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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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habe. Ich weiß, es geht Sie gar nichts an, und es ist nicht Ihr Problem, aber ich musste meinen Verdacht bestätigt sehen.«
    Ungefähr so muss es sich anfühlen, wenn man mit einem großen Vorschlaghammer eins übergezogen bekommt und
wie durch ein Wunder überlebt, um der Nachwelt davon zu berichten. Nicht zu fassen, dass die ganze Sache ein abgekartetes Spiel gewesen war und Tina und Hilary Bescheid gewusst hatten. Alle anderen »Wahrheit oder Pflicht«-Aufgaben hatten nur als Tarnung gedient, als Vorbereitung auf das letzte und entscheidende Manöver, das offenbar von Anfang an Mirandas Idee gewesen war. Eigentlich überraschte es mich nicht, dass sich Hilary und Tina hinter meinem Rücken zusammengetan hatten, um Mirandas Wunsch zu erfüllen. Analysten tun fast alles, um sich bei ihren Vorgesetzten einzuschleimen.
    Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Was sagt man in einer derartigen Situation? In den gängigen Benimmhandbüchern finden sich zu diesem Thema wohl kaum Ratschläge, und auch am College war es nicht zur Sprache gekommen. Kurzum, mir fehlten die Worte.
    Man stelle sich vor, wie überrascht ich erst war, als ich einige Wochen später eine »enge Freundin von Miranda Keyton« an der Strippe hatte, die mich bat, ihr denselben unbezahlbaren Dienst zu erweisen wie Miranda!
    »Ich will die Wahrheit wissen«, erklärte sie, während ich noch um Fassung rang. »Ich muss herausfinden, ob meine Zweifel berechtigt sind oder nicht. Ich muss Gewissheit haben, damit mein Leben weitergehen kann.« Ihre Worte rührten an einer Wunde tief in meinem Inneren, von der ich angenommen hatte, sie würde niemals vollständig verheilen. Doch zum ersten Mal seit Monaten hatte ich das Gefühl, wenigstens einen Teil des von mir verursachten Unrechts wiedergutmachen zu können, das meine Mutter in ihrer seligen Ahnungslosigkeit so viele glückliche Lebensjahre gekostet hatte.
    Ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen, konnte die Entscheidung nicht rückgängig machen, aufgrund derer meiner
Mutter das Recht auf Wissen verwehrt geblieben war. Aber vielleicht konnte ich zumindest dafür sorgen, dass diese Frau zu ihrem Recht kam.
    Und die nächste. Und die übernächste.
    Bis ich mich im Hier und Jetzt wieder fand. Vor einer von unzähligen Frauen, die auf der Suche nach Gewissheit waren. Mit dem winzigen Unterschied, dass diese Frau meine beste Freundin war.
    Meine Freundin, die mich im elterlichen Kombi herumkutschiert hat. Die vor mir ihre erste Periode bekommen, einen Jungen geküsst, ihren Führerschein gemacht und ihre Unschuld verloren hat und trotzdem die Zeit fand, das alles mit mir zu teilen. Die Freundin, die mit jedem Problem, jeder Frage, jedem Dilemma, jedem Nervenzusammenbruch, jeder Angst und jeder Entscheidung zu mir gekommen ist. Für die ich immer da gewesen bin. Ich war stets ihr Fels in der Brandung. Ihre Lösung, ihre Antwort, ihre Stimme der Vernunft, ihre Balance, ihr Trost... und ihre Freundin.
    Und jetzt kam sie mit diesem Anliegen zu mir.
    Das war nun der Stand der Dinge, egal, wie es dazu gekommen war.
    Wer war ich, ihr das Recht auf Wissen zu verweigern? Vor allem, nachdem ich mein Leben dem Kampf gegen die wissentliche Unwissenheit gewidmet hatte?
    »Also gut«, sagte ich zu Sophie, die mich flehentlich ansah. »Ich mach’s.«
    Sobald es heraus war, wusste ich: Ich hatte einen riesigen Fehler gemacht.

18
    Passagiere und »Fahrer«
    Sophie schob sich an mir vorbei in meine Wohnung, als wäre es keine große Sache, dass ich, ihre beste Freundin, demnächst versuchen würde, ihren Verlobten zu verführen. Sie ließ sich aufs Sofa fallen und nahm sogleich die Vorbereitungen in Angriff.
    »Okay«, sagte sie und holte ihren schwarzen Terminplaner aus der Tasche. »Eric kommt in einer Woche, um sich mit ein paar alten Freunden zu treffen. Sie werden in eine Bar gehen, sich besaufen, herumblödeln... was Kerle eben so tun. Das wäre die perfekte Gelegenheit, um ihn zu testen.« Sie notierte sich etwas in ihrem Kalender.
    Ich verfolgte es konsterniert. Man hätte meinen können, sie würde eine Überraschungsparty für ihren Freund planen und keinen Treuetest. Eine derart organisierte und ambitionierte Auftraggeberin war mir bislang noch nicht untergekommen.
    »Okay«, sagte ich vorsichtig, während sie eine leere Seite aufschlug und eifrig zu schreiben begann. Ich versuchte vergebens, einen Blick auf das Blatt zu erhaschen.
    Schließlich riss sie mit einer schwungvollen Handbewegung die Seite aus dem

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