Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
lächelte sardonisch. «Möglich. Wir werden die Sache schnell über die Bühne bringen – und die Zentrale wird noch bestehen bleiben, wenn Sie längst schon wieder auf Baikasch sind, Herr Konsul.»
Dann nutzt die Richterin diese Suche als Vorwand für einen autarken Posten hier auf Rok, jenseits der Verantwortung des hiesigen Rechtsprechers, erkannte Anston. Sein Respekt gegenüber der Richterin wuchs.
Unvermittelt hob Jans eine Hand und entschuldigte sich, dann schien es, als lausche er einer Stimme, die niemand sonst hören konnte. Er hat ein Implantat, dachte Anston.
Gehirnimplantate waren bei Personen beliebt, deren Arbeit es erforderte, jederzeit auf eine Unmenge von Daten zugreifen zu können. Es gab künstliche Gedächtnisse, gespeicherte Informationen waren dort gut geordnet, schnell auffindbar und konnten jederzeit abgerufen werden. Sehr verbreitet waren auch Kommunikationsimplantate, Sende- und Empfangsstationen direkt im Gehirn. Anston vermutete jedoch, dass Jans Bruner ein multifunktionales Mensch-Computer-Implantat hatte, mit Speicherkapazität, Kom-Fähigkeiten und wohl auch manipulativen Möglichkeiten, durch die er direkt auf jeden Computer zugreifen und ihn bedienen konnte.
Im nächsten Moment wies Jans in Richtung Bürotür. «Wir bekommen Besuch.»
Sana stand auf und öffnete die Tür einem beleibten Mann, der daraufhin in Jans’ Büro stapfte. Anston hatte Fried Tontrauss, den Rechtsprecher Roks, schon bei diversen diplomatischen Anlässen getroffen und sich von ihm möglichst ferngehalten; er hatte auch jetzt nicht vor, mit dieser Tradition zu brechen.
Tontrauss begrüßte die Anwesenden überschwänglich und setzte sich neben Anston. «Da bauen Sie sich ja einen beeindruckenden Stützpunkt, Herr Sonderermittler.»
Jans schien sich seine Erwiderung im letzten Moment noch einmal zu überlegen und sagte stattdessen: «Wir hoffen, ihn morgen voll betriebsbereit zu haben.»
«Nur frage ich mich, ob es nicht vergeudete Mühe ist», sagte Tontrauss besorgt. «Rok besitzt funktionierende Polizeistationen, und ich hätte Ihnen gern eine zur Verfügung gestellt, die Ihrem Auftrag angemessen gewesen wäre.»
Jans lächelte nichtssagend. «Das ist sehr großzügig. Doch wie Sie sehen, kommen wir sehr gut zurecht.»
«Das sehe ich in der Tat.» Tontrauss drehte sich um und blickte durch Schleierglaswände hinaus. Er konnte die Unruhe nicht aus seiner Stimme verdrängen. «Sollte ich Ihnen behilflich sein können, werde ich Ihnen natürlich jede Unterstützung zukommen lassen, die Sie für Ihren Auftrag benötigen.»
«Danke», erwiderte Jans. «Ich werde bestimmt darauf zurückkommen.»
Da haben sich ja zwei getroffen, dachte Anston. Feinde ab dem ersten Händedruck.
Tontrauss beugte sich vor. «Nun, Sonderermittler, ich werde jetzt gleich viel besser schlafen können, mit dem Wissen, ein schwer bewaffnetes Einsatzkommando der Richterin zu meiner Verfügung zu haben.»
«Verzeihung», sagte Sana. Sie zog aus der Innentasche eine Datenrolle und übergab sie Tontrauss. «Hier liegt leider ein Missverständnis vor. Wir sind mit einem Spezialauftrag auf Rok und agieren auf Anweisung von Richterin Fey persönlich.»
Tontrauss’ Gesicht wurde zu einer Maske. Er drehte die kleine Rolle zwischen seinen Fingern. «Haben Sie einen Datenblock, damit ich dies hier nachlesen kann?»
Der Rechtsprecher sieht seine Felle davonschwimmen, dachte Anston. Wenn er nicht mehr die Kontrolle über die Polizei hat, wird er seinen Einfluss bei den Banden verlieren. Vielleicht werden sie sogar seine Bestechungsgelder kürzen.
«Natürlich.» Jans griff in eine Schublade seines Schreibtischs und reichte Tontrauss das Gewünschte. Während dieser das Schriftstück überflog, wurde Jans’ Blick wieder verträumt – er lauschte einer Nachricht, die direkt in das MeCom-Implantat gesendet wurde. Im nächsten Augenblick erhob er sich.
«Es tut mir leid, Rechtsprecher, doch die Pflicht ruft. Frau Arsan wird Ihnen weiteren Fragen gerne beantworten. Wenn Sie mich und den Konsul entschuldigen würden.»
«Bitte kommen Sie», sagte Sana.
Der Rechtsprecher erhob sich unwillig und zog die Datenrolle aus dem Block. «Auf gute Zusammenarbeit, Major.»
Jans’ Blick wurde hart bei dieser Anrede. «Auf gute Zusammenarbeit», erwiderte er kühl.
Als sie allein waren im Büro, sagte Jans kein Wort, sondern sah nachdenklich die Tür an, die Tontrauss hinter sich geschlossen hatte. Dann wandte er sich Anston zu und lächelte.
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