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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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neben ihr tutenden Nebelhorn nicht geweckt zu werden. Es wäre töricht, sich neben einem Fremden in ein zeitweiliges Koma zu versetzen – vor allem auf einem Planeten wie diesem.
    Sie stand auf und öffnete leise die Tür zum Wohnzimmer. Im flackernden Schein der Kerzen sah sie auf das Bett und fand es leer. Sie hatte nicht mitbekommen, dass ihre Eroberung die Wohnung verlassen hatte. Sie fragte sich, warum Mayhew ohne ein Wort gegangen war. Sie hatte gedacht, die Nacht hätte ihm ebenso viel Spaß bereitet wie ihr. Als sie die Identikarte in die Jackentasche stecken wollte, entdeckte sie, dass sie beraubt worden war. Sie durchwühlte systematisch ihre Taschen. Schließlich ließ sie sich auf das Bett fallen und starrte die Wand an. Dieser Typ hatte ihr Geld mitgehen lassen, ebenso ihre Geldkarte, dazu ihr Infonokel mitsamt dem Multifunktionsarmband – beides war auf dem neuesten Stand der Technik und würde auf dem Schwarzmarkt gutes Geld bringen. Nicht ganz so viel würde die silberne Haarbürste ihrer Mutter wert sein.
    Wie hatte das nur passieren können? Sie konnte schon Jans' Gesicht sehen, wenn er hörte, dass man sie – ausgerechnet sie – beklaut hatte. Bei dieser Vorstellung stöhnte sie leise. Sie würde diese Geschichte selbst klären müssen. Wenn sie es allein schaffte, konnte es sogar gut für ihren Ruf sein.
    Indra zog sich schnell Top und Hosen über. Sie schlüpfte in ihre Stretchstiefel, deren Lufttaschen das Fußbett ergonomisch nachformten, und die Memobänder zogen den Schaft passgenau um ihre Waden. Sie ging zurück in die Küche und schob ihre Identikarte erneut durch den Schlitz des Visifons. Sie tippte einen Code in die Tastatur, wurde verbunden und in schneller Abfolge wurden ihr Netzhautmuster und ihre Stimme mit der Personendatenbank des merdianischen Justizministeriums abgeglichen. Zwei Tassen Koff später erhielt Indra Fey Zugriff auf die rudimentären Polizeiakten von Rok.
    Mayhew Frottel war schnell gefunden. Sie ließ sich sein Foto ausdrucken und las seine dünne Akte. Er hatte nicht gelogen, seine Großmutter war wirklich als Gewerkschaftsfunktionärin nach Rok gekommen und hatte diese Welt nicht wieder verlassen. Sie hatte geheiratet, und als sie gestorben war, hatte sie ihrem einzigen Kind nur Schulden hinterlassen. Ihr Enkel Mayhew war aktenkundig aufgrund einer viermonatigen Haftstrafe wegen Betrugs – einer der Fälle, bei dem die hiesige Polizei mal jemanden bestraft hatte, um ihre Statistiken aufzubessern. Mayhew war der Obhut seiner Mutter entwachsen und immer mal wieder in die Maschen der Polizei gelaufen, die sich mehr um Kleinkriminelle als das organisierte Verbrechen kümmerte. Er war jemand, der sich stets aufs Neue selbst in Schwierigkeiten brachte: ein Unverbesserlicher. Dreimal hatte man ihn zum Besserungsunterricht geschickt, bevor man es aufgab. Er hatte keinen festen Wohnsitz, doch alle Verhaftungen hatten in einem bestimmten Abschnitt der Stadt stattgefunden. Dort würde Indra ihn suchen.
    Aus dem Bündel, das sie unter ihrem Bett versteckt hatte, zog sie ein Holster, in dem eine Strahlenpistole steckte. Sie überprüfte die vierstrahlige RK-LaP 12, las die Energieanzeige der Batterie ab und steckte die handtellergroße Waffe dann zurück ins Holster, das sie an ihrem Gürtel befestigte. Sie warf einen Poncho über und verließ entschlossen die Wohnung.
     
    ***
     
    Während Indra Fey die Jagd auf ihn eröffnete, dachte Mayhew Frottel nicht einen Moment daran, dass ihm Gefahr von seiner beraubten Bettbekanntschaft drohen könnte, denn eine viel unmittelbarere Gefahr für Leib und Leben kam geradewegs auf ihn zu. Bei der Betrachtung eines der Entgegenkommenden drängte sich unweigerlich das Wort ‹groß› auf – die Kierischen Riesen trugen ihre Namen nicht umsonst. Dieser Riese sah einem normalen Menschen recht ähnlich, maß jedoch fast drei Meter, und seine Hände waren doppelt so groß wie Mayhews. Er hatte ein pockennarbiges Gesicht mit drei gelben Augen und einer Knollennase. Er sah sehr zornig auf Mayhew herab. Er hieß Inser.
    Sein Begleiter war gerade mal halb so groß wie der Kierische Riese. Der Roboter ging auf vier Stelzen, die sich von seinem runden Rumpf abspreizten. Der Oberkörper stand im rechten Winkel vom Rumpf ab und rotierte unablässig um die eigene Achse, mal nach links, dann nach rechts und wieder linksherum. Drei dünne Arme rotierten mit dem Körper, über den Armen lagen die Sensoren, die Augen und Ohren entsprachen. Der

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