Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
sagen, weshalb Sie mich sehen wollten.»
Bruner kaute genüsslich weiter, schluckte und sagte: «Ich habe eine Frage: Was ist eigentlich Ihre Aufgabe? Ich weiß, Sie sind der Konsul, aber was bedeutet das genau?»
«Im Grunde habe ich nur einen repräsentativen Job», sagte Anston. «Ich bin so was wie ein Prellbock für Probleme, die keinem anderen wertvolle Zeit stehlen sollen. Ich gehöre keinem leitenden Stab an, kann aber Vorschläge unterbreiten, die das Leben auf dem Reifen vereinfachen sollen. Obwohl hier alle nach den Gesetzen des Reichs leben, gibt es doch viele Probleme, die sich aus den unterschiedlichen Kulturen ergeben. Wenn es Ärger gibt, kommen die Leute zu mir und hoffen, dass ich als Außenstehender Kompromisse finde.»
«Sie haben keine Befehlsgewalt?»
«Ich kann nicht mal einem Techniker sagen, er soll mein Bildtelefon reparieren, nein. Das musste ich vor Kurzem erst wieder erfahren, das war eine wirklich nervige Sache. Wieso?»
«Ich war heute Vormittag bei der Sicherheit um mich über die möglichen Abwehrmaßnahmen eines Angriffs oder eines Diebstahls zu informieren.»
«Sie meinen die Iril-Stücke?»
«Sollte jemand versuchen, sie zu stehlen, wird er Baikasch verlassen müssen. Da auf dem Planeten jegliche Raumschiffe verboten sind, wird er zwangsläufig aus dem All operieren müssen – oder vom Reifen aus. Wir haben die halbe Distrikt-Raumflotte in der Nähe, die machen ihren Job. Mein Plan war es, den Reifen von Emne sichern zu lassen. Jeden Anflug und Abflug sowie Verdächtige elektronisch zu überwachen, solange sie auf der Station sind.»
Anston legte den angenagten Spieß zur Seite. «Das wird nicht gehen. Sehen Sie, die DKP Emne ist eine Service-Einheit, kein Überwachungsinstrument.»
«Ich hatte angenommen, sie sei allgegenwärtig, wurde aber eines Besseren belehrt. Sie haben Überwachungssysteme nur an öffentlichen Plätzen.»
«Natürlich, ja. Sie müssen verstehen, der Reifen ist eine zivile Einrichtung. Sogar die Raumflotte muss für ihre Anlegeplätze Gebühren zahlen.»
«Wenn die Station nicht völlig überwacht wird, gibt es Sicherheitsrisiken.»
«Ich verstehe, dass Sie die Sicherheit über alles stellen, bei Ihrem Job müssen Sie das, Herr Bruner. Aber die Leute denken anders. Wenn Sie ein Hotelzimmer mieten, wollen Sie doch nicht von der Stationssicherheit überwacht werden. Oder wenn Sie ins Restaurant gehen, wollen Sie ungestört sein und nicht Angst davor haben, dass eine Kamera aufnimmt, wie sie mit Ihrer Geliebten flirten, während Ihre Frau zu Hause auf Sie wartet. Die Freiheiten, die Zivilisten auf einem Planeten haben, fordern sie auch hier ein. Alles andere wäre sehr schlecht fürs Geschäft. Auch Leute, die nichts zu verbergen haben, stört es, wenn man Ihnen über die Schulter guckt.»
Bruner warf einen langen, abschätzenden Blick auf die Menschenmassen die auf den drei Etagen der Markthalle ihren Geschäften nachgingen. Seine Miene blieb dabei unbewegt, aber Anston war sich sicher, dass er jeden Einzelnen abschätzte, auf eine professionelle, leidenschaftslose Art. «Mindestens ein Viertel der Leute hier sind Betrüger. Die Preise sind überteuert, und die Antiquitäten auf diesem Stand sehen mir eher wie fabrikgefertigt aus», sagte er schließlich.
Anston nickte. «Wahrscheinlich mehr, ja. Sollen wir sie alle einsperren, nur weil wir denken, sie könnten jemanden übervorteilen? Ihre Sorge gilt doch keinen kleinen Ganoven und Taschendieben, Herr Bruner.»
«Mir wurde gesagt, dass sogar die Lagerhallen nicht überwacht werden. Wie viel Schmuggelware wird wohl in den Lagern umgeschlagen?»
Er denkt wie ein guter Polizist, dachte Anston. «Kameras würden da nicht viel helfen, und glauben Sie mir, die Stationspolizisten sind fähige Leute. Selbst wenn es helfen würde, könnten wir keine Kameras installieren. Die Lagerräume sind Privatbesitz, und viele werden gemietet, weil sie nicht unter Bewachung stehen. Wir können nicht einfach jeden Lagerraum annektieren, nur weil möglicherweise jemand plant, gegen das Gesetz zu verstoßen.»
«Genau das hat mir die Stationssicherheit vor einer Stunde auch gesagt», meinte Bruner. Er sah wieder Anston an und grinste schief. «Mein Job ist es, die Iril-Sachen zu schützen. Haben Sie einen anderen Vorschlag, wie ich den Verkehr hier besser bewachen lassen kann?»
Natürlich wollte Anston den Sonderermittler der Richterin unterstützen, und er fand Bruner auch nicht mehr so unsympathisch wie bei ihrer
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