Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
zuckte bloß die Schultern. Höchste Zeit für einen Themenwechsel. Doch nach den verblüfften Mienen der drei zu urteilen, würde das nicht einfach werden. »Ach, so toll ist das
nun auch wieder nicht.« Ich legte den Kopf in den Nacken und kippte den Rest meines Drinks.
»Wenn man damit doch nur irgendwie Geld verdienen könnte«, sagte Zoë nachdenklich. Ich konnte förmlich sehen, wie sich die Zahnräder in ihrem Kopf drehten.
Ich lachte matt. »Ja, schön wär’s.«
»Oder zumindest hin und wieder einen Mann aufreißen.« John blinzelte mir zu, während er einen Schluck von seinem Bahama-Mama-Martini nahm.
»Pfff. Als hätte ich Zeit dafür.«
Sophie ergriff über den Tisch hinweg meine Hand. Sie fühlte sich warm an auf meinen klammen Fingern. »John hat recht, Jen. Wir fangen allmählich an, uns Sorgen zu machen.«
Damit war unversehens die Stimmung gekippt. Ich sah von einem zum anderen. Reihum zustimmendes Nicken. Das sah mir verdächtig nach einem Hinterhalt aus. »Was soll das heißen, ihr macht euch Sorgen ?«
Selbst Zoës Stimme klang auf einmal sanft. »Wir fragen uns eben, warum du nie mit Männern ausgehst. Überhaupt gar nie. Dabei würde es an Interessenten weiß Gott nicht mangeln. Ich hab doch miterlebt, wie dich die Kerle ansehen... Wir alle haben das schon gesehen. Und wir fragen uns, ob es neben deinem beruflichen Stress womöglich noch einen anderen Grund gibt.«
Sofort ging ich in die Defensive. »Ach, ja? Was denn für einen?«
Sophie zuckte mit unschuldiger Miene die Achseln. »Das versuchen wir gerade herauszufinden.«
Ich spürte, wie die Wut in mir aufflackerte. Allmählich konnte ich mir vorstellen, wie sich George Washington gefühlt haben musste, als herauskam, dass Benedict Arnold für die Briten arbeitete. »Ihr sitzt also herum und diskutiert mein
Liebesleben, ja? Macht ihr regelmäßig ein Brainstorming, als wäre mein Leben eine Sitcom und ihr die Drehbuchautoren? Habt ihr nichts Besseres zu tun?«
Sophie warf Zoë einen Blick zu, der darauf hindeutete, dass sie genau diese Reaktion erwartet hatte.
»Wie ihr alle wisst, habe ich sehr viel zu tun«, verteidigte ich mich. »Ich nehme meine Arbeit eben sehr ernst. Männer sind zurzeit wirklich das Letzte, woran ich denke.«
»Jen, wir machen uns doch bloß Sorgen um dich, weil wir dich lieben.« John ließ mal wieder den schwulen Softie heraushängen. »Und es ist unsere Pflicht, sicherzustellen, dass du nicht als alte Jungfer endest.«
Ich verdrehte frustriert die Augen. Zoë unterdrückte ein Kichern.
»Mal im Ernst«, sagte Sophie. »Dein letztes Date ist... ich weiß schon gar nicht mehr wie lange her.«
Ich starrte auf die aufgeweichte Serviette unter meinem Glas.
»Bist du schon mal auf die Idee gekommen, dass dein nicht existierendes Privatleben nicht nur auf beruflichen Stress zurückzuführen sein könnte?«, fragte Sophie.
Ich stützte das Kinn in die Hand. »Sondern?«
Sophie sah zu Zoë hinüber, die aufmunternd nickte. Sophie holte tief Luft. »Sondern auf die Trennung deiner Eltern zum Beispiel.«
Prompt hatte ich einen Kloß im Hals und spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich wandte mich rasch ab und blinzelte, um sie zurückzuhalten. Sophie hatte, ohne es zu ahnen, den Nagel auf den Kopf getroffen. Den wunden Punkt erwischt. Sie wusste gar nicht, wie recht sie hatte. Wenn ich diese Auseinandersetzung gewinnen wollte, musste ich einen großen Bogen um die Wahrheit machen – und um jenen schicksalhaften Tag, an dem sich mein normales Kinderleben
in etwas verwandelt hatte, das ich mir davor nie hätte träumen lassen.
Ausgerechnet jetzt ertönte das gedämpfte Klingeln meines Handys. Verärgert wühlte ich in meiner Tasche und brachte den Störenfried unverzüglich zum Verstummen. Dann umklammerte ich mein leeres Glas, um das Zittern meiner Hände zu kaschieren. »Es hat nicht das Geringste mit meinen Eltern zu tun«, widersprach ich leise, aber stur.
Wir alle wussten, das war eine Lüge, und eine durchsichtige obendrein. Doch nur ich wusste, wie weit sie wirklich von der Wahrheit abwich.
»Überleg doch mal«, drängte Sophie. »Vor drei Jahren hat dir deine Mutter eröffnet, dass dein Vater sie betrügt und sie sich scheiden lassen. Und von einem Tag auf den anderen hast du keine Zeit mehr für das andere Geschlecht. Ist doch ein klassischer Fall von...«
»Ich sage dir, es hat nichts damit zu tun«, unterbrach ich sie schroff.
Sophie ergriff erneut meine Hand. »Jen, nicht alle
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