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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Schwan
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zwölf Jahren jedoch trat er in den Dienst einer Richterin und wich ihr bis zum heutigen Tag nicht von der Seite. Seine Methoden waren unkonventionell, wenn man es freundlich formulieren wollte, aber effektiv. An ihrer Seite festigte er den Ruf, dessentwegen Fried Tontrauss jene angenehm kribbelnde Spannung verspürte.
    Fried Tontrauss zweifelte keinen Augenblick daran, dass Jans Bruner die Kultivierung Roks als große Herausforderung sah – schon allein deshalb, weil all seine Vorgänger seit dem Wegfall der Handelsroute gescheitert waren. Morgen würde das Richteramt zum achten Mal seit Roks Verfall wechseln. Unter jedem Richter waren mehrere Rechtsprecher angetreten – und mit jedem war der Planet korrupter, gefährlicher und barbarischer geworden. Aber Merdia ließ den faulen Apfel nicht los, es war schließlich Staatspolitik, nichts herzugeben, was man einmal annektiert hatte. Das Reich achtete allerdings darauf, dass Roks Fäule nicht auf seine anderen Früchte übergriff. Nach eingehender Lektüre von Bruners Personalakte hielt Fried jede Wette, dass dieser es als persönliche Bestimmung empfand, dort erfolgreich zu sein, wo all seine Vorgänger versagt hatten – zum Ruhme seiner selbst und seiner Richter-Freundin.
    «Auf dem Flug hierher sind wir über den Wald im Süden geflogen», erzählte Jans. «Die Bäume sind ja sehr beeindruckend, vor allem die Nadelbäume. Sie wachsen hier wild, oder?»
    «Ja, niemand hat Interesse an der Kultivierung des Waldes. Das ganze Leben dreht sich nur um die Stadt. Auf dem restlichen Planeten kann die Natur tun, was immer sie mag.»
    Jans Bruner trat zum Panoramafenster und blickte auf den Vorplatz des Gerichts. Auf dem weiträumigen Platz ragte die vierschneidige Speerspitze zehn Meter in die Höhe, aufrecht und unbeugsam, das plastische Abbild des Merdianischen Reichs. «Der Wald wäre eine Schönheit, wenn man ihn in eine passende Form bringen würde. Landschaftsarchitekten und Naturdesigner sähen in den Wäldern Roks eine lohnende Herausforderung.»
    «Ich mag den Wald so, wie er ist», erwiderte Fried. «Man muss sich durch das Unterholz durchschlagen, so dicht wächst es. Ich gehe oft mit einer Vibro-Machete hinein und schneide mir meinen Weg mit der Hand.»
    «Das ist eine Heidenarbeit. Wenn man den Wald kultivierte, könnte man ganz bequem in einem Gleiter Ausflüge zu den schönsten Orten unternehmen und die Natur in Ruhe genießen.»
    «Es ist viel Arbeit, aber sie macht Spaß. Wenn man eine schöne Anhöhe erreicht und sich umsieht, weiß man, was man erreicht hat und wird für seine Arbeit belohnt. Man ist umgeben von ungebändigtem Leben. Es ist ein erhebendes Gefühl, aus eigener Kraft dorthin gelangt zu sein.»
    «Ist das nicht unvorsichtig? Es gibt sicherlich gefährliche Tiere.»
    «Die Fauna Roks ist ebenso vielfältig wie seine Flora. Man muss sie kennen, um sich gefahrlos zwischen ihr bewegen zu können. Es gilt immer die Augen aufzuhalten, nur so kann man sie bezwingen.»
    «Das soll die Mühe wert sein? Dann doch besser einmal den Wald zähmen und ihn jederzeit genießen können.» Jans Bruner wandte sich vom Vorplatz ab und betrachtete sein Gegenüber. Fried Tontrauss war in den mittleren Jahren, sein Haar weißgrau. Tontrauss trug gut zwanzig Kilo zu viel auf den Hüften, er vernachlässigte den Sport und gönnte sich zu viel ungesundes Essen – ein Zeichen für den Abfall vom merdianischen Lebensstil. Ein Blick auf Tontrauss’ Hände verriet, dass seine Schilderungen nicht gelogen waren, denn die Finger des Rechtsprechers waren kräftig und schwielig. Sein Gesicht hatte fallende Wangen, aber der Mund war ebenso hart wie seine graublauen Augen. Er trainiert seinen Körper nicht, aber sein Wille ist stark, dachte Jans.
    «Nun», meinte Jans, «ich werde Ihnen nicht mehr lange zur Last fallen. Eben sah ich auf dem Vorplatz die Person, auf die ich warte.»
    «Sie erwarten jemanden?»
    «Sie ist seit einigen Tagen auf Rok zu Besuch und wollte, dass ich sie heute abhole.»
    Fried beugte sich zur Gegensprechanlage vor. «Dann sollte ich am Empfang Bescheid geben, denn es werden nur ausgesuchte Gäste zu mir vorgelassen.»
    Jans hob eine Hand. «Machen Sie sich keine Umstände, man wird sie vorlassen.»
    Wenig später klopfte es an der Tür, und herein kam eine Merdianerin mit messingfarbenem Haar. Tontrauss erhob sich augenblicklich und ging um seinen Schreibtisch herum. Er reichte ihr die Hand und senkte den Kopf. «Richterin Fey, es freut mich, Sie

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