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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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Schwertmeisters zu legen. »Fragt nicht. Ich helfe Euch, weil es sein muss – nicht, weil mir daran gelegen wäre, meinen Herrn zu verraten.«
    Damit ging er, nicht ohne die Tür fest hinter sich zuzuziehen. Die Geste war deutlich genug, doch hatte sie keinen darüber hinausgehenden Nutzen, denn anders als die Tür des Kerkers, in dem Ardeija noch vor einer Stunde gesessen hatte, verfügte diese hier nur über einen leichten Riegel an der Innenseite, nicht über ein Schloss oder irgendeine andere Vorrichtung, die es erlaubt hätte, jemanden in Theodulfs Zimmer einzusperren. Ardeija wurde nur dadurch kurz aufgehalten, dass er sich bei seiner Flucht unter das Bett in den geliehenen Mantel verwickelte und, als er sich glücklich befreit hatte, einen Augenblick benötigte, um seine schmerzenden Knochen zu ordnen. Der Griff nach dem abgelegten Schwert auf der Truhe am Fußende des Bettes war so selbstverständlich, dass Ardeija die Erkenntnis, dass die Waffe jemand anderem gehörte, erst überfiel, als er die Verfolgung seines unwilligen Retters bereits aufgenommen hatte. Aber wenn Theodulf tatsächlich sein Vater war, nahm er doch nur ein künftiges Erbstück etwas verfrüht in Gebrauch, so dass dies kein Diebstahl im eigentlichen Sinne war, auch wenn Frau Herrad ihm für diese kühne Argumentation wohl etwas erzählt hätte.
    Der Weg, den der Schwertmeister genommen hatte, war kurz. Er war nur in den weiten Vorraum, in den die Treppe mündete, zurückgekehrt, hatte sich nach rechts gewandt und war zwei Stufen zu einer Tür hinaufgestiegen, deren Rahmen Schnitzereien zierten, die kleine Jäger und flüchtendes Wild zwischen übergroßen Ranken zeigten. Aus dem dahinter liegenden Raum drangen Stimmen hervor, und die des Vogts von Aquae war tatsächlich darunter.
    »Das gebe ich zu!«, sagte er eben mit einem kleinen Auflachen. »Doch die Tricontinische Mark wird morgen nicht anders aussehen als in einer Woche, nicht wahr?«
    »Die Tricontinische Mark nicht, wohl aber meine Pläne für den Tag.« Das war Asgrim, offensichtlich nicht in bester Laune, doch von Achtung für Rang oder Person seines Gasts eben noch davon abgehalten, laut zu werden.
    Jemand schien einige Schritte auf und ab zu gehen und ein Getränk wurde eingegossen, doch Geta erwiderte lange nichts.
    »Ihr müsst mich ja nicht begleiten«, sagte er schließlich, als Ardeija sich längst fragte, wie lastend das Schweigen sich wohl für die Männer jenseits der Tür anfühlen musste.
    »Es wird sich schon einrichten lassen«, gab der Fürst halbwegs versöhnlich zurück. »Seht mir mein Erstaunen nach! Wir können gern morgen den Ritt nach Tricontium unternehmen.«
    Ardeija fragte sich nicht lange, warum Herr Geta in Asgrims Begleitung die Tricontinische Mark in Augenschein nehmen wollte und nicht von Aquae aus allein dorthin aufgebrochen war oder weshalb niemand etwas von den Barsakhanen dort erwähnte. Was zählte, war nur, dass keine zehn Schritte entfernt der beste nur denkbare Verbündete saß, ein entfernter Verwandter Frau Herrads, der ihrem Hauptmann würde beistehen müssen und als Vogt von Aquae Calicis auch über die nötigen Mittel verfügte, Asgrim seinen Willen aufzuzwingen. Eine solche Gelegenheit durfte man nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Valerian – nach allem, was Ardeija nun wusste, nicht sein Vater, aber immerhin der Mann seiner Mutter – hatte dem Jungen, den er seinen Sohn genannt hatte, einmal vorausgesagt, seine gelegentlichen Anwandlungen von Tollkühnheit würden ihm dereinst einen frühen Tod oder reichlich Ärger bescheren. Falls er jetzt als stummer Zuschauer aus dem Himmel oder dem Reich der Geister das Geschehen auf dem Brandhorst miterlebte, fand er sich wohl in seinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt, denn Ardeija öffnete ohne weitere Umstände die Tür.
    »Wir haben vorhin unser Gespräch nicht fortsetzen können, Fürst«, sagte er freundlich. »Soll Herr Geta nicht wissen, dass Ihr mich widerrechtlich festhaltet und zu erpressen versucht?«
    Es war wohl weniger diese Frage als seine bloße Anwesenheit, die Asgrim und die vier übrigen Männer im Raum für einen Augenblick herzlich dumm dreinsehen ließ, während Ardeija feststellte, dass sein kranker Arm ihm schon wieder so gut gehorchte, dass er mit der linken Hand die Tür hinter sich verriegeln konnte. Viel würde das zwar nicht nützen, wenn jemand bereit war, mit allen Mitteln ins Zimmer einzudringen, aber für kurze Zeit würde Ardeija sich den Rücken

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