Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
Terminkalender und reichte sie mir.
Ich ließ mich zögernd neben ihr nieder und versuchte mit zusammengekniffenen Augen, ihr Gekritzel zu entziffern. »Was ist das?«
»Ich habe dir Erics Hobbys, Lieblingsgerichte, Lieblingsfilme und so weiter aufgeschrieben. Könnte dir vielleicht nützlich sein.«
Wortlos starrte ich auf die Liste. Ich hätte gelacht, wäre es nicht so unpassend gewesen. Sie erledigte praktisch meinen Job für mich. Genau diese Details musste ich meinen Auftraggeberinnen sonst mühsam aus der Nase ziehen. Sophie dagegen ging die Angelegenheit mit derselben Gewissenhaftigkeit an wie einen Autokauf. Fehlten nur noch ein paar Artikel aus Fachzeitschriften, Finanzierungsmodelle und eine Zeitungsannonce, die ermäßigte Zinssätze für die Ratenzahlung verspricht. Mir war im Grunde alles recht, solange es mir die unangenehme Arbeit, die ich mir gerade aufgehalst hatte, ein bisschen erleichterte.
»Wann würde es dir passen?«, fragte Sophie. Ich riss mich von den Worten »White Castle« los, die Sophie unter Lieblings-Fast-food gekritzelt hatte.
»M-hm«, sagte ich abwesend.
»Jen!«, rief sie so schrill, dass ich das Gesicht verzog.
»Solltest du das alles nicht in dein dämliches Treo Smartphone eingeben, ohne das du keine zwei Schritte tust?«, fragte sie streng und fügte dann halblaut hinzu: »Jetzt weiß ich auch endlich, wieso .«
Ich erhob mich schwerfällig von der Couch. »Stimmt. Bin schon dabei.«
Sie beäugte mich argwöhnisch. »Sonderlich engagiert kommst du mir aber nicht vor. Im Gegenteil. Benimmst du dich bei all deinen Kundinnen so unprofessionell?«
Ich holte mein Treo und kehrte zur Couch zurück. »Mal ehrlich, Sophie, du bist nicht gerade die typische Kundin.«
Sie schürzte nachdenklich die Lippen. »Zugegeben, aber ich will trotzdem keine Extrawurst, hörst du? Keine Sonderbehandlung. Keine Ausnahmen, keine Rücksicht. Tu genau das, was du immer tust, wenn du mit den Typen flirtest.«
»Ach, jetzt ist es also auf einmal okay, wenn ich mit verheirateten Männern flirte?«
Sie zuckte die Achseln, schloss ihren Terminkalender und verstaute ihn umständlich in ihrer Handtasche. »Warum nicht? Es dient schließlich einem guten Zweck, nicht?«
»Und damit ist dir zufällig auch gedient?«
Sie verdrehte die Augen. »Bla, bla, bla.«
Ich schnaubte. »Du weißt, was das bedeutet, oder?«
Sie wandte sich zu mir um. »Was?«
Ich lehnte mich nervös zurück, die Handflächen auf die Oberschenkel gepresst. »Dass ich es Zoë erzählen muss.«
»Warum?«
»Weil John schon Bescheid weiß, und jetzt weißt du es auch, und es war noch relativ einfach für mich , es vor euch geheim zu halten, aber mal ehrlich, wie stehen die Chancen, dass ihr beide es Zoë verschweigen könnt?«
»Wie kommt es, dass John Bescheid weiß?« Sie klang überrascht und eine Spur gekränkt.
»Von mir hat er es nicht, das kannst du mir glauben.«
Sie musterte mich so neugierig, dass ich mich genötigt sah, ihr eine sehr kurze Kurzfassung der Story über meinen Celebrity-Status im Internet zu liefern, bis hin zu meinem heutigen Coup, bei dem ich herausgefunden hatte, dass Raymond Jacobs dahintersteckte.
»Und was machst du jetzt?«, wollte sie wissen.
Ich zuckte mit einem gequälten Seufzen die Achseln. »Weiß ich noch nicht. Mit ihm reden, nehme ich an?«
»Und du meinst, das nützt?« Sie schien diesbezüglich die gleichen Zweifel zu hegen wie ich.
Ich zog die Beine an und zupfte am ausgefransten Saum meiner Jeans. »Keine Ahnung. Versuchen kann ich’s ja mal.«
Schweigen.
»Also, ich bin froh, dass du es Zoë sagen wirst«, meinte Sophie schließlich.
Ich lächelte. »Ach, ja? Warum?«
Sie setzte sich aufrecht hin. »Weil sie dann endlich einsehen muss, dass ich recht hatte«, erklärte sie stolz.
Ich runzelte die Stirn. »Womit denn?«
»Du glaubst gar nicht, wie schwer es war, sie davon zu überzeugen, dass dein fehlendes Interesse an Männern ein echtes Problem ist. Sie hat immer behauptet, es läge nur an deinem beruflichen Stress, aber ich wusste, dass mehr dahintersteckt, und wie sich jetzt herausgestellt hat...« Sie verstummte, als müsste sie erst ihren Gedanken zu Ende denken.
»Liegt es tatsächlich daran, dass ich beruflich sehr gestresst bin.« Ich grinste.
Sie winkte ab. »Ach, du weißt schon, was ich meine.«
Als ich am Donnerstag aus der Dusche stieg, klingelte es an der Tür. Ich warf alarmiert einen Blick auf die Uhr. Halb sieben. Jamie wollte mich doch
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