl, in den Gelben Seiten einen Exorzisten ausfindig machen zu müssen, weil ein Spanisch sprechender, Desperate-Housewives -Dämon von mir Besitz ergriffen hatte.
    »Und total genial!« Von meinem Einfall beseelt, eilte ich ins Büro.
    Zoë erhob sich argwöhnisch von der Couch und folgte mir, vermutlich um sicherzugehen, dass ich nicht total durchgedreht war und womöglich mit einem Buch voller Zaubersprüche zurückkehrte.
    Ich kniete bereits auf dem Boden vor dem Wandschrank, dessen verspiegelte Schiebetüren weit offen standen. Hier bewahrte ich in einem verschließbaren Metallkasten sämtliche Akten auf. Den Schlüssel dazu hielt ich stets versteckt, damit niemand, der Zutritt zu meiner Wohnung hatte, zufällig auf den Inhalt stoßen konnte und so mein zwei Jahre lang sorgfältig gehütetes Geheimnis entdeckte. Eine Vorsichtsmaßnahme, die inzwischen überflüssig war. Zurzeit kam es mir so vor, als würde alle Welt über mich und mein Doppelleben Bescheid wissen.
    Ich zog die unterste Lade heraus und blätterte hastig die braunen Hängeordner durch. »Ich kann nicht fassen, dass ich nicht schon eher daran gedacht habe«, murmelte ich vor mich hin.
    Zoë verstand nur Bahnhof. »Wovon redest du, Jen? Hast du heute überhaupt schon etwas gegessen?«
    Ich ging gar nicht darauf ein, sondern durchsuchte weiter vor mich hin murmelnd die Schublade.
    »Jen?«, rief Zoë mahnend.
    Ich unterbrach kurz mein hektisches Suchen und hob den Kopf. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wie ich mich gegen Raymond Jacobs zur Wehr setzen kann«, verkündete ich aufgeregt.

32
    Ausradiert
    Es kommt so gut wie nie vor, dass ich eine Auftraggeberin nach Beendigung des Treuetest kontaktiere, in erster Linie deshalb, weil es nichts bringt. Es ist schon peinlich genug, einer Frau beibringen zu müssen, dass ihr Mann versucht hat, mit mir ins Bett zu gehen. Unter solchen Umständen ist eine Vertiefung der Bekanntschaft weder wahrscheinlich noch erfolgversprechend.
    Ich lieferte ab, was ich versprochen hatte, damit war meine Aufgabe erfüllt.
    Scheidung, Sorgerechtsstreitigkeiten, Therapiestunden, unbequeme Nächte auf der Couch – all das fällt für mich in die Kategorie »muss ich nicht wissen«. Ehrlich gesagt, wollte ich auch gar nichts darüber wissen.
    Aber es gibt immer Ausnahmen, und dies war wohl die erste für mich.
    Zoë stand hinter mir und verfolgte neugierig, wie ich Hunderte von braunen Aktenmappen durchblätterte, die sich äußerlich nur durch den in Druckbuchstaben geschriebenen Namen auf dem Deckblatt unterschieden.
    Ein regelrechter Ehefriedhof.
    Schließlich zog ich die Akte »Anne Jacobs« heraus. Ich
versuche zwar stets, mich von meinen Klientinnen und ihrem Leben zu distanzieren, aber als ich nun in Annes Akte blätterte, kam es mir vor, als wäre sie Teil meines Tagebuches.
    Das hier waren nicht bloß irgendwelche archivierten Daten und Informationen, das war mein Leben. Schicksale wie das von Anne Jacobs – und von meinen anderen Klientinnen – machten einen großen Teil meiner Erinnerungen an die vergangenen zwei Jahre aus.
    Ich hatte eine Entscheidung getroffen, und diese Entscheidung hatte Folgen nach sich gezogen. Und zwar eine ganze Menge, wie mein Aktenschrank hinlänglich bewies.
    Annes Akte war wie alle anderen angelegt: an der Innenseite des Deckblattes ein Foto des Testobjekts, das ich von der Auftraggeberin beim ersten Meeting zur Verfügung gestellt bekomme. Auf der ersten Seite die Eckdaten zur Auftraggeberin, gefolgt von denen, die mir über die zu testende Person vorliegen. Ich erarbeite stets einen kurzen Lebenslauf mit den wichtigsten Informationen über das Testobjekt: Name, Alter, Beruf, Hobbys, Ausbildung, Mitgliedschaften in Studentenverbindungen und dergleichen. Außerdem halte ich in Stichworten

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