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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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hatte. Die Frage war wohl weniger, ob ich mich erinnerte, sondern vielmehr, warum zum Geier ausgerechnet sie mich anrief.
    »Ja, ich erinnere mich«, entgegnete ich argwöhnisch. Konnte ja durchaus sein, dass ihr noch ein paar hübsche Schimpfnamen für mich eingefallen waren oder, schlimmer noch, dass sie mir Vorhaltungen wegen der geplatzten Hochzeit oder den abgesagten Flitterwochen auf den Fidschiinseln machen wollte. Ich legte vorsichtshalber schon mal den Finger auf die »Anruf beenden«-Taste.
    »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich Sie kontaktiere. Ich habe Ihre Nummer auf dem Schreibtisch meines Vaters gefunden. Er hat keine Ahnung, dass ich Sie anrufe.«
    »Kein Problem.« Ich wusste selbst nicht so recht, ob ich das ernst meinte.
    Sie holte tief Luft. »Also, zunächst möchte ich mich für meinen Auftritt im Büro meines Vaters vor ein paar Wochen entschuldigen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich normalerweise nicht so benehme. Ich war bloß so durch den Wind, als ich hörte, dass Parker … Nun, ich war jedenfalls sehr überrascht.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Miss Ireland.«
    »Bitte nennen Sie mich Lauren.«
    »Schon gut, Lauren. Glauben Sie mir, ich habe schon weitaus Schlimmeres gehört.«
    Sie lachte nervös. »Kann ich mir vorstellen.«
    Es entstand eine verlegene Pause. Erwartete sie, dass ich etwas sagte? Wollte sie mich bloß um Verzeihung bitten oder steckte noch etwas anderes dahinter?
    »Ich rufe an, weil …«
    Okay, es gab also noch einen anderen Grund.

    »… weil ich Sie fragen wollte, ob Sie bereit wären, sich mit mir zu treffen. Auf einen Kaffee oder so.«
    Ich trat von einem Fuß auf den anderen und setzte mich schließlich auf die Bettkante. Sie treffen? Das kam so gut wie nie vor. Wozu auch? Wollte sie sich etwa mit mir anfreunden? Mit der Frau, die ihre Hochzeit verhindert hatte? Das schien mir doch etwas weither geholt.
    »Lauren, das ist wirklich nicht nötig, falls es Ihnen nur darum geht, sich bei mir zu entschuldigen. Ich habe vollstes Verständnis für Ihre Reaktion, und ich nehme sie Ihnen auch nicht weiter übel.«
    »Ehrlich gesagt, geht es um etwas ganz anderes.«
    Jetzt war doch meine Neugier geweckt. »Und zwar?«, fragte ich so höflich wie möglich. Nach meinen Erfahrungen mit Raymond Jacobs hatte ich keine Lust auf weitere unangenehme Überraschungen.
    »Das würde ich gerne persönlich mit Ihnen besprechen, wenn es Ihnen recht ist. Ich verspreche, es dauert maximal eine Stunde.«
    Mein erster Gedanke war: Das ist eine Falle. Ein Hinterhalt. Womöglich wollte sie mich in einen dunklen Keller oder auf einen verlassenen Spielplatz locken und dort mit zehn ihrer kräftigsten Freundinnen über mich herfallen. Doch nein, dafür klang ihre Stimme zu … aufrichtig. Zu bescheiden. Beinahe verzweifelt, als würde sie Rat suchen. Tja, ich war im Moment wirklich die Letzte, die großartig Ratschläge austeilen sollte, aber es konnte nicht schaden, ihrer Bitte nachzukommen. Schließlich hatte ich dieser Tage sonst nichts zu tun, und ich würde wohl kaum anfangen, zu stricken.
    Also sagte ich zu.
    Zu meiner Erleichterung schlug sie als Treffpunkt weder einen verlassenen Spielplatz noch irgendeine finstere Gasse vor, sondern ein Kaffee in Santa Monica.

    »Kennen Sie das 18th Street Café?«
    Ich lächelte. »Ja. Hübsch dort.«
    Wir verabredeten uns für den darauffolgenden Abend. Gleich nachdem ich aufgelegt hatte, fragte ich mich, ob ich es nicht doch bereuen würde, doch dann kam ich zu dem Schluss, dass mir zurzeit jede Ablenkung recht sein sollte. Denn so ungern ich es mir auch eingestand, ich fand es praktisch unmöglich, nicht ständig an Jamie zu denken. Ganz, ganz tief in meinem Hinterkopf fragte eine leise Stimme, warum ich noch nichts von ihm gehört hatte. Zumal er doch derjenige war, der im Unrecht war.
    Zugegeben, die Karte in meiner Handtasche … Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie das für ihn ausgesehen haben musste, vor allem nach der seltsamen Begebenheit damals im Sushi-Restaurant, als beinahe alles herausgekommen wäre.
    Aber er könnte doch zumindest anrufen oder eine E-Mail schicken und fragen, ob ich gut zurückgekommen war, oder?
    Er hatte mich einfach sitzen lassen, in einem fremden Land.
    Okay, ich war es gewesen, die gegangen war. Trotzdem ertappte ich mich von Zeit zu Zeit dabei, dass ich unwillkürlich und wider besseres Wissen sehnsüchtig zum Telefon sah. Trotzdem hörte ich immer wieder meine Mailbox ab, und

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