Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Recht.» Hoven wollte sich an ihnen vorbei drängen, aber die Fremde zupfte plötzlich an seinem Hemd und Jackett.
«Na, vorher sollten Sie sich etwas in Ordnung bringen. So, aber jetzt hinterher!»
«Danke», stotterte Hoven und lief aus dem Restaurant, seiner Frau hinterher.
Die Fremde winkte ihm nach.
«Lass uns gehen, unsere Freunde warten», sagte ihr Begleiter und führte sie hinaus.
Die beiden drängten sich mit weiteren Gästen in den nächsten Aufzug und fuhren hinauf in Säule Eins. Sie verließen den Aufzug und gingen über den Außengang den halben Schacht entlang, bis sie auf einen Steg traten. Dieser führte zu einer Landeplattform, auf der eine axianische Yacht der Sorona-Klasse stand, die in der Liegeplatz-Verwaltungsdatenbank den Namen Atrium führte. Die beiden stiegen die Rampe der unteren Personenschleuse hinauf. Als sie sich hinter ihnen schloss, griffen sie sich an den Halsansatz und zogen sich die Gesichtsmasken ab.
Blaine sah Scyna mit vor Schalk funkelnden Augen an. «Von diesem Fan wird Professor Hoven noch lange zehren.»
«Ich fand sein Buch wirklich nicht schlecht.» Scyna entledigte sich auch der Handschuhe aus Kunsthaut. Sie gingen hinauf in die Lounge, wo die anderen warteten.
«Wie lief’s?», fragte Xandreij, der ganz nah bei Tischara saß.
Blaine wies auf Scyna. «Unser Meisterdiebin hat ihm die Geldbörse aus der Tasche gezogen und wieder reingesteckt, ohne dass unser lieber Professor etwas merkte.»
«Es geht doch nichts über gutes altes Handwerk», sagte Scyna und wackelte mit den Fingern.
Blaine setzte sich und spielte mit seiner Maske. «Seine Identikarte ist jetzt infiziert.»
Xandreij. «Ein Virus? Aber eine KP ist gegen Computerviren immun. Die schreiben ihre Programme selbst, und immerzu neu. Kein Virus kann das knacken.»
«Wir gehen auch nicht an die Software, sondern an die Hardware», sagte Blaine. «Kein Virus, ein Bakterium, es wächst und gedeiht unter Magnetfeldern und greift dabei Plastik und Leitungen an. Wenn Professor Hoven morgen seine Identikarte durch das Zeiterfassungsterminal zieht, wird er es infizieren. Unter dem Magnetlesekopf werden die Bakterien gedeihen und an ihm rumnagen. Zur Spätschicht ist das Ding hinüber.»
«Wann ist das?», fragte Tischara.
Blaine sah auf die Uhr seines MultiArmbands. «In achtzehn Stunden geht das Spiel los.»
***
Spät in der Nacht öffnete Xandreij die Tür seines Zimmers und trat hinaus in den Mittelgang. Die Bewegungsmelder schalteten für ihn die sanfte Nachtbeleuchtung an. Nach links ging es zur Lounge und der Brücke, rechts nach achtern, zum Sportraum, der medizinischen Station und Heckgalerie. Von dort kam leise eine kraftvolle, verspielte Orchestermelodie. Xandreij, der sich nicht viel aus sinfonischer Musik machte, folgte trotzdem den Klängen zur Heckgalerie und öffnete die Tür, die nur einen Spalt breit aufstand.
Das Orchester kam aus den versteckten Lautsprechern – während Blaine das Solocello spielte. Er saß inmitten der sichelförmigen Galerie auf einem schlichten Stuhl, das schlanke eianische Cello zwischen den Beinen. Mit seiner Rechten führte er den Bogen, die Linke glitt über Vollton- und Resonanzsaiten, aufgeregt wie ein kleiner Vogel auf Futtersuche. Das Musikstück schwang sich zu einem spritzigen Durcheinander auf; Schweiß tropfte von Blaines wildem Haarschopf, aber er lächelte glücklich und entrückt, das schnelle Tempo des unsichtbaren Orchesters haltend.
Xandreij blickte durch die deckenhohen Glasalfront der Galerie hinaus auf die gegenüberliegenden Landestege. Da sich Säule Eins nun auf der Nachtseite des Planeten befand, herrschte auch in der Säule so etwas wie Nachtruhe: Die Beleuchtung des Schachts war heruntergefahren und der Verkehr auf ein Minimum reduziert.
Als die Musik um sich selbst wirbelte und die Pauken einsetzten, wusste Xandreij, sie näherte sich ihrem Finale. Er wartete noch ein wenig, die letzten Töne verklangen. Blaine lehnte sich zurück, die Augen geschlossen und Bogen und Cello von sich haltend, als würde er warmen Applaus empfangen. Xandreij war versucht zu klatschen und ihn aus seinem Traum aufzuschrecken, unterließ es aber.
Blaine wischte sich mit einem Hemdsärmel über die feuchte Stirn und öffnete die Augen. «Hat dir die Darbietung gefallen?», fragte er, über Xandreijs Anwesenheit nicht im Mindestens überrascht.
«Ich kann nicht so gut mit Sinfonien», meinte Xandreij etwas verstimmt über die misslungene
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