Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
gerade auf seinen Stuhl und erklärte geduldig: «Ich kaufte sie von einem gewissen Pasi Rundau. Er sagte mir, er hätte sie in einem System in den Randgebieten gefunden…»
Der Rest der Verhörs war wieder Routine und dauerte eine knappe halbe Stunde. TyMar blieb bei seiner Geschichte und wirkte überzeugend. Trotzdem fühlte Jans, dass dieser Kerl etwas verbarg. Schließlich beendete Indra die Befragung und verließ das Verhörzimmer. Im Kontrollraum wandte sich die Abteilungsleiterin an Jans und sagte: «Ich schicke Ihnen die Aufzeichnungen in Ihr Büro.»
«Nicht nötig», erwiderte er und kappte seine persönliche Verbindung zum Computer. «Das habe ich bereits erledigt.» Mit einem knappen Gruß ging er hinaus und traf im Flur auf Indra. «Was hältst du von ihm?»
«Interessanter Mann», erwiderte sie.
«Traust du ihm?»
«Weiß nicht», sagte sie abwesend.
Jans kannte diese Stimmung an Indra. Immer wenn sie einsilbig wurde, wälzte sie Gedanken, dann war es besser, sie nicht zu stören. Mit einem Knopfdruck rief er den Aufzug. Wenige Sekunden später falteten sich die Holztüren auf und sie betraten den Lift. Indra verschränkte die Arme vor der Burst und sah nach unten. Jans steckte die Hände in die Hosentaschen. Schweigend standen sie sich gegenüber, bis für Jans die Stille unerträglich wurde. «Was ist los?»
Indra sagte nachdenklich: «Wir gestatten so vielen Kulturen ihren Glauben. Was ist mit unserem? Sind wir nur noch nach Materiellem aus?»
«Wir leben das Leben, das uns gegeben wird und warten nicht auf eines nach dem Tod. Wir machen das Beste aus dem Hier und Jetzt. Das ist vernünftig, wer weiß schon, was kommen wird. Religion vertröstet die Unterlegenen auf ein Paradies, das es nicht gibt. Wir haben ein gutes Leben, deswegen brauchen wir keinen Aberglauben.»
«Auch unsere Kultur hat ihren Ursprung in Legenden und Sagen aus denen eine Religion wurde. Sie einte unsere Vorfahren und machte unser Volk zu dem, was es jetzt ist.»
«Der Aberglaube machte den Naturwissenschaften Platz. Zu den Sternen fliegen wir aufgrund unseres Wissen in Physik, nicht durch Gebete.»
Der Aufzug blieb auf Jans’ Etage stehen, die Türen falteten sich auf. Er trat hinaus, als Indra noch etwas sagte.
«Wenn wir unsere Religion zurückgelassen haben, wie kommt es dann, dass das Symbol unseres Reiches die Spitze des Gottesspeers ist – und nicht eine mathematische Gleichung?»
In der offenen Aufzugstür blieb Jans stehen und sah zu Indra zurück. Ihr Blick war immer noch zu Boden gerichtet. Er hatte sie nur selten in einer so tiefen grüblerischen Stimmung erlebt. Ihm war klar, was immer er auch vorbringen würde, sie würde es infrage stellen und keinem Argument zustimmen. Sinnlos, jetzt mit ihr zu diskutieren, entschied er. «Ich habe noch viel zu tun», sagte er und wandte sich ab.
Als er ging, blickte Indra auf und sah ihm nach. Die Aufzugstüren schlossen sich zwischen ihnen.
***
Konsul Anston Dareksen saß in seinem Büro auf dem Reifen über Baikasch und musste an sich halten, um nicht den Kopf zu schütteln. Es gab Momente, in denen er sich fragte, warum er jemals das Amt des Konsuls angenommen hatte. Jetzt da er zwischen Kser – einem Vertreter der Insektenrasse der Prak – und dem Großmieter Argen vermittelte, war wieder so ein Moment gekommen; konnte das Leben als Reinigungskraft in einem biochemischen Waffenlager wirklich so viel schlechter sein?
Seit einer Stunde saßen die beiden in seinem Büro, und seit fünfundfünfzig Minuten – Anston versicherte sich mit einem schnellen Blick auf seine Uhr – schrien sie sich an. Zuerst hatte er sie noch beschwichtigen wollen, dann hatte er sich darauf beschränkt, Notizen zu machen, aber die letzte halbe Stunde hatte er nur noch dagesessen und gehofft, keine Kopfschmerzen zu kriegen.
Im Prinzip ging es um einen einfachen Mietvertrag. Kser hatte von Argen einen Lagerraum gemietet, in dem die Umwelt kontrolliert werden konnte. Argen hatte nicht gefragt, was gelagert werden sollte, und seinen Teil der Abmachung erfüllt. Der Lagerraum war, wie vereinbart, beständig sechzig Grad warm und hatte eine Luftfeuchtigkeit von zweiundachtzig Prozent. Nun war aber Ksers letztes Geschäft geplatzt, und er konnte die Miete nicht mehr zahlen, was Argen natürlich nicht sonderlich erfreute. Argen wollte den Mietvertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt – morgen um zwölf Uhr – aufkündigen, die Umwelt im Lagerraum wieder der Norm anpassen und
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