Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
von der Wand und kam zurück. Er führte ihn so, dass sie sich betrachten konnte, ohne sich aufrichten zu müssen. Ihr rotbraunes Fell war gewaschen worden. Ihre dreieckigen Ohren standen aufrecht. Über einer spitzen Schnauze lagen Augen, in deren Schwärze keine Emotion zu sehen war. Sie trug einen dünnen Kittel, der hinten weit genug geschlitzt war, um ihrem buschigen Schwanz Platz zu geben. Man hatte ihr linkes Bein rasiert, auf heller Haut klebte der heilende Verband. Sie erschrak. Unter einem durchsichtigen Gelee sah man deutlich die offene Wunde: Rotes Fleisch, nicht mehr als eine in Form gehaltene rohe Masse, in der sie den weißen Knochen zu sehen meinte. Diese Wunde würde lange brauchen, um völlig zu heilen, wenn überhaupt. Gefäße und Sehnen und Muskeln mussten irreparabel beschädigt sein.
Mizra war einen Schritt zurück getreten und vermied es, ihr Bein anzusehen. «Das war eine ziemliche Sauerei, aber ich konnte Sie ja in kein Krankenhaus bringen», sagte er gepresst. «Jeder Doktor hätte ihren Körper sofort an die Merds verkauft oder seine eigenen Experimente mit Ihnen gemacht. Der Medoroboter hat fast vierzehn Stunden allein für das da», er wies fahrig auf die Wunde, «gebraucht. Sie sollten auf alle Fälle einen guten Chirurgen aufsuchen, wenn Sie wieder heim fliegen.»
Tischara winkte, und er brachte den Spiegel weg. Der Medoroboter arbeitete unbeeindruckt weiter. Der Gedanke, von einer Maschine behandelt zu werden, gefiel Tischara nicht. Sie war aber offensichtlich nicht in der Lage, Ansprüche zu stellen.
Mizra trat hinter sie und zog Vorhänge beiseite. Schwaches Tageslicht fiel in den Raum. Dann ging er an die rechte Bettseite, damit er ihre Wunde nicht sehen musste. Anders als Tischara, war seine Schnauze viel kürzer und er besaß keinen Schwanz. Dies waren chirurgische Veränderungen gewesen, damit Mizra seinen Dienst auf Rok tun konnte. Er war Gondha-Priester, mit dem Auftrag, für sein Volk zu spionieren. Dazu war es unerlässlich, nicht sofort als Iril erkannt zu werden, daher auch das gefärbte Fell, das ihn wie einen Nostoker aussehen ließ. Er lebte seit Jahren auf Rok, und er hatte sich dieser Welt besser angepasst, als es gut für ihn gewesen war. Als Tischara ihn vor wenigen Tagen – wie lange bin ich schon hier? – aufgesucht hatte, damit er sie bei der Suche nach den gestohlenen Geräten unterstützte, hatte sie einen Säufer vorgefunden, der in einem verschimmelten Drecksloch wohnte. Tischara war sich sicher, dass sie sich nicht in diesem Haus befanden; dieser Ort roch anders. «Ich habe Stimme gehört», nuschelte Tischara. «Sie haben gesungen.»
«Das wollte ich Ihnen gerade erzählen.» Er sah verlegen drein. «Ich erhielt ihren Hilferuf. Er war schwach und ich wusste, Sie brauchten sofort Hilfe. Also schickte ich Freunde, um Ihnen zu helfen. Sie haben Sie gerettet, Gesegnete.»
«Was für Freunde?»
«Eianer. Wir befinden uns gerade in ihrer Kirche.»
«Sie haben mich in diesem Zustand in die Hand von Menschen gegeben?» Tischara schrie fast, und ihre Schnauze schmerzte. Sie wäre am liebsten aufgesprungen und hätte diesen Mizra gestraft. Wie konnte er sie nur in diese Situation bringen? Seit Generationen überlebten die Iril nur, weil sie jeglichen Kontakt zu anderen Völkern so gut sie konnten unterbanden – und jetzt lag sie hier, schwach und seit Tagen Menschen ausgeliefert. «Sind Sie verrückt geworden?»
Mizras Haltung straffte sich, und als er sprach, lag Zorn über die Zurechtweisung in seiner Stimme. «Ich habe das einzig Richtige getan. Sie lagen bewusstlos neben einem Schiff der Arkanen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die sie gefunden hätten. Ich war nicht in der Lage früh genug bei Ihnen zu sein, meine Freunde aber schon. Sie brachten Sie hierher, in diese kleine Kirche im Wald. Wären Sie lieber den Arkanen in die Hände gefallen? Dann lägen sie jetzt in einem Labor und man würde an Ihnen herumexperimentieren. Ich denke, dies hier», er machte eine Geste, die den Raum einschloss, «ist die weitaus bessere Alternative. Wir sind in einer eianischen Kirche. Diese Leute, werden uns niemals an die Arkanen oder die Merdianer verraten. Darauf mein Wort!»
Tischara war überrascht über die Veränderung, die Mizra in den letzten Tagen durchgemacht hatte. Von dem versoffenen Wrack war kaum etwas zu erkennen. Aber auch wenn er in dieser Krisensituation richtig gehandelt hatte – wovon sie noch nicht überzeugt war –, lauerte der Trinker
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