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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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nicht eines Morgens aufgewacht mit dem Entschluss, den Rest meines Lebens verheiratete Männer auf die Probe zu stellen.
    Zu meinem allerersten Auftrag kam ich quasi wie die Jungfrau zum Kind, ganz ohne mein Zutun.
    Stanley Marshall hatte zu einem Firmen-Umtrunk in einer Bar geladen. Zu fortgeschrittener Stunde, die meisten waren bereits gegangen, begann ich mit drei Mädels aus meiner Abteilung Wahrheit oder Pflicht zu spielen. Wir hatten schon mehrere Rolling Rocks zu viel intus und konzentrierten uns bald auf die Pflichten: »Geh zum Barkeeper und behaupte, ihr würdet euch aus der Highschool kennen, und dann spiel die beleidigte Leberwurst, wenn er es abstreitet« oder »Frag die Leute an dem Tisch da drüben, ob ihnen das Essen schmeckt.« Mit jeder Runde wurden die Aufgaben pikanter. Es galt, beim Billard zuzusehen und eine zweideutige Bemerkung à la »guter Stoß« fallen zu lassen oder vor wildfremden Männern etwas nackte Haut zu entblößen. Wir amüsierten uns königlich.

    Gegen halb zwölf kam ich wieder an die Reihe.
    »Okay. Jen.« Meine Kollegin Rebecca deutete auf mich. Ihr langer, lackierter Zeigefingernagel glänzte.
    Ich strich mir zuversichtlich grinsend eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich hatte keine Angst. Meine letzte Aufgabe hatte ich erfolgreich gemeistert – ich hatte einem Mann auf die Toilette folgen, dort auf das Urinal zeigen und »Das ist aber ein komisches Waschbecken« sagen müssen. Die anderen hatten es vom Gang aus verfolgt und wiehernd abgeklatscht wie eine Horde durchgeknallter Verbindungsstudenten.
    Rebecca, Hilary und Tina wechselten vielsagende Blicke.
    »Was steht an?«, fragte ich neugierig.
    »Siehst du den Typ da drüben am Ende der Bar?« Rebecca deutete auf einen Mann im schnieken Anzug, der sich mit einem Grüppchen ebenso schick gekleideter Geschäftspartner unterhielt.
    Ich schielte unauffällig nach rechts. »Meinst du den mit dem Whiskeyglas?«
    Bei der Erwähnung des Getränks rümpfte sie die Nase. »Genau den.«
    »Okay.«
    Rebecca sah erneut Bestätigung heischend von Hilary zu Tina. »Gut. Du gehst jetzt zu ihm rüber, plauderst ein bisschen mit ihm und probierst, ob du ihn dazu bringen kannst, dass er dich zu sich nach Hause einlädt. Aber er muss es von sich aus vorschlagen.«
    Ich prustete los. »Ja, klar.«
    Doch anstatt in mein Gelächter einzustimmen, sahen mich die drei mit todernster Miene an. »Das war ein Scherz, oder?«
    Rebecca schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Los, los. Gib dir einen Ruck. Jetzt werden die Pflichten langsam richtig spannend.«

    Ich sah zu dem Betreffenden hinüber. »Das kann ich nicht!«
    »Wenn es jemand kann, dann du«, ermutigte mich Hilary.
    »Was soll denn das heißen?«, wollte ich wissen.
    »Dass du mit Abstand die Hübscheste von uns bist«, erklärte Tina. »Und wir haben die Theorie aufgestellt, dass sich kein Mann die Chance entgehen lassen würde, dich mit nach Hause zu nehmen. Egal, wann und wo, egal, was du anhast.«
    »Das ist doch lächerlich«, schnaubte ich.
    »Ganz und gar nicht«, widersprach Hilary nüchtern.
    »Hey, habt ihr das etwa von langer Hand geplant?«
    Hilary sah zu Rebecca. Sie hatten.
    »Das nicht gerade«, meinte Rebecca. »Aber wir haben ein paar Mal darüber geredet... in den Mittagspausen und so. Wir sehen doch, wie dich die Männer im Büro anglotzen.«
    Ich verzog das Gesicht. »Ist doch gar nicht wahr.«
    »Dann beweis uns das Gegenteil!«, forderte mich Rebecca heraus.
    »Aber er ist verheiratet«, wandte ich ein, als ich seinen Ehering sah.
    »Das wird ihn nicht abhalten«, stellte Rebecca zynisch fest. »Er ist und bleibt ein Mann.«
    Ich blickte verzweifelt zu Hilary und Tina, in der Hoffnung auf ein Gegenangebot. Vergebens. Offenbar waren sie alle ganz erpicht darauf, Zeuginnen dieses Spektakels zu werden.
    Bis heute kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob es am Alkohol lag oder ob sie mich schlicht überrumpelt hatten, aber ich warf einen letzten langen, zögernden Blick in die Runde, dann erhob ich mich schweigend, schnappte mir meine Handtasche und stolzierte die paar Schritte auf mein allererstes Testobjekt zu.

    Der Rest verlief mehr oder weniger nach demselben Schema wie die meisten meiner späteren Treuetests – kokette Blicke, schüchternes Lächeln, geistreiches Geplänkel, eine leichte Übertreibung meiner Beschwipstheit. Rebecca, Tina und Hilary sollten recht behalten – er lud mich zwar nicht direkt zu sich nach Hause ein, fragte aber, ob ich mit ihm irgendwohin gehen

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