Tricontium (German Edition)
trat nicht näher heran.
»Auf ein Wort, Fürst! Bitte hört mich an, bevor Ihr abreist. Ich komme im Guten!«
»Das sagt man immer, wenn man es jemandem schwer machen will, einen mit Anstand hinauszuwerfen«, gab Asgrim zurück. Vielleicht fürchtete er aber, feige zu erscheinen, wenn er dem Gespräch auswich, denn er wagte sich schließlich doch hinter dem Schutzwall, den seine Krieger formten, hervor und lud Ardeija mit einer Handbewegung ein, mit ihm beiseite zu kommen. Das war schlecht; eine Unterredung ohne Zeugen würde nicht viel wert sein, da das Wort eines Fürsten im Zweifelsfall mehr gelten würde als das Ardeijas. Aber zumindest war Asgrim anders als vor einigen Tagen bereit, zuzuhören.
Sehr entgegenkommend hörte sich das, was er zu sagen hatte, dennoch nicht an. »Alles Nötige ist schon vor Frau Justa besprochen worden. Was wollt Ihr also noch?«
»Meinen Vater«, sagte Ardeija, »heil und lebendig.«
Asgrim sah ihn mild belustigt an. »Das dürfte schwierig werden. Euer Vater ist tot.«
Ardeija fuhr herum, doch keiner der Krieger hatte in aller Stille einen kaltblütigen Mord begangen. Theodulf wirkte nicht sonderlich tot, aber auch nicht sehr froh über den Gang der Ereignisse.
»Nun hört endlich auf damit!«, sagte der Fürst unwillig. »Ihr habt diese Verstellung weit genug getrieben.«
Ardeija hatte mit vielem gerechnet, nicht aber damit, dass man ihm seine aufrichtige Besorgnis nicht abnehmen würde. »Es ist mir ernst!«, beharrte er. »Lasst ihn bitte gehen. Ihr habt Euren Schwertmeister schon zum Krüppel gemacht; ist Euch das nicht genug?«
»Das lasst meine Sorge sein.«
Ardeija dachte gar nicht daran; obwohl er sich spätestens auf dem Brandhorst vorgenommen hatte, eben das nie im Leben zu tun, beugte er das Knie vor Asgrim. »Ich bitte um Gnade für ihn, Fürst.«
Asgrim sah halb gelangweilt, halb verärgert drein. »Erspart mir diesen lächerlichen Auftritt. Los, steht auf und schert Euch fort! Das hier führt zu nichts.«
»Ich bitte um Gnade«, wiederholte Ardeija und musste sich nicht einmal mehr anstrengen, um verzweifelt zu klingen.
Asgrim lächelte spöttisch. »Und ich gewähre keine.«
»Dann setzt ein Lösegeld fest! Es ist doch wohl um den Brandhorst nicht so rosig bestellt, dass Ihr leicht darauf verzichten könntet.«
Asgrim lächelte noch immer. »Ihr täuscht Euch. Jenseits der Grenze gibt es genügend Leute, die für das Wissen eines Schwertmeisters weit mehr zu zahlen bereit sind, als ich je als Lösegeld fordern könnte.«
Ein böser Scherz hätte sich anders angehört und Ardeija begriff, dass alles Verhandeln vergebens sein würde. Wenn der Verrat seines Schwertmeisters Asgrim so sehr getroffen hatte, dass er trotz aller guten Gegengründe ernsthaft in Erwägung zog, Theodulf dem Schicksal auszuliefern, das sich für ihn einst mit dem Namen Wiglafs vom Bärenhügel verbunden hatte, dann war es ein Ding der Unmöglichkeit, ihn zum Verzicht auf seine Rache zu überreden.
Ardeija versuchte es dennoch. »Nennt Euren Preis und ich zahle ihn Euch.«
»Ihr könntet ihn nicht aufbringen.«
Damit schien der Fürst das Gespräch für beendet zu halten. Ohne den unwillkommenen Bittsteller eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt er an ihm vorbei, zurück zu seinen Leuten und den wartenden Pferden.
Die Angst machte Ardeija kühn. Er kam so schnell auf die Beine, dass Gjuki ihm beinahe von der Schulter fiel, und eilte Asgrim nach. »Die drei Kühe, die Ihr seinerzeit bezahlt habt, bekomme ich schon noch zusammen, und wenn ich sie stehlen muss, wie Ihr!«
Asgrim fuhr herum, doch anders, als Ardeija erwartet hatte, stand kein Zorn über die Anschuldigung in seinem Gesicht, sondern schiere Fassungslosigkeit. »Gerechter Gott!«, murmelte er aufrichtig entsetzt. »Das hat er in dreißig Jahren niemandem erzählt. Ihr seid sein Sohn, nicht wahr?«
»Daran habt Ihr gezweifelt?«, fragte Ardeija gleichermaßen verblüfft.
Asgrim verriet es ihm nicht; stattdessen stieß er einen derben Fluch hervor. »Kommt her, Theodulf!«, befahl er dann mit erhobener Stimme und winkte ab, als die beiden zur Wache abgestellten Krieger ihm den Gefangenen vorführen wollten. »Nein, lasst ihn.«
Als sein Schwertmeister vor ihm stand, musterte Asgrim ihn lange. »Es ist so, nicht wahr?«, fragte er schließlich, als könne er es immer noch nicht recht glauben. »Er ist wirklich Euer Sohn.«
Theodulfs Miene war dieselbe undurchdringliche Maske wie stets, wenn das, was er
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