Trias
Gesicht hinter Sprocks Rücken. Kong fummelte an irgendwas. Croy presste seinen Rücken mit der Waffentasche seitlich an die Wand.
»Hands up!«
Sprock folgte als Erster. Dann Storm. Nur Kong, der den Rücken Storms als Deckung nutzte, widersetzte sich. Croy schoss gegen die Decke des Stollens. Die Kugel prallte ab und pfiff irgendwo durch den Gang davon. Zementbrocken fielen zu Boden. Jetzt waren auch Kongs Hände in der Luft. Etwas glitzerte auf, wirbelte durch die Luft und streifte Croys Hals. Storm trat blitzschnell zur Seite und machte für Croy Platz. Der schoss, trotz des beißenden Schmerzes, in die Richtung des Generals, der aufjaulte wie ein getretener Hund. Er hielt sich die linke Schulter. Croy spürte, wie ihm das Blut in den Kragen rann. Dann erkannte er den Stasi-Agenten - und sah gleichsam wie eine Erscheinung auf ihn.
»Sieh mal an, wen wir hier haben«, knurrte Croy böse, leicht schleppend und wegen des chinesischen Generals auf Englisch.
Storm ahnte, was Croy als Nächstes plante. Er sagte schnell: »Ich bin auf Ihrer Seite. Und jetzt nicht erschrecken.« Croy blieb in Habacht-Stellung. Storms Anwesenheit hatte ihn für Sekunden aus der Fassung gebracht.
Der ehemalige Stasi-Agent langte in seine Lammfelljacke und richtete das Schießeisen auf Kong. »So, meine Herren, wir spielen jetzt das Spiel: Alles hört auf mein Kommando.« Auch er sprach Englisch.
Croy sah ihn perplex an. War das nur ein Trick von Storm? Die Gedanken jagten ihm durch den Kopf wie Windhunde bei einer Hasenhatz. Er hielt seine Waffe weiter auf die drei Männer gerichtet und wünschte, er hätte das Schnellfeuergewehr oder eine Maschinenpistole dabei.
»Tasten Sie die Männer nach Waffen ab, Storm. Machen Sie schon!«
Storm parierte sofort. Ihm war klar, dass Croy ihm misstrauen musste .
»Den Mantel weit auf, Kong«, befahl Storm. Auf dem Gesicht des Generals prangte die ganze Bandbreite von Hass und Killerfantasien.
»Kollaborateur!«, zischte er. »Lump! Verräter wie Sie sterben. Das wissen Sie.«
»Aber erst, wenn Sie nicht mehr am Leben sind, Kong.«
Croy und Storm sahen auf eine Palette drei- und vierzackiger Wurfsterne, die fein säuberlich vor und hinter einer dünnen Glasfaserfolie steckten und keinen Metalldetektor der Welt zum Winseln brachten.
»Ninja Dragon Stars!«, stieß Storm erstaunt hervor.
Croy nickte. Eines von den Dingern musste seine Haut unterhalb des Kiefers gestreift haben.
»Ausziehen!«, befahl Croy. Kong gehorchte. Er ließ den Mantel auf den Boden gleiten. Graf Sprock fasste sich ans Jackett.
»Na?«, warnte Croy. Er machte einen Schritt auf ihn zu, tastete ihn schnell ab. Aus den Augenwinkeln sah er auf Storm. Der hielt Kong weiter in Schach. Sprock war sauber.
Storm ging in die Offensive. An Sprock gewandt, sagte er: »Wussten Sie, dass der chinesische Geheimdienstchef in Ihrem Namen drei Erpresserbriefe schrieb? Darin unterstellte er Ihnen, dass Sie nicht nur Semjonow, sondern alle acht Regierungschefs wegen des Trias-Vertrags ermorden wollen, und verlangte darüber hinaus 100 Millionen Euro.«
Kong tat etwas, was Croy in dieser Situation völlig absurd erschien: Er kicherte. Seine Augen waren nur noch Striche.
Der Graf sah mit einem hässlichen Gesichtsausdruck auf den General. »Und ich habe Ihnen vertraut«, sagte er böse. »Ich glaubte, wir sitzen in einem Boot. Sie versprachen mir politisches Asyl nach meiner Rache an Semjonow. Ich glaubte, Sie kämpfen für unsere Sache, für nationale Wertgefühle, für die Freiheit von den hegemonialen Bestrebungen Amerikas...«
»Große Worte«, feixte Kong, der sich kaum wieder beruhigen konnte.
»Es war ein unverzeihlicher Fehler, Ihnen beiden zu trauen.« Sprock wirkte fast traurig. Storm reagierte nicht. Er hatte genug damit zu tun, Kong auf Abstand zu halten. Die Sammlung an Wurfsternen in dessen Mantel hatte ihn überrascht. Kong hatte sein kleines Waffenarsenal geschickt vor ihm verborgen.
Kong hatte indes aufgehört zu lachen. Er sah in zwei Revolverläufe. Immer noch erschien es ihm absurd, dass er, einer der einflussreichsten Männer des aufblühenden China, hier mit Männern stand, von denen einer ein Verräter, der andere ein Bulle und der dritte ein verweichlichter Rechtsextremer waren. Wieder verspürte er den Drang, laut aufzulachen.
»Ihr alle drei«, redete er Croy, Storm und Sprock voller Verachtung an, »seid nur Würmer, Parasiten, Nichtsnutze. Was wisst ihr denn von Freiheit und Patriotismus?« Er wandte
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