Trias
Ende des Luftschachtes. Er verdrängte den Gedanken an das Risiko, mitten in eine Ansammlung von Terroristen zu springen, und entschied sich für den freien Fall. Das Überraschungsmoment zumindest war auf seiner Seite.
Mit einem kräftigen Ruck enthakte er das Seil, das mit einem lauten Pfeifen nach oben zurückschnellte. Als Croy den Boden des Schachtes berührte, gab er augenblicklich nach. Er fiel mit den Füßen voran durch die Decke des Raumes unter ihm, schrammte dicht an Regalecken vorbei, riss dabei einen Teil von Sprocks Proviant mit und landete hart auf dem Betonfußboden. Zementbrocken und Schilfrohr, die Überreste der Decke, prasselten auf ihn herab. Seine Knie knickten ein, er fiel zur Seite, sprang aber sofort wieder auf die Füße, zog dabei einen der Revolver aus dem Gürtel und hielt ihn dicht vor sich. Seine Mündung zielte in den Raum. Er war allein. Vor ihm standen der Tisch mit der Panzerfaust, eine Giftgasgranate, drei Gläser und ein halbvoller Wasserkrug. Sein Atem rasselte. Beim Fall durch die Decke war ihm die Sauerstoffmaske verrutscht. Aber die Luft hier unten schien besser zu sein als die im Schacht. Er schob sich die Maske auf die Stirn. Croy lauschte erneut auf Geräusche. Alles ruhig. Er ordnete seine Gedanken, die zwischen Genugtuung und Unbehagen hin und her rasten.
Croy hatte das Gefühl, einen Volltreffer gelandet zu haben, doch wo waren die drei Männer? Und wie sicherte er die Granaten? Sein Blick fiel auf die beiden olivgrünen Holzkisten. Er klappte sie auf und sah beeindruckt auf die vier Panzerfäuste und die Revolver. Seine Augen verengten sich. Noch immer hörte er nur sich selbst. Er blickte sich vorsichtig um. Die beiden abgehenden Schächte schienen ohne Bewegung zu sein. Sein GPS-Gerät zeigte nur den einen festen Punkt. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend und den Revolver vor sich gerichtet, durchquerte er den Raum, betrat den ersten Gang, spähte in die Nebengelasse und sog dabei den schweren Geruch von Wein, Moder und Holz ein. Keine Spur von den Männern. Er zog sich in den Hauptraum zurück.
Ihm blieb wahrscheinlich nicht viel Zeit, das wusste er. Dennoch hielt er kurz inne. Er durfte sich keinen Fehler leisten. Eine überhastete Entscheidung würde die schlimmsten Konsequenzen nach sich ziehen.
Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder, er nahm die Waffenkisten und die Granaten an sich, wartete, bis die Männer zurückkamen, und überwältigte sie dann. Allerdings gab es ein paar offene Fragen. Würden sie bewaffnet sein, wie viele waren es mittlerweile, was, wenn nicht alle zurückkamen? Das waren verdammt viele Unsicherheiten. Oder er vernichtete das Zeug mit seinen Sprengstoffstäben. Dann wäre die gröbste Gefahr erst mal gebannt. Aber die Explosion konnte die Stollen verschütten, vielleicht trat sogar Giftgas durch die maroden Decken nach oben aus? Er konnte niemanden warnen. Von hier unten drang kein Signal nach außen. Außerdem würden die Männer die Explosion wahrscheinlich hören und wären gewarnt.
Beide Vorgehensweisen steckten voller Risiken. Croy wog noch einmal seine Überlegungen ab und traf eine Entscheidung.
Er hob die Panzerfaust vom Tisch und legte sie in die längliche Kiste zurück. Die kürzere Kiste mit den Revolvern stellte er dazu, entnahm der größten seiner Westentasche eine Stange C4-Sprengstoff, schob sie auf eine schmale Stahlhalterung und verdrahtete sie mit zwei kurzen Elektroschnüren. Das Päckchen verband er mit einer winzigen Röhre Initialsprengstoff und schob zwei Verbindungsdrähte in einen winzigen Sender ohne Zeitschaltuhr. Die Minibombe platzierte er zwischen die beiden Kisten. Dann schaltete er das Funktelefon mit der präparierten SIM-Karte ein und wählte eine Nummer. Er musste nur noch auf den Anrufknopf drücken.
Blieben noch die Stahlröhren. Sollte er die Senfgasgranaten in den Metallhülsen belassen und mit sich schleppen? Ihm war klar, dass er sterben würde, wenn ein Großkalibergewehr seine Waffentasche und die Stahlröhren durchschoss. Der Aufprall eines Projektils würde reichen, die Granate zu zünden. Wenn das geschah … Er verdrängte die Gedanken und traf eine weitere Entscheidung. Vorsichtig nahm er jede einzelne Granate aus ihren Metallhülsen. Die Zünder mit der Sprengladung waren oben aufgeschraubt und versiegelt. Nur durch eine enorme Druckeinwirkung oder durch große Hitze würde der Initialsprengstoff die Granate zur Explosion bringen. Croy tat, was er in seiner Ausbildung
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