Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Er meinte, er hätte ganze Kisten mit ähnlichen Geräten. Er hat sie aus einem Wrack geborgen, meinte er. Ich nannte ihm einen Preis, und er überließ mir das Ding. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Vielleicht hat er ein besseres Angebot bekommen.»
«Vielleicht», murmelte Indra und nickte vor sich hin. Sie musste dieser Spur nachgehen.
Barigo wies auf das Gerät in Indras Hand. «Wollen Sie es kaufen?»
«Wie hieß der Kerl?»
«Rundau, Pasi Rundau.»
«Gut», meinte Indra. «Was willst du dafür?»
«Vierzig?», bot Barigo.
«Wenn dieser Rundau wiederkommt, gibst du Bescheid. Verstanden?»
«Natürlich.»
Sie traute ihm nicht, aber das ließ sich auch anders regeln. Indra zog ein paar NK-Scheine, zählte vierzig Normkredite ab und legte sie auf die Stelle im Regal, wo der Apparat gestanden hatte. Und während sie die Pfandleihe verließ, sagte sie: «Ich war nie hier!»
Barigo wartete, bis die Tür hinter ihr zugefallen war, bevor er ihr Erscheinen in seinem Geschäft verwünschte.
***
Fried Tontrauss, Rechtsprecher des Planeten Rok, saß in seinem Büro und konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einen solchen Nervenkitzel gefühlt hatte. Selten war seine Konzentration so perfekt und er selbst so im Moment gewesen, wie in den letzten Minuten. Natürlich ließ er sich nichts anmerken – die Jahre als Rechtsprecher auf dem Planeten Rok hatten ihn gelehrt, keinerlei Gefühlsregung zu zeigen: Stärke und Kontrolle waren der einzige Weg, auf diesem Misthaufen von einem Planeten nicht unterzugehen. Aber der Mann, der vor einer halben Stunde in sein Büro gekommen und eine seichte Unterhaltung begonnen hatte, brachte seine Nerven zum Vibrieren. Endlich eine Herausforderung, dachte Fried.
Nicht dass sein Gast auf irgendeine Weise Furcht einflößend aussah. Er war von untersetzter Figur, mit einem breiten Gesicht unter einer Glatze. Die Hände steckten in den Hosentaschen des sportlich geschnittenen Dreiteilers aus braun-rot changierendem Seidenleinen und die dazu farblich abgestimmten Lederhalbschuhe sahen recht teuer aus.
Der Gast drehte sich auf dem Absatz herum und nickte lächelnd zu einem der Bilder. «Ich mag Harcroms frühe Werke», sagte er. Er riss die lebendigen blauen Augen auf und stellte sich auf die Zehenspitzen. «Sie sind so voller Leben, Hoffnung und Frühling!»
«Ganz Ihrer Meinung, Herr Sonderermittler», pflichtete Fried bei. «Dieses Werk erinnert mich an mein Zuhause. Meine Eltern lebten auf einer Farm.»
«Wirklich? Da zieht es Sie bestimmt oft in die unberührte Natur Roks. Das Leben in der Stadt ist Ihnen sicher schnell über.»
«Leider kann ich nicht so oft verreisen, wie ich es mir wünsche. Die Geschäfte – das verstehen Sie bestimmt.»
«Tja, das verstehe ich nur allzu gut.» Der Sonderermittler hob abwehrend die Hände. «Ich halte Sie doch nicht von wichtiger Arbeit ab? Ich dachte mir nur, da wir ja jetzt zusammenarbeiten, kann ich die Möglichkeit nutzen, Sie persönlich kennen zu lernen, Herr Rechtsprecher. Aber wenn es Ihnen ungelegen ist, warte ich auch gerne im Vorzimmer. Sie müssen es nur sagen.»
Natürlich wehrte Fried Tontrauss diesen Vorschlag ab. Kein Rechtsprecher schickte den Sonderermittler der vorgesetzten Richterin aus seinem Büro. Vor allem nicht, wenn dieser Ermittler Jans Bruner hieß. Er sollte paranoider sein als ein Affe, der sein Spiegelbild angreift – und aggressiver.
Wenn Fried recht überlegte, hatte er sich auf das erste Treffen mit Bruner gefreut, seit er von seinem Eintreffen im hiesigen Tauhaus-Distrikt erfahren hatte. Jans Bruner war vor dreißig Jahren zum Sonderermittler ernannt worden. Nach Schwierigkeiten mit dem ersten Richter, dem er unterstellt gewesen war, war er den meisten Richtern suspekt gewesen und sie hatten ihn herumgereicht; nirgendwo blieb er länger als zwei Jahre. Normalerweise blieb ein Sonderermittler über längere Zeit an einem Ort, doch Bruner wurde zu einem unfreiwilligen Wanderer. Sein Name wäre wohl in Vergessenheit geraten, wenn da nicht diese Aktion auf Eian gewesen wäre. Man sprach voller Respekt von seinen Leistungen, aber hinter vorgehaltener Hand, denn seine Methoden waren nichts für die seichte Unterhaltung beim Essen. Niemand stritt ihm Finesse, Kompetenz und Talent ab, trotzdem wollte kein Richter ihn in seiner Nähe wissen, denn neben seinen Tugenden war er auch für seine Taktlosigkeit, Härte gegenüber jedermann und nicht vorhandener Diplomatie bekannt. Vor
Weitere Kostenlose Bücher