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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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wolle unter dem Dach der Kirche Schutz suchen. Valayn versteckte ihn in den Kellerräumen. Er gab ihm zu trinken und zu essen. Schon bald kamen die Verfolger des Mannes in die Kirche. Sie beschuldigten den Flüchtigen, einen Mord begangen zu haben. Er habe die Tochter eines reichen Kaufmannes geehelicht, sie ermordet und sei dann mit der Aussteuer geflohen. Die Verfolger sagten, sie hätten den richterlichen Bescheid, den Flüchtigen zu verhaften und auf das Schafott zu führen. Valayn erkannte, dass die Dokumente echt waren, der Richter hatte das Urteil bereits gesprochen. Aber er sagte, er könne den Flüchtigen nicht übergeben, da er in der Kirche um Schutz gebeten hatte, und das Wort Gottes lautet: Wer unter meinem Dache Schutz sucht, wird Schutz finden für immerdar. Die Verfolger sprachen auf Valayn ein, sagten, dass dieser Mörder aus reiner Geldgier getötet hätte. Valayn verweigerte aber die Herausgabe, wie es sein Glaube verlangte, denn Gottes Gebot steht über dem weltlichen Recht. Die Verfolger waren so außer sich vor – wie sie empfanden – gerechten Zorn, dass sie die Kirche in Brand steckten. Die Flammen verzehrten das ganze Gebäude, und ein Balken erschlug Valayn, als er den Flüchtigen aus dem Keller befreite. Gott holte ihn zu sich, da er dessen Wort höher gehalten hatte als sein eigenes Leben.»
    «Ich verstehe», sagte Tischara. Sie roch nur Aufrichtigkeit an Sear. «Ich muss Sie um einen Gefallen bitten. Der Tote, der bei mir war, darf nicht angerührt werden.»
    Der Pfarrer schüttelte den Kopf. «Der Tote wird seinen Leuten überantwortet werden, damit sie ihn nach ihren Riten bestatten können.»
    «Nein, das werden Sie nicht tun!»
    Sears Blick wurde dunkel. «Sie sind mein Gast, Gesegnete, aber Sie können mir nichts befehlen. So wie unsere Bräuche Sie schützen, so werden wir die anderer respektieren. Der Tote geht an seine Leute. Er ist bereits vorbereitet.»
    «Wenn Sie ihn zu den Arkanen bringen, Pfarrer, werden diese wissen, wo ich bin. Sie werden kommen und mich holen. Vielleicht wird auch Ihre Kirche brennen.»
    «Oh, das werden wir zu verhindern wissen», sagte Sear mit einem kleinen Lächeln. Er legte eine Hand auf Tischaras Arm. «Ruhen Sie nun. Ihre Genesung schreitet gut voran, aber Sie müssen sich ausruhen.»
    Tischara griff seine Hand. «Tun Sie mit dem Toten, was Sie für richtig halten. Aber bitte lassen Sie mir seine Ausrüstung. Es ist wichtig für mich, dass seine Ausrüstung bei mir bleibt. Sonst wäre alles umsonst gewesen», fügte sie hinzu und hoffte damit, ihrer Bitte mehr Nachdruck zu verleihen. Sie drückte seine Hand so fest, wie sie es in ihrem momentanen Zustand konnte.
    Er musterte sie eingehend, wobei Tischara wusste, dass er in ihren Augen unmöglich ihre Gefühle sehen konnte. Er würde nicht mehr sehen als eine dunkle Tiefe; so erging es jedem Nichtiril. Schließlich löste er ihre Finger und nickte. «Nun gut, seine Sachen bleiben bei uns. Wir werden ihn in ein Bestattungsgewand kleiden.»
    Er stand auf, stellte den Stuhl beiseite und wollte gehen. Doch Tischara rief ihn zurück. «Der Mann, den die anderen einen Mörder nannten», fragte sie. «War er schuldig?»
    «Natürlich war er das», sagte Sear. «Er hatte den Mord begangen, und als die Kirche in Flammen stand, entkam er seinen Verfolgern. Er tötete weiter – aber nie mehr fand er Unterschlupf. Kein Mensch gab ihm eine Zuflucht, da alle das Böse in ihm sahen. Er war einsam und allein. Er lebte so viele Jahre, ausgestoßen und gefürchtet. Er zahlte für seine Taten, und starb, als die Einsamkeit seine Kraft verzehrt hatte.»
    «Hat Ihr Gott ihn wegen seiner Sünden ausgeschlossen?»
    Sear lächelte wieder sein kleines Lächeln. «Gott verstößt niemanden.»
     
    ***
     
    Rechtsprecher Fried Tontrauss blickte durch die Fenster seines Gleiters hinaus und sah das Casino-Schiff Goldene Kimmung unter sich; von dieser Perspektive ähnelte es einem Kristalltropfen. An den Flanken und am Bug ragten Gebäude fast hundert Meter in die Höhe. Von ihnen erstreckte sich ein Dach aus leichtem Glasal über den inneren, flacheren Gebäudekreis, der wiederum eine künstliche Lagune als Zentrum hatte. Das Schiff hatte eine Länge von sechshundert Metern. Schiffe legten an und ab; Gleiter starteten. Hier lief scheinbar alles in ruhigem Tempo ab, aber Tontrauss ließ sich nicht täuschen: das Leben auf dem schwimmenden Casino war ebenso unerbittlich wie in Rok-Stadt. Hier gingen stündlich große Summen

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