Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
nicht scherte. Er wollte Indras Tasche nehmen, doch das ließ sie nicht zu.
Sie hatte eine kleine Wohneinheit gemietet, in einem der mittelklassigen Wohnbereiche. Immerhin waren Bad und Küche vom Wohnzimmer abgeteilt, in dem ein großes Bett stand. Sie tranken noch einen kühlen Wein, zum zweiten Glas kamen sie nicht mehr.
Zuerst dominierte er. Die Spannung des Abends entlud sich in einem schnellen, heftigen Gerangel. Sie erwartete ihn, war ein Echo seines fordernden Triebes. Nach dem ersten Austoben übernahm sie die Initiative. Sie neckte ihn, wurde aber schon bald fordernder und nahm sich, was sie wollte, wie sie es wollte. Er gab sich ihrer Führung hin, genoss ihr Verlangen und den Rausch, der sie kommen ließ. Danach waren sie beide ruhiger, aber noch nicht satt. Wie ein leckeres Dessert erkundeten sie sich, jede Stelle schmeckend und jedem Geräusch lauschend. In der Dunkelheit rieben sie ihre Leiber aneinander und genossen die Intimität eines warmen Körpers an ihrem eigenen.
Irgendwann sackte Mayhew in einen leichten Schlaf. Er konnte nur für kurze Zeit weggetreten sein, als Indra das Bett verließ und ihn damit weckte. Sie trug einen Morgenmantel, holte etwas aus der Innentasche ihrer Jacke und ging dann in die Küche, aus der ein leises Piepen ertönte. Sie zog die Tür hinter sich zu, und er hörte leise ihre Stimme, verstand aber nicht, was sie sagte.
Er blickte im Zimmer umher. Zwei Kerzen brannten und warfen das Zimmer in zuckendes Licht. Er würde ihre Wertgegenstände finden können. Viel besaß sie offensichtlich nicht, aber mit seinen Kontakten konnte er fast alles zu Geld machen. Es tat ihm leid, denn die Nacht war gut gewesen, aber es gab Wichtigeres und dazu zählte er seine Gesundheit. Was immer er finden konnte, musste er noch diese Nacht verkaufen. Er würde in dieser Wohnung niemals genug finden, um seine Schulden komplett zu begleichen, doch eine Anzahlung war besser als nichts. Er würde sich ein paar Tage Aufschub erkaufen können, vielleicht sogar eine ganzen Monat. Und wer konnte schon sagen, was bis dahin passieren würde?
Mayhew Frottel lauschte Indras Stimme aus der Küche. Vorsichtig schlüpfte er aus dem Bett. Im Licht der Kerzen machte er sich an die Arbeit ...
In der Küche blickte Indra auf den kleinen Monitor ihres Visifons. Sie sah das Bild eines attraktiven Merdianers mit schwarzem Haar und grauen Schläfen. Sein schmales Gesicht wurde von einer Hakennase dominiert. Er trug ein Infonokel, von dem er ablas. «Der Hausstand ist somit komplett untergebracht. Magam, der Majordomus, hat alles exzellent vorbereitet.»
«Ich habe bisher nur Gutes über ihn gehört», gab Indra zurück.
Da sein Bericht abgeschlossen war, nahm Unger das Infonokel ab. Seine grauen Augen blickten an Indra vorbei und musterten den Ausschnitt der Küche, den er sehen konnte. «Bei Ihnen ist es Nacht? Ich hoffe, ich habe nicht gestört.»
Indra winkte ab. «Ich habe nicht geschlafen. Morgen breche ich dann auf.»
Sie verabschiedeten sich und Indra zog ihre Identitätskarte aus dem Visifon, womit sie die Hyperkom-Verbindung beendete. Sie blieb aber noch am Küchentisch sitzen, da sie nicht müde war – und das, obwohl sie seit drei Tagen nicht geschlafen hatte. Aber das war nichts Besonderes für sie. Seit ihrer Pubertät hatte sie Probleme einzuschlafen und sich zu entspannen. Es war, als wollte sich ihr Körper nicht ausschalten, als hätte er nicht genug Vertrauen in die Welt, um sich ihr ungeschützt ausliefern zu wollen. Natürlich ging die Schlaflosigkeit nicht spurlos an Indra vorbei, aber durch meditatives Training und Geistesübungen schaffte sie es, bis zu fünf Tage und Nächte wach bleiben zu können, ohne dass psychosomatische Symptome auftraten. Doch spätestens dann musste sie zu ihren Medikamenten greifen, um das seelische Gleichgewicht zu erhalten.
Indra hatte aus ihrer Schlaflosigkeit das Beste gemacht. Während ihres Studiums waren die durchwachten Nächte sogar sehr hilfreich gewesen, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten, und auch heute schaffte sie ein Arbeitspensum wie nur wenige ihrer Kollegen, da ihr sprichwörtlich jede Stunde zur Verfügung stand.
Jetzt, allein in der Küche sitzend, wünschte sie sich Schlaf. Nach dem leidenschaftlichen Sex mit ihrer Bekanntschaft wäre es eine Wohltat gewesen, einfach ihre Medikamente zu nehmen und einzuschlafen. Aber die Schlafmittel waren so hoch dosiert, dass sie sechs Stunden fest genug schlafen würde, um selbst von einem
Weitere Kostenlose Bücher