Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Korridor, gefolgt von einer Truppe Männer und Roboter. «Sie werden gleich hier sein.»
Blaines erster Impuls war es, das Seil wieder hinaufzuklettern, doch er verwarf den Gedanken gleich wieder. Er zog die Armbrust und löste das Kabel vom Bolzen. Dann nahm er das Seil, das aus der Versorgungsröhre hing, steckte es an den Bolzen und zielte auf das Loch in der Decke. Er feuerte den Bolzen ab, der das Seil mit sich zog und in der Röhre verschwand. Gut drei Meter des Seils hingen noch von der Decke, aber man konnte es nur sehen, wenn man direkt nach oben sah.
Blaine drehte sich zu seiner Schwester um. «Gehen wir.»
***
TyMar gab den Zugangscode ein, und das Tor zum Frachtraum öffnete sich. Hell erleuchtet lag der große Raum vor ihnen, darin irgendwelche Geräte, die Anston mehr an exotische Skulpturen als an Gegenstände des Alltags erinnerten. Ihre Formen schienen eher gewachsen, als erzeugt zu sein. Jeder der Gegenstände unterschied sich von den anderen, hatte etwas Einzigartiges. Und doch, trotz all dieser Individualität in der Form, schienen sie ergonomisch und für einen bestimmten Zweck entworfen, nicht schön um der Schönheit willen.
Jans und seine Truppe schienen keinen solchen Gedanken nachzuhängen. Er und Ingersen betraten den Raum, flankiert von den Kampfrobotern. Die Roboter schwärmten mit programmierter Präzision aus und überprüften den Raum.
«Ist das die vollständige Sammlung?», fragte Jans und sah TyMar an.
«Alles, was ich auf dem Markt finden konnte», antwortete TyMar.
«Sie haben jedes einzelne Stück selbst gekauft?»
«Nun, ich habe Mittelsmänner, die den Markt beobachten und stets nach Exotischem Ausschau halten. Ich bin Künstler und muss meinem Publikum etwas Aufregendes bieten. – Hören Sie, Herr Sonderermittler, es war nie meine Absicht –»
«Meldung», sagte eine emotionslose Stimme. Alle sahen den Roboter-Offizier an, der mit einem Waffenarm zur Decke zeigte. «Jemand hat versucht, sich unrechtmäßig Zutritt zu verschaffen.»
Alle blickten zur Decke und bemerkten nun auch das rechteckige Loch, aus dem ein Seil baumelte. «Ist da noch jemand?», fragte Jans, der augenblicklich seine Waffe in der Hand hielt.
«Negativ», meldete der Roboter. «Ich orte keine Lebewesen oder Roboter in dem Versorgungsschacht.»
«Zwei von euch untersuchen die Röhre! Und nehmt euch, wenn nötig, Verstärkung!»
«Zu Befehl.» Zwei Roboter sprangen mit einem Satz in die Höhe, und bevor sie von der Schwerkraft wieder herabgezerrt werden konnten, aktivierten sie ihre Levitatoren und schwebten in die Öffnung. Sie verschwanden im Dunkel, man hörte sie leise durch die Röhre kriechen.
Jans kam zu Anston herüber. «Ich habe unsere Gleiter informiert. Wir werden die Artefakte sofort abtransportieren.»
«Das können Sie nicht tun!», protestierte TyMar. «Wie soll ich denn meine Show ohne sie aufziehen? Alle Vorstellungen sind ausverkauft! Wenn ich sie platzen lassen muss, bedeutet das einen beträchtlichen Verlust für mich. Wer kommt für den Schaden auf?»
«Das dürfte noch Ihr geringstes Problem sein, Herr TyMar», sagte Jans kühl. «Ich verhafte Sie hiermit wegen schwerwiegender Verstöße gegen die Reichssicherheit. Nehmt ihn in Gewahrsam!»
Zwei Roboter postierten sich links und rechts von TyMar, der überrascht und verängstigt die Augen aufriss.
***
Unter ihnen klatschten Wellen gegen den gebogenen Rumpf der Goldenen Kimmung – zwanzig Meter freier Fall würde das Wasser beim Aufprall hart genug machen, um ihre Knochen zu brechen. Selbst wenn sie den Sturz überlebten, niemand würde sie bemerken und ihnen zu Hilfe kommen. Sie waren vielleicht fünfzig Kilometer von der nächsten Küste entfernt und das Wasser hatte eine Temperatur von wenigen Grad über Null. Ein falscher Tritt, nicht genügend Halt – und es wäre vorbei mit ihnen.
Ein weiteres Mal verdrängte Blaine aufkommende fatalistische Gedanken und konzentrierte sich allein darauf, was zu tun war: nach Halt suchen, den Arm strecken, greifen, das Bein an der Außenwand hochziehen, wieder nach Halt suchen, und so weiter. Alles andere hatte im Moment keine Berechtigung, seine Aufmerksamkeit zu stören. Die Muskeln schmerzten noch nicht so sehr, aber die Finger wurden klamm durch den nasskalten Wind der See. Mehr und mehr wich das Gefühl aus ihnen. Die Handschuhe waren feucht und rutschig. Trotzdem schaffte er Meter für Meter nach oben – und bekam schließlich eine Stange zu fassen. Er
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