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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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ersten Schritt tun, also nicht initiieren, sondern ausschließlich reagieren.«
    »Und was dann?«, fragte sie verzweifelt, in der Hoffnung, ich könnte ihr die Antworten auf dem Silbertablett servieren: ein Reparaturset für ihre Ehe, praktisch verpackt in einem platzsparenden kleinen Köfferchen. Doch da musste ich sie leider enttäuschen. Ein Seitensprung hinterlässt tiefe Risse, die sich nicht so einfach kitten lassen. Aber es gibt eine Lösung, und genau deshalb war ich hier.
    »Mrs. Jacobs«, sagte ich sanft. »Ich liefere lediglich Informationen. Was Sie damit tun, bleibt Ihnen überlassen.«
    Sie nickte und versuchte, zu lächeln.
    Der Zettel war der erste Hinweis. Es gibt immer einen Hinweis. Es kommt nur darauf an, was man damit macht. Ignoriert man ihn und lebt einfach weiter mit der Ungewissheit, stets von Zweifeln geplagt? Oder unternimmt man etwas?

    In diesem Fall bestand der Hinweis aus einem Namen und einer Telefonnummer. »Alexis«, stand da, in unverkennbar weiblicher Handschrift, und darunter eine Telefonnummer und der Zusatz »Badehose fakultativ«.
    Ich wollte nicht gleich schwarzmalen, aber ich kenne genügend Frauen, die ständig solche Zettel verteilen – Name, Telefonnummer und irgendein lustiger Einzeiler, ein Insider-Witz als Erinnerung an das vorangegangene Gespräch. »Es gibt also niemanden im Bekanntenkreis Ihres Mannes, der so heißt?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Die Tochter unserer Nachbarn heißt Alexis, aber die ist erst zehn. Ich bezweifle, dass sie das geschrieben hat.«
    »Ich auch.« Ich nickte zustimmend und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Sie rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her. Starrte auf ihre Hände, auf die ineinander verkrampften Finger. Das war eindeutig nicht die Antwort, die sie gern gehört hätte.
    Wir saßen einen Moment schweigend da, bis sie schließlich den Kopf hob und mir in die Augen sah. »Was würden Sie tun, wenn Sie an meiner Stelle wären?«, fragte sie leise.
    Ich musterte sie mitfühlend, entschlossen, ihr zu helfen, so gut es ging. »Ich würde Gewissheit haben wollen«, sagte ich aufrichtig.

    »Wie heißen Sie eigentlich?«, fragte der Mann in der Bar.
    »Ashlyn.« Ich streckte ihm die Hand hin.
    Das ist natürlich mein Deckname. Ich verwende nie meinen richtigen Namen. »Ashlyn« existiert in Wirklichkeit gar nicht. Sie ist ein Hologramm. Die Protagonistin eines Theaterstücks, das ich schon Hunderte Male aufgeführt habe, in
Hunderten von Hotelbars. Und die Handlung ist stets verblüffend ähnlich. Seit zwei Jahren immer dieselbe Show.
    »Was für ein schöner Name«, bemerkte er und stützte entspannt die Arme auf die Rückenlehne.
    Ich bedankte mich höflich. Das hörte ich nicht zum ersten Mal. Ja, es ist ein schöner Name – genau deshalb habe ich ihn gewählt. Wenn man für eine Sache kämpft, dann braucht man einen guten Codenamen.
    »Sehr erfreut, Ashlyn. Ich heiße Raymond.«
    Das wusste ich bereits. Der Name ist eines der Basics. Und ich wusste noch mehr über den Mann, der neben mir saß.
    Mehr als auf seiner Visitenkarte stand.
    Raymond Jacobs, Geschäftsführer des zweitgrößten Automotorenherstellers in ganz Nordamerika, knapp achtunddreißig Jahre alt, lebt mit seiner Frau Anne und drei Kindern in Newport Beach, Kalifornien. Hobbys: Segeln, Golf, Skifahren, Weinproben. Für derlei hat er neben der Arbeit allerdings wenig Zeit. Er mag Sushi, aber nur, wenn es teuer ist. Blauflossenthunfisch. Billiger roher Fisch ist ihm suspekt. Er schaut sich jedes Hockey- und Basketballspiel an, an dem eine Mannschaft aus Texas beteiligt ist, denn dort ist er aufgewachsen. Er hat an der University of Texas studiert (Maschinenbau) und ein Jahr nach dem Abschluss sein College-Sweetheart geheiratet. Aber auch seiner Studentenverbindung (Sigma Phi Epsilon) hat er lebenslange Treue geschworen.
    Ich recherchiere immer sehr gründlich. Das erleichtert mir die Arbeit ganz beträchtlich.
    »Ja, ich weiß«, sagte ich mit dem Anflug eines Lächelns, wobei ich die Lippen öffnete, damit er sah, wie ich mir mit der Zungenspitze über die Rückseite der Schneidezähne fuhr.
    Sobald ich seinen Blick aufschnappte, klappte ich den Mund zu und presste die Lippen aufeinander, denn heute Abend, in der Gegenwart von Raymond Jacobs, dem Vorstand
von Kelen Industries, war es Ashlyn unangenehm, unverhohlen sexy aufzutreten. Zumal sich noch andere Menschen im Raum befanden. Sie übt diesen Trick mindestens

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