Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Tresen stellte.
«Was kann ich – Mayhew, Junge, was ist dir denn passiert?», fragte der Mann mit brüchiger Stimme. Er war ein Baikascher, mit der typischen nachtschwarzen Haut, vollen Lippen und offenem Gesicht. Seine Nase war breit und die Wangenknochen ausgeprägt. Die Augen waren umgeben von einem Netz aus Falten. Er war in wallende Gewänder aus braunem Tuch gehüllt und ging gebückt. Für sein Alter waren seine Bewegungen gleitend und nahezu tänzerisch – eine faszinierende Eigenart seines Volks. «Lass mal sehen.»
«Es ist nichts», wiegelte Mayhew ab.
«Hast du Gora nicht bezahlen können?», fragte der Pfandleiher und besah sich Mayhews Hand.
«Inser und Sey waren mit der Anzahlung nicht zufrieden. Haben sich einen Spaß erlaubt.»
«Diese Schweine. Jemand sollte diese Kerle und ihren Boss in die Schranken verweisen!»
Indra räusperte sich leise und trat zu den Männern. Mayhew legte seine rechte Hand auf den Rücken. «O ja, richtig. Barigo, hast du noch die Sachen, die ich heute Nacht vorbeigebracht habe?»
«Ist noch nichts weggegangen.» Barigo musterte Indra eingehend. «Wollen Sie sie kaufen?»
«Sie gehören mir», erwiderte Indra.
Barigo lächelte sanft. «Jetzt nicht mehr. Ich habe sie gekauft.»
Ärgerlich zog Indra ihre Augenbrauen zusammen. Sie würde mit diesem halbseidenen Alten schon fertig werden. «Geben Sie mir einfach meine Sachen zurück, und ich lasse Sie in Frieden.»
«Wie gesagt, ich habe sie ehrlich erworben. Ich kaufte die Sachen von Mayhew.»
«Der sie mir gestohlen hat.»
«Davon höre ich jetzt zum ersten Mal», sagte Barigo und warf Mayhew einen entrüsteten Blick zu. «Wieso machst du denn so was? Er hat mir nichts davon gesagt. Ich habe sie in gutem Glauben gekauft», versicherte der Pfandleiher Indra.
Diese Kerle kosten mich wirklich den letzten Nerv. Ich habe keine Lust, den ganzen Tag in diesem Drecksladen zu verbringen. «Sei es, wie es sei – ich möchte sie jetzt zurück.»
«Natürlich. Ich verkaufe sie Ihnen gern.»
«Was?»
Barigo machte ein unschuldiges Gesicht. «Ich bin Geschäftsmann. Ich kaufe Sachen, ich verkaufe Sachen.»
«Sie handeln mit Diebesgut!», erinnerte ihn Indra entrüstet.
«Das wusste ich nicht. Ich habe die Sachen legal gekauft und ich verkaufe sie legal.»
Das war einfach zu viel! Indra starrte den Pfandleiher eine halbe Minute an und konnte ihre Wut nur mühsam beherrschen. Ihre rechte Hand bewegte sich schon zu ihrem Strahler, doch dann griff sie in eine kleine Tasche ihrer Stiefel und zog ihre Identikarte hervor. «Haben Sie eine Kasse mit Personen-Identifikation?», fragte Indra lauernd.
Barigo ging zum Tresen, räumte zwei Bücher zur Seite und eine Kasse kam zum Vorschein. «Bitte schön», sagte er und trat zurück.
Indra zog ihren elektronischen Ausweis durch den Leseschlitz und auf der Kassenanzeige erschien ein Bild von ihr, ihr Name und ihr Beruf. Sie drehte sich zu Barigo. «Sehen Sie Nachrichten?»
Barigo nickte. «Ich bin ein politisch sehr interessierter Mann.»
«Dann kommen Sie her», wies sie ihn an und tippte auf das Display.
Barigo trat neben sie, blickte lächelnd auf die Angaben – und erstarrte. Er las noch zweimal, was auf der Kasse stand. Dann richtete er sich kerzengerade auf, grinste verunglückt und versicherte ihr: «Sie kriegen Ihre Sachen sofort.»
Dieses Gesicht ist die ganze Aufregung wert, dachte Indra.
Mayhew war neugierig, was den alten Pfandleiher so aus der Fassung gebracht hatte, und trat vor. Aber bevor er an der Kasse war, hatte Indra die Anzeige gelöscht und wartete mit verschränkten Armen auf Barigos Rückkehr. Sie machte ein Gesicht, das Mayhew davon abhielt, Fragen zu stellen.
Es dauerte nicht lange, bis Barigo mit einem Sack zurückkam und ihn auf den Tresen stellte. Indra öffnete ihn und sah hinein. Es schien alles drin zu sein. Sie warf ihn Mayhew zu. «Hier. Du wirst das Zeug dorthin bringen, wo du es her hast. Abmarsch!», herrschte sie ihn an.
Barigo verbeugte sich sprachlos, und Mayhew eilte aus der Pfandleihe.
Im Hinausgehen griff sich Indra den blütenkelchförmigen Apparat. Sie besah ihn eingehend und wandte sich dann an Barigo. «Woher hast du den?»
Barigo witterte ein Geschäft, unterdrückte aber zu hohe Erwartungen. «Ein Raumjockey hat es mir überlassen.»
«Woher hatte er es?»
Barigo zuckte mit den Schultern. «Ich habe nicht gefragt. Es ist hübsch, nicht?»
«Hatte er noch mehr davon?»
«Ja, er wollte, dass ich ihm einen Preis nenne.
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