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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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gelernt hatte. Er entschärfte jede Granate einzeln und mit großer Langsamkeit. Schweiß trat ihm dabei auf die Stirn, doch seine kräftigen Hände packten wie mechanisch zu. Dabei half ihm die Multicut-Zange, die er wie ein Klempnerwerkzeug um den Zünderkopf legte und ihn so von den Geschosshülsen löste. Zwischendurch vergewisserte er sich wie ein lauerndes Tier, ob er noch immer allein war. Als die vier Zünder vor ihm lagen, waren beinahe fünfzehn Minuten vergangen. Er verpackte sie in einen seiner Rucksäcke, zog sich dennoch zur Vorsicht die Giftgasmaske über das Gesicht, nahm den Revolver in die rechte und das Funktelefon in die linke Hand. Die Granatenhülsen mit den eingebauten Giftgasflaschen trug er durch einen der Stollen zu einem Weinkeller, durch dessen Mitte eine dicke Steinwand mit einer schweren Holztür lief. Er entriegelte sie; die Luft dahinter roch so faulig wie frischer Humus. Er schob seine tödliche Fracht hinter eine Palette Rotwein aus dem Jahre 1932 und verriegelte die Tür wieder hinter sich.
    Dann verließ er den Stollen.
    Je weiter er lief, umso dunkler wurde es um ihn herum. Er setzte sein Nachtsichtgerät auf. Jetzt sah er wieder klarer. Nach seinen Berechnungen müsste er jetzt wenigstens 50 Meter vom Explosionsort entfernt sein. Er lief weiter. Nach rechts, nach links. Die Gänge schienen sich zu ähneln. Sydow hatte von einem Labyrinth gesprochen. Er sah auf sein GPS-Handy. Kein Empfang.
    Er drückte auf Anruf .
    Der Knall klang trocken und dumpf. Croy glitt schnell in eines der Nebengelasse. Es klirrte leise. Croy war an ein Weinregal gestoßen. Er presste sich an die Wand. Und dann spürte er den zunächst schwachen Luftzug, der immer stärker wurde und durch den Stollen rollte wie das freigelassene Wasser eines Staudamms. Doch die Druckwelle schwappte durch die Gänge an ihm vorbei. Dafür musste es einige der Weinregale getroffen haben. Glas zerschellte wie auf einer serbischen Hochzeit.
     
    Kong, Storm und Sprock zuckten zusammen. Obwohl sie bereits auf Strandsand standen, war das dumpfe Beben bis zu ihnen gedrungen und hatte sich sofort mit den Wellenschlägen vermengt. Eine Taschenlampe in der Hand, blickten sie auf die Bodenklappe, die unter einem ausladenden und verwucherten Stranddistelbusch am Fuße der Steilküste in die Erde eingelassen war.
    »Was war das?«, fragte Sprock mit Furcht in der Stimme.
    »Könnte ein großer Wellenbrecher gewesen sein«, meinte Storm.
    »Nein«, sagte Lee Kong alarmiert. »Hier stimmt etwas nicht. Das rieche ich. Was geht hier vor?«
    Der Graf sah eisig auf seine beiden Besucher.
    »Wer weiß, was für Fliegen Sie mit Ihrer Spur angelockt haben!«
    »Langsam, meine Herren«, versuchte sich Storm in Verharmlosung. Doch in Lee Kong schaukelte sich etwas hoch.
    »Was soll das heißen, Mister Sprock? Halten Sie uns für unprofessionell?«
    Storm bewegte sich unmerklich von den beiden weg. Doch der General war auf der Hut. Er drehte sich nach ihm um.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ich denke, wir sollten uns mal ein Bild von der Lage machen. Dann wissen wir, ob dieses dumpfe Geräusch aus dem Stollen kam.«
    »Bleiben Sie hier!«, befahl Kong. »Wer weiß, was uns dort erwartet.«
    Sprock hatte sich gerade die nassen Hände an seinem weißen Jackett abgewischt. Sie hinterließen graue Streifen. »Dieses Donnergeräusch kam aus der Richtung des Hauptraumes. Was ist, wenn es die Granaten, die Panzerfäuste, die Revolver, die Munition, also all das erwischt hat?«
    »Hören Sie auf zu jammern, Sprock. Wir müssen klar denken.« Der General versuchte, das Zepter in der Hand zu behalten. Storm preschte vor.
    »Ich schlage vor, wir sehen uns draußen mal ein wenig um. Als wir kamen, ging hier unten am Strand nicht ein einziger Soldat Wache.«
    Sprock und Kong sahen ihn merkwürdig an. Der General sagte hektisch: »Halten Sie diesen Vorschlag nicht für viel zu riskant?«
    »Wenn wir nicht zurückkönnen, gibt es nur ein seit- oder vorwärts«, erwiderte Storm. »Ich sehe links und rechts von mir nur Strand, aber vor uns eine Klappe, hinter der was lauern könnte.«
    »Eine Möglichkeit gibt es noch«, warf Sprock dazwischen. »Den Abwasserschacht. Ein sehr schmaler Tunnel, der hinüber zum Hotel Albatros und dann weiter ins Meer führt.«
    »Warum wissen wir von dem noch nichts?«, fragte Kong.
    »Er war die Antwort auf die Frage, von wo aus wir die Giftgasgranaten abfeuern werden«, antwortete Sprock.
    »Aus einem Tunnel?«, bohrte Kong

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