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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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1989 abgeschlossen wurden.« Ich studierte das Blatt noch einmal. »Jeweils zehntausend KII-Aktien.«
    Anne nickte. »KII steht für Kelen Industries Incorporated.«
    Ich starrte ungläubig auf die Liste. Natürlich! Kelen Industries! Raymond Jacobs Automotoren-Firma. Seltsam, dass ich die Abkürzung nicht gleich erkannt hatte, obwohl ich im Zuge meiner Vorbereitungen auf den Auftrag mehrfach darübergestolpert war. Doch warum war das Datum von so großer Bedeutung? Und wen interessierte es, wenn Raymond Jacobs Dokumente besaß, die den Kauf seiner eigenen Aktien belegten? Dann fiel mir auf, was ganz oben auf der Seite stand. Ich war so auf die neongelb markierten Zeilen fixiert gewesen, das ich erst jetzt bemerkte, wem diese sogenannten Ausführungsbestätigungen gehörten – nämlich einem gewissen Kenneth Pauley. Hm. Der Name sagte mir nichts.
    »Wer ist Kenneth Pauley?«, fragte ich Anne.
    Sie lehnte sich zurück und faltete die Hände im Schoß. Wie friedlich und entspannt sie auf einmal wirkte. Als hätte man ihr eine gewaltige Last, die sie seit Jahren mit sich herumschleppte,
von den Schultern genommen. »Einer von Raymonds College-Kumpels. Die beiden haben zusammen ihren MBA gemacht und hatten angeblich seit dem Abschluss keinen Kontakt mehr. Aber wie Sie sehen« – sie wies auf das Blatt in meiner Hand – »entspricht das nicht der Wahrheit.«
    Ich starrte sie skeptisch an. Das war alles? Mehr hatte sie dazu nicht zu sagen? Ich tappte noch immer im Dunkeln. Sollte ich etwa in das Büro ihres Mannes marschieren und triumphierend verkünden: » Ha-ha, ich weiß, wer Kenneth Pauley ist! Sie sind geliefert!« Ich hatte noch immer nichts gegen ihn in der Hand.
    »Das ist noch nicht alles«, bemerkte Anne und deutete auf den Umschlag, den ich achtlos zur Seite gelegt hatte.
    Ich griff ihn mir und zog drei weitere Zettel heraus, die dem ersten verblüffend ähnlich sahen. Lauter Ausführungsbestätigungen, alle datiert auf den fünfzehnten März 1989, und überall war hervorgehoben, dass es sich um Aktienkäufe von Kelen Industries Incorporated handelte.
    Es gab nur einen winzigen Unterschied: Auf jedem Blatt stand oben ein anderer Name. Lawrence Wilson, Gary Morningstar, Weston Davidson. »Weitere College-Kumpels?«, fragte ich.
    Anne zuckte die Achseln. »Manche, ja.«
    Stöhn. Warum tat sie so verdammt geheimnisvoll? Warum konnte sie nicht einfach ausspucken, was diese dämlichen Zettel zu bedeuten hatten?
    Sie schien meinen wachsenden Verdruss zu spüren, denn sie fragte: »Wissen Sie, was am fünfzehnten März 1989 passiert ist?«
    Ich schüttelte heftig den Kopf.
    »Sie sind bei Ihrer Recherche garantiert darauf gestoßen«, sagte sie, als wollte sie die Antwort aus mir herauskitzeln. Als wäre das eine Art Abschlussprüfung. Als würden meine Karriere
und mein bisheriges Leben auf diese eine Frage hinauslaufen, und sie, freundlich, wie sie war, gab mir einen kleinen Tipp. Einen Hinweis auf die Seite im Lehrbuch, auf der die Antwort zu finden war.
    Ich versuchte, mir sämtliche Artikel und Jahresberichte in Erinnerung zu rufen, die ich im Zusammenhang mit diesem Auftrag auswendig gelernt hatte, doch die Informationen verschwammen, vermischten sich mit den unzähligen anderen Geschäfts- und Jahresberichten, die ich bei jedem einzelnen meiner Tests gelesen hatte.
    Automotoren. Daran erinnerte ich mich. Ich wusste auch noch, dass Raymond Jacobs unmittelbar nach dem Universitätsabschluss die Firma seines Vaters übernommen hatte. Irgendwo war seine Erfolgsstory geschildert worden. Er hatte den kleinen Fertigungsbetrieb seines Vaters in den riesigen Konzern verwandelt, dem er heute vorstand, und der große Durchbruch …
    »Du lieber Himmel«, stieß ich hervor. Mein Magen vollführte einen kleinen Salto.
    Anne lächelte. Sie wusste, ich war dahintergekommen. Ich hatte in meinen Gehirnwindungen die entscheidende Erinnerung aufgespürt und die Antwort erraten.
    Und wie jede stolze Lehrerin wusste sie, ich würde bei der Abschlussprüfung glänzend abschneiden.

    Raymond Jacobs fuhr entsetzt zurück. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, beobachtete ausdruckslos und ohne ein einziges Mal zu blinzeln, wie er plötzlich schwankte.
    »Was war denn am fünfzehnten März 1989?« Er versuchte, seine Panik zu überspielen, doch sie war ihm deutlich anzusehen.

    »Ich habe keine Ahnung, worauf du anspielst.«
    »Hmm.« Ich gab mich noch immer schüchtern und bescheiden. »Seltsam. Man möchte meinen, Sie hätten sich

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