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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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besonders gemocht.
    Es war Maurus gewesen, der ihn dazu gebracht hatte, die Sache aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Der alte Krieger war in einer trägen Mittagsstunde, als sie im Schatten der weit ausladenden Linde vor dem Niedergericht gesessen hatten, auf einen eigentlich ganz belanglosen Kampf einige Tage früher zu sprechen gekommen. Ardeija hatte an dem Zusammenstoß mit einer Grabräuberbande in der römischen Nekropole nichts weiter Bemerkenswertes gefunden, Maurus aber durchaus.
    »Ich habe nie gewusst, warum«, hatte er gesagt und seinen Hauptmann schräg über den Bierkrug hinweg angesehen, den er in der kurzen Pause zwischen seinen Worten zum Mund geführt hatte. »Aber jetzt weiß ich, warum Ihr ein wahrer Teufel seid, sobald Ihr ein Schwert in der Hand habt.«
    Ardeija hatte den Blick abgewandt und lieber den Kindern, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit Murmeln gespielt hatten, zugesehen. »Das bin ich schon lange nicht mehr, wenn ich denn je einer war. Nicht mehr seit Bocernae.« Zur Unterstreichung hatte er den Fuß, der so hinderlich sein konnte, in die Luft gehalten und missvergnügt betrachtet.
    Doch Maurus hatte es ernst gemeint.
    »Nein, Hauptmann«, hatte er bedächtig gesagt und sich das Kinn gerieben. »Ihr seid jetzt wahrscheinlich ein besserer Kämpfer als vorher. Ihr seid unberechenbar; man weiß nie, wohin Ihr die Füße setzen werdet. Hübsch sieht es zwar nicht aus, aber gefährlich ist es – für die anderen, nicht so sehr für Euch.«
    Ardeija hatte damals erst gelacht, doch mit der Zeit war er zu dem Schluss gekommen, dass etwas an Maurus’ Einschätzung war, was die ersten Augenblicke eines Treffens mit einem unbekannten Gegner anging. Die Dinge, die er für einen Notbehelf hielt, abgewandelte Schritte und Haltungen, die seinen Fuß weniger belasteten, konnten ein kurzer Vorteil sein, da sie ungewohnt und unerwartet waren.
    Auch für Asgrim war dies alles neu; er kannte nur einen anderen Ardeija und konnte nicht wissen, wie er den einschätzen musste, mit dem er es nun zu tun hatte. Vielleicht war es aber auch die Erinnerung an den jungen, begabten Schwertmeister von damals, die ihn einen Herzschlag lang zögern und wertvolle Zeit verschenken ließ, so dass nicht er es war, der den Takt des Kampfes vorgab, sondern Ardeija mit all seinem Zorn und seinem Wunsch, die Sache rasch hinter sich zu bringen.
    Dreimal traf Klinge auf Klinge; dann stand Asgrim zwischen den Scherben des Bechers an die Wand gedrängt, Ardeijas Schwert an der Kehle. Der Fürst war weit weniger außer Atem geraten als sein Gegner und sah nun fast eher verwundert als erschrocken drein. Ihm und den anderen, die mit einem langen Ringen gerechnet haben mochten, war alles wohl viel zu schnell gegangen.
    Nur Ardeija lächelte, froh, dass die Hand, in der er Theodulfs Waffe hielt, nicht zitterte. »Ich könnte Euch töten, Fürst, oder Euch beide Hände brechen, aber ich bin kein so rachsüchtiger Mensch wie Ihr. Ich begnüge mich mit Eurem Wort, meinen Vater und mich ungehindert ziehen zu lassen, mit unserem Besitz und ohne uns zu verfolgen. Versprecht das!«
    Er hatte erwartet, dass Asgrim seine Forderung nur recht und billig finden würde, hatte er ihn doch ehrlich besiegt. Doch auf dem Gesicht des Fürsten erschien zur Antwort ein hochmütiges Lächeln, als läge kein kalter Stahl an seinem Hals.
    »Ihr werdet mich wohl doch umbringen müssen, vor zwei Dutzend Kriegern, die mir Treue geschworen haben, und vor dem Vogt von Aquae«, erwiderte er und wusste wohl nur zu genau, dass sein Leben nicht in Gefahr war, solange Ardeija an seinem eigenen hing. »Ich verspreche Euch nichts.«
    Ein anerkennendes Raunen ging durch den Raum, und einige Krieger nickten gar. Was Asgrim durch das, was er Theodulf angetan hatte, an Achtung verloren haben mochte, hatte er durch seine Unbeugsamkeit leicht wiedergewonnen. Einem, der nichts zu fürchten schien, verziehen die Leute viel, und hätte Asgrim noch mit Gudhelms Schwertmeister gesprochen, hätte er nun gewonnen gehabt. Aber vor ihm stand der Hauptmann der Richterin Herrad, der die letzten vier Jahre über am Niedergericht so viele Erfahrungen mit Widerspenstigen gesammelt hatte, dass er sich nun zu helfen wusste.
    Ein Griff mit der linken Hand, auch gegen die Empörung seines Arms, eine rasche Bewegung, der Asgrim, abermals überrumpelt, nicht viel entgegensetzte, und er hielt den Rücken des Fürsten eng an sich gepresst, das Schwert immer noch dort, wo

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