Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
den Sicherheitskräften niedergeschossen werden. Er versuchte angestrengt, alle negativen Überlegungen aus seinem Bewusstsein zu verdrängen, während er immer tiefer sank und schließlich nur noch drei Meter vom Boden entfernt war. Von dort aus zielte er mit der Armbrust eine Handlänge neben die Kontrolltafel an der Wand. Er drückte ab und der Bolzen sauste durch die Luft, hinter sich ein dünnes Kabel herziehend, das geräuschlos abgerollt wurde. Die Bolzenspitze schlug in die Metallwand und blieb stecken. Per Knopfdruck wickelte sich das Kabel an der Armbrust wieder auf, und während Scyna von oben immer mehr Seil gab, wurde Blaine in Richtung Kontrolltafel gezogen. Langsam näherte er sich der Wand. Als er sie erreicht hatte, hielt er sich mit der linken Hand am Bolzen fest und zog am Seil, um Scyna zu signalisieren, nicht noch mehr nachzugeben. Sie reagierte sofort und hielt ihn auf dieser Höhe. Blaine war sich bewusst, dass dies für seine Schwester ausgesprochen kraftraubend sein musste, und hoffte, die Kräfte würden sie nicht vorzeitig verlassen.
Mit der Rechten drückte er einen Stecker in die genormte Datenbuchse der Konsole, aktivierte seinen MeCom-Adapter und im nächsten Moment war er mit dem Sicherheitscomputer verbunden, der diesen Lagerraum kontrollierte. Blaine schloss die Augen und tauchte ein.
Sein Eindringen wurde flankiert von mehreren Schutzprogrammen, die er größtenteils selbst geschrieben hatte. Die ersten Sekunden waren immer entscheidend: Entweder man wurde akzeptiert – oder als Eindringling entlarvt. Die Täuschung funktionierte, vermutlich auch deswegen, weil er durch ein Terminal einstieg, das innerhalb eines als sicher geltenden Raums lag. Schnittstellen zwischen der physikalischen und der virtuellen Welt, von denen her man einen Angriff nicht erwartete, waren meistens nicht so gut bewacht. Der Aufwand hat sich gelohnt, dachte Blaine.
Er hatte jedoch keine Zeit, sich auf die Schulter zu klopfen. Die internen Sicherheitsprogramme des Systems konnten seine Deckung jederzeit durchbrechen, und die Anstrengung wurde für Scyna jede Sekunde größer. Blaine erreichte den kühlen, klaren Zustand von Gedanken, den er so schätzte, ohne sich diesem Genuss hingeben zu können. Sein ganzes Bewusstsein war nur auf ein Ziel gerichtet. Er musste den Code zur Deaktivierung der Sicherheitsanlagen finden.
Auf den üblichen Wegen schien es ihm jedoch nicht zu gelingen. Der Code selbst wurde nicht im Terminal gespeichert, sondern in einem peripheren Gerät. Die Schutzmauern auf dem Weg dorthin waren sehr eng und der Weg zu verzweigt. Also griff er zu einem anderen Mittel. Er manipulierte die Uhr des Terminals und stellte sie eine Woche vor. Nichts geschah. Eine weitere Woche – und tatsächlich: Es wurde ein Programm gestartet, auf das er gehofft hatte. Üblicherweise wurde der Nutzer nach einer gewissen Zeit aufgefordert, ein neues Passwort einzugeben. Dafür erschien ein Feld, in dem nach dem alten gefragt wurde. Diese Routine war normalerweise nicht zu beeinflussen, deshalb floss der zugehörige Datenstrom relativ ungeschützt – und Blaine fand den Weg an den Ort, wo das aktuelle Passwort hinterlegt war. Er grinste und stellte die Uhrzeit wieder richtig.
Er zog sich aus dem virtuellen Raum zurück und kappte die physikalische Verbindung zur Schnittstelle. Dann aktivierte er die Kontrollen und gab das Passwort ein. Der Rechner akzeptierte es. Licht durchflutete den Raum, die Überwachungssensoren wurden ausgeschaltet.
Blaine zog am Seil, und Scyna ließ ihn zu Boden gleiten. Er klinkte sich aus und steckte die Armbrust wieder an den Gürtel. Vom Terminal aus schaltete er die Flurkameras auf den Monitor, damit sie sehen konnten, wenn sich jemand über den Flur näherte.
Den Rucksack auf dem Rücken seilte sich Scyna nun selbst ab und landete federnd neben Blaine. «Na, das haben wir doch fein hingekriegt.»
Blaine nickte. «Jetzt müssen wir nur noch abgeholt werden.» Er aktivierte den Kommunikator und sandte Rix eine Nachricht. Als er keine Antwort erhielt, runzelte er die Stirn und versuchte es erneut. Besorgt wechselte er in den Sprachmodus und sagte: «Rix, hier Blaine. Wenn du mich hörst, antworte mir! Wir können jetzt abgeholt werden.» Wieder keine Antwort. Blaine drehte sich zu Scyna, die am Kontrollpult stand. «Er antwortet nicht.»
«Das ist nicht das einzige Problem», sagte Scyna und trat zur Seite, damit Blaine auf den Monitor sehen konnte. Er erkannte TyMar im
Weitere Kostenlose Bücher