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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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Siegeszug über meine Backe antrat.
    »Du kommst mir vor wie eine völlig Fremde.«
    Ich öffnete die Augen. Mehrere Tränen folgten dem Beispiel
der einsamen Vorreiterin. »Ich bin’s Soph! Ich bin noch immer haargenau derselbe Mensch. Wenn ich mich in den vergangenen zwei Jahren nicht verändert habe, wie soll ich mich dann in den letzten zwei Minuten verändert haben?«
    » Und ob du dich verändert hast!«, protestierte sie. »Du bist gar nicht die, für die du dich ausgibst. Du bist ein total anderer Mensch. Du hast sogar einen anderen Namen!«
    »Das ist doch bloß ein Künstlername«, schniefte ich. »Eine Rolle, in die ich schlüpfe. Wie im Theater oder im Film. So wie Ellen Pompeo in Grey’s Anatomy Meredith ist. Wie Evangeline Lilly, die als Kate Austen in Lost mitspielt. Ich spiele eben Ashlyn... eine Frau, die von Ehefrauen beauftragt wird, die Seitensprünge ihrer Männer aufzudecken.«
    Sophie war nicht überzeugt. » Grey’s Anatomy und Lost sind Fernsehserien. Das ist Fiktion, im Gegensatz zu dem, was du tust. Das ist real, Jen! Das sind echte Menschen! Es ist nicht so wie früher, als wir Psychologin und Patientin oder Vater-Mutter-Kind gespielt haben.« Sie zögerte. »Wer hätte gedacht, dass du als Erwachsene mal Ehen ruinieren würdest.«
    »Du wolltest mich doch engagieren!«, konterte ich und wischte mir mit dem Handrücken die Nase ab. »Du wolltest mich damit beauftragen, deine Beziehung zu ruinieren!«
    »Da wusste ich noch nicht, dass du dahintersteckst!«
    »Was macht es denn für einen Unterschied, ob ich dahinterstecke oder deine Nachbarin oder meinetwegen Marilyn Monroe? Du wolltest dasselbe wie alle meine Auftraggeberinnen. Etwas, das ich ihnen verschaffen kann: Gewissheit.« Ich fuhr mit der Hand über die weiße Decke unter meinem Knie. »Und jetzt hasst du mich dafür, dass ich es ihnen geliefert habe?«, fragte ich leise.
    Sophie antwortete nicht sofort. Ich hörte sie atmen. Wenn sie sich aufregt, geht ihr Atem immer kurz und stoßweise. »Ich brauche ein bisschen Zeit zum Nachdenken.«

    »Okay«, murmelte ich. Es stand mir nicht zu, sie von meinem Standpunkt zu überzeugen. Mit welchem Argument hätte ich sie davon abbringen können, mich zu hassen? Wie hätte ich sie noch dazu bewegen sollen, mich zu akzeptieren, mich und meine Arbeit?
    Doch als ich auflegte, wusste ich immerhin eines sicher, und dieses Wissen fand ich tröstlich: Sie würde jetzt nicht einmal mehr im Traum daran denken, ihren Verlobten auf die Probe zu stellen. Ich war endlich angekommen, auch wenn ich den längsten, holprigsten Weg gewählt hatte: Ich hatte reinen Tisch gemacht. Sophie wusste Bescheid. Keine Geheimnisse mehr. Keine Ausreden. Keine Lügen.
    Und obwohl ich mich mein Lebtag noch nie so beunruhigend leer gefühlt hatte, ortete ich tief in meinem Inneren, unter der Frustration, unter der schrecklichen Angst davor, meine beste Freundin zu verlieren, erste Anzeichen von Gelassenheit.
    Bis es eine halbe Stunde später an meiner Tür klopfte.
    Durch den Spion erspähte ich Sophies ungekämmtes Haar, ihr ungeschminktes Gesicht, ihre unvorteilhafte rosa Jogginghose. Ich setzte ein tapferes Lächeln auf und öffnete schwungvoll die Tür.
    Sie stand auf meinem Fußabstreifer, reglos, sichtlich unentschlossen, ob sie eintreten sollte oder nicht. Als wäre sie den Anweisungen ihres Routenplaners bis hierher gefolgt und wüsste nun nicht weiter.
    Ich lehnte den Kopf an den Türrahmen und sah sie mit flehenden Augen an. Nicht um Verzeihung, sondern um Verständnis flehend. Um Unterstützung. Um bedingungslose Freundschaft.
    Ich konnte nicht ahnen, dass sie hier war, um mir etwas zu sagen, das nicht so sehr ein Freundschaftsbeweis von ihrer Seite war... sondern im Gegenteil einen von mir erforderte.

    Rückblickend betrachtet, hatte ich sie unterschätzt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich upgraden lassen, einen schnelleren Prozessor zugelegt haben könnte. Dass sie die neu gewonnene Erkenntnis nicht nur akzeptieren würde, sondern diese Erkenntnis in der Folge auch ihr gesamtes Systems korrumpieren könnte. Wie ein Virus.
    Sie straffte die Schultern, sah mir geradewegs in die Augen und sprach mit fester Stimme aus, was sie sich auf dem kurzen Weg hierher unzählige Male vorgesagt haben musste: »Ich will trotzdem, dass du Eric testest.«

17
    Die Entstehung der Arten (Teil 3)
    Eigentlich bin ich eher zufällig zu meinem heutigen Job als Treuetesterin gekommen. Es war nicht geplant. Ich bin

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