Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
immer noch in ihm. Er kann jederzeit wieder stürzen, dachte Tischara. Kann ich mich auf ihn verlassen? «Was ist mit meinem Entführer?»
«Seine Leiche liegt in einem der Kellergewölbe. Auch seine Ausrüstung.»
«Niemand rührt ihn an, dafür mache ich Sie persönlich verantwortlich, Mizra!»
«Wie Sie wünschen, Gesegnete.» Mizra sah zu Boden und sagte so sachlich er konnte: «Wir hätten die Bedrohung durch die Arkanen ernster nehmen müssen.»
Ihr Stand hätte es Tischara erlaubt, ihn wegen dieses Vorwurfs zu tadeln, sie unterließ es. Immerhin hatte er sie vor den Arkanen gewarnt, aber Tischara hatte seinen Rat nicht beherzigt.
So fuhr Mizra fort: «Seit ihre Ordensbrüder von uns der Spionage überführt und verurteilt wurden, haben die Arkanen alles versucht, um sie zurückzubekommen: sie haben verhandelt, gebeten und gedroht. Jetzt sahen sie die Chance, eine Geisel gegen eine Geisel zu tauschen.»
«Wieso, glauben Sie, haben die Arkanen nicht Sie entführt, Mizra? Sie sind ebenso Iril wie ich.»
«Nein, das bin ich nicht.»
Er hat recht, dachte Tischara. Ein Austausch mit ihm wäre unmöglich gewesen, aber mit mir als Druckmittel, einer Gesegneten, wäre es möglich. «Wissen die Arkanen so viel über uns?»
Mizra machte eine unbestimmte Handbewegung. «Ich weiß es nicht. Es wäre gefährlich, sie zu unterschätzen.»
Tischara würde zu gegebener Zeit weiter darüber nachdenken. Jetzt gab es etwas anderes, was sie interessierte. «Was ist mit den geraubten Stücken passiert?»
«Die Merdianer haben sie.»
Tischara schloss vor Enttäuschung die Augen. Es darf nicht alles umsonst gewesen sein! Wenn die Merdianer das Omniudara enträtseln, wird es Krieg geben. «Wie lange?»
«Sie holten es an dem Abend, als Sie entführt wurden, Gesegnete. Ich erfuhr es durch einen Spitzel auf der Goldenen Kimmung. TyMar ist verhaftet worden.»
«Wo sind die Sachen jetzt?»
«Auf irgendeinem Schiff, vermute ich. Auf Rok sind sie jedenfalls nicht mehr.»
Vielleicht gibt es noch eine Chance, das Unheil abzuwenden. «Ich muss…», begann Tischara und wollte aufstehen. Sie wurde vom Schwindel überwältigt und fand sich wenig später in ihrem Bett liegend wieder.
Mizra stand dicht bei ihr. «Sie müssen zu Kräften kommen, Gesegnete. Wir wissen nicht, wohin die Merdianer die Sachen bringen – also wie wollt Ihr sie verfolgen?»
«Ich muss das Omniudara retten!», stieß Tischara hervor.
«Das werden wir», sagte Mizra beruhigend.
Tischara sah ein, dass sie in ihrem Zustand vorerst nichts unternehmen konnte. Das Wichtigste ist,schnell gesund zu werden, nahm sie sich vor. Bis dahin wollte sie sich ein besseres Bild von ihrer Situation machen. «Ich will mit Ihren – Freunden sprechen.»
Mizra sah zufrieden aus, dass sie seine Ratschläge nun ernst nahm – anders als bei ihrem letzten Treffen. «Ich hole den Pfarrer, der diese Gemeinde leitet.»
Tischara setzte sich langsam auf und nahm das Kissen, um ihren Rücken zu stützen. Sie wollte nicht schwach vor dem Pfarrer wirken. Mit einem leichten Schauer, warf sie die Decke über ihr verletztes Bein.
Kurz darauf erschien ein Mensch. Er roch angenehm nach Mandeln, seine Bewegungen waren sparsam und exakt. Er strahlte Disziplin, aber auch Wärme aus. Er trug billige schwarze Schuhe und Hosen, dazu eine Jacke mit Schalkragen und einen roten Pullover. Er war ein Eianer, mit dem diesem Volk typischen dunkleren Teint und kräftiger Figur. Er nahm sich den Stuhl, stellte ihn neben das Bett und setzte sich. «Es freut mich, dass es Ihnen besser geht.» Er sprach Norm mit einer festen Stimme, die es gewohnt war, Zuhörer zu fesseln. «Mein Name ist Sear DeConai und ich bin der Pfarrer dieser Gemeinde.»
«Mein Name ist Tischara und ich danke für die Gastfreundschaft.» Sie verneigte sich leicht. Langsam wurde ihre Aussprache deutlicher, aber sie nuschelte immer noch stark. «Ich hoffe, ich bringe Sie mit meiner Anwesenheit nicht in Schwierigkeiten.»
«Mizra sagte, sie seien ein Flüchtling. Wir bieten Ihnen Schutz, wie es der Prophet uns gelehrt hat. Sie sind in einer Kirche, die dem Heiligen Valayn geweiht ist. Kennen Sie seine Geschichte?»
«Nein.»
«Nun, da Sie mir nicht weglaufen können, werde ich sie Ihnen erzählen», sagte Pfarrer Sear trocken. «Valayn lebte vor einigen hundert Jahren auf Eian. Er war Pfarrer einer Dorfkirche. Eines Tages klopfte es an die Kirchentür und ein Mann begehrte Einlass. Er erzählte, man würde ihn verfolgen und er
Weitere Kostenlose Bücher