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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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»Nein, danke.«

    Er nickte selbstsicher und begab sich mit dem Glas in der Hand zurück zum Schreibtisch. »Nun, was schlägst du vor? Wie sollen wir weiter vorgehen?«, fragte er, an die Tischkante gelehnt. Er tat gerade so, als wäre er hocherfreut darüber, dass er endlich auf meiner Seite sein konnte. Als wollte er sagen: Wie schön, dass wir endlich dieselbe Sprache sprechen.
    »Sie könnten die Webseite zum Beispiel einfach sperren lassen und mich nicht weiter behelligen«, schlug ich leise vor.
    Er nippte an seinem Drink, während er sich diese Möglichkeit durch den Kopf gehen ließ. »Ja, das könnte ich vermutlich«, gab er nachdenklich zurück. »Das wäre eine Lösung. Aber ehrlich gesagt, bezweifle ich, dass es die beste wäre.«
    Er hatte sichtlich seinen Spaß an der Sache. Er wusste, er hatte wieder die Oberhand, und er genoss es. Denn so war er es gewohnt, und nur so hatte er es zu dem Vermögen bringen können, das er heute besaß.
    »Wieso?«, fragte ich scheinbar verwirrt.
    In seinen Augen glänzte eine hämische Genugtuung. Er führte erneut sein Getränk an die Lippen. Es musste bitter schmecken, denn er verzog das Gesicht beim Schlucken. Dann streckte er, mit dem Glas noch in der Hand, den Zeigefinger in meine Richtung aus. »Gute Frage.«
    Er stieß sich von der Schreibtischkante ab und kam auf mich zu, nicht drohend diesmal, sondern langsam, vorsichtig, doch trotzdem zielsicher, als ginge er auf ein kleines Kind zu, das sich im Einkaufszentrum verirrt hatte und auf die Hilfe eines Erwachsenen angewiesen war.
    Er blieb vor mir stehen und zeigte auf den Platz neben mir. »Darf ich?«
    Ich sah zu ihm hoch und nickte widerstrebend, um dann ganz an den Rand zu rutschen. Er nahm am anderen Ende des Sofas Platz, den Drink in der Hand, den Arm lässig auf die Lehne gelegt.

    »Du willst also wissen, weshalb dein Lösungsvorschlag nicht der bestmögliche ist«, stellte er fest.
    Am liebsten hätte ich ihm das Knie in die Eier gerammt und ihm seinen dämlichen Drink über den Kopf gekippt, aber ich nahm mich zusammen und machte gute Miene zum bösen Spiel. Denn genau das war es für ihn: ein Spiel. Und ich spielte mit.
    Wie meine Strategie es vorsah.
    Er sollte hundertprozentig sicher sein, dass er aus dieser Partie als Sieger hervorgehen würde.
    Wie es schien, hatte er nicht das Geringste aus der Geschichte unserer Bekanntschaft gelernt. Nicht zu fassen eigentlich, dabei war er ein so erfolgreicher Geschäftsmann, der seinen klugen Entscheidungen und der Fähigkeit, die Stärken und Schwächen seiner Mitmenschen richtig einzuschätzen, zweifellos viel Macht und Reichtum verdankte.
    Er hätte wissen müssen, dass Ashlyn eine starke Gegenspielerin war. Aber er hatte wohl schon verdrängt, dass seine erste Begegnung mit der geheimnisvollen Ashlyn mit einer Niederlage seinerseits geendet hatte.
    »Ja«, erwiderte ich gespannt.
    »Nun«, er warf mir vom anderen Ende des Sofas einen vielsagenden Blick zu, »eine gute Lösung muss beide betroffenen Parteien zufriedenstellen. Und das tut dein Lösungsvorschlag leider nicht.«
    Ich starrte ihn verwirrt an, mit offenem Mund: Ich habe keinen blassen Schimmer, was Sie meinen.
    Er grinste herablassend, stieß sogar ein kehliges Lachen hervor. »Mit anderen Worten …« Er nahm das Glas in die andere Hand und beugte sich dann über die Couch, die zu unserem persönlichen Schlachtfeld geworden war. »Es springt nichts für mich dabei raus.«

    Anne Jacobs hatte körperlich wie emotional erschöpft gewirkt, als sie gestern mit einem großen braunen Umschlag zu mir ins Wohnzimmer zurückgekehrt war. Sie hatte den Umschlag fest an sich gedrückt, als fiele es ihr schwer, sich davon zu trennen. Als wäre er das Einzige, das ihr ein Gefühl von Sicherheit gegeben hatte.
    Ich wartete geduldig ab, obwohl ich sehr an mich halten musste, um sie nicht mit Fragen zu bestürmen – oder ihr den Umschlag aus der Hand zu reißen und nachzusehen, was er enthielt.
    Ich wusste, ich durfte sie nicht zur Eile drängen. Ich musste abwarten, bis sie bereit war. Also wartete ich.
    »Ich weiß gar nicht, warum ich das hier überhaupt aufgehoben habe«, sagte sie leise, den Umschlag noch immer fest umklammert. »Raymond weiß gar nicht, dass ich es habe.«
    Ich nickte, um eine verständnisvolle, mitfühlende Miene bemüht, und presste die Lippen aufeinander. Wenn ich sie auch nur einen Spalt breit öffnete, würde sich ein ganzer Schwall Fragen aus meinem Mund ergießen.
    Sie setzte

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