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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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freihalten können.
    Der Hauptmann von Getas Kriegern, der auf der anderen Seite des Zimmers an die Rundung eines kleinen Treppentürmchens gelehnt stand, durch das der Fürst und seine Gäste heraufgekommen sein mochten, war der erste, der sich fing und ein tief empfundenes »Zum Teufel!«, murmelte.
    Geta selbst ließ sein Entsetzen so rasch, wie es ihn überkommen hatte, hinter der leutseligen Maske verschwinden, die Ardeija aus Aquae gut genug kannte. »Herr Ardeija? Das ist ein unerwartetes Zusammentreffen«, sagte er, ohne auf den Vorwurf, den Ardeija ausgesprochen hatte, einzugehen.
    Der Mann im blauen Gewand hingegen, den Ardeija nun, da er den zugehörigen roten Schopf und das blasse Gesicht sehen konnte, als Asgrims langjährigen Schreiber erkannte, schien besser zu verstehen, dass man sich mit einem Krieger, der einen Raum schon mit dem Schwert in der Hand betreten hatte, nicht wie mit einem verspätet eingetroffenen Gast unterhalten konnte. Kaum, dass Ardeija einen weiteren Schritt ins Zimmer getan hatte, löste er sich aus seiner Erstarrung, hastete zur Tür des Treppenturms, auf der die Sterne, die in dem falschen Himmel des Gewölbes golden glänzten, neben langschwänzigen Greifen wiederkehrten, und rannte davon.
    Theodulf hingegen, der neben Asgrims Sessel stand und bei Ardeijas Eintritt eben dazu angesetzt hatte, seinen Becher an die Lippen zu heben, hatte sich nicht gerührt.
    »Es ist unnötig, dass er den ganzen Haushalt aufscheucht«, bemerkte Ardeija. »Ich will Euch nichts Böses, doch ich glaube, dass ein Gespräch von gleich zu gleich in dieser verworrenen Angelegenheit nützlicher sein wird als noch mehr Unfug dort unten im Kerker.« In dem edlen Bemühen, seinem Befreier einen dünnen Anstrich von Unschuld zu verleihen, fügte er hinzu: »Herr Theodulf wird verzeihen, dass ich mich aus seinen Beständen bedient habe, doch dass mein eigenes Schwert zerbrochen ist, wisst Ihr.«
    Das erklärte noch nicht den Mantel, der ihm nicht gehörte, doch das würde Asgrim, der ihn noch immer wie eine unheimliche Erscheinung anstarrte, kaum auffallen. »Wie seid Ihr aus der Zelle gekommen?«
    »Zauberei«, sagte Ardeija mit einem Lächeln und begann sich so gefährlich leicht und frei zu fühlen wie in einem guten Kampf. »Wirkt nur bei Neumond, wisst Ihr? Deshalb musste ich ein paar Tage warten.«
    Es war eine Freude, den stolzen Fürsten höchst verunsichert zu erleben, wenn auch nur so lange, bis Geta sich räusperte. »Es ist erst übermorgen Neumond.«
    »Seine Geschichte stimmt auch nicht«, bekannte Theodulf und trank einen Schluck Wein; entweder wollte er seine Kaltblütigkeit zur Schau tragen, oder er sagte sich, dass er, wenn er nun die Wahrheit erzählte, bis an sein Lebensende ohnehin nur noch Wasser zu trinken bekommen würde. »Ich habe ihn herausgelassen.«
    Der Vogt von Aquae nickte befriedigt. »Das klingt schon überzeugender. Schenkt mir auch noch etwas Wein nach, ja? Dann wird es sich leichter plaudern.«
    Seine Bemühungen, den sich ankündigenden Streit in den vertrauten Netzen der Diplomatie einzufangen, bevor noch mehr Unheil geschehen konnte, konnten angesichts der Tatsache, dass mittlerweile schon über beide Treppen Krieger Asgrims heraufkamen, durch das Türmchen ins Zimmer drängten und von außen an der Vordertür rüttelten, nichts mehr ausrichten, hätten aber vermutlich auch sonst wenig Erfolg gehabt. Wenn Asgrim jemals bereit gewesen war, mit sich reden zu lassen, dann hatte Theodulfs Geständnis das gründlich geändert.
    Der Fürst hatte sich erhoben; sein schöner Luchspelzmantel war, weich und harmlos, auf dem Stuhl zurückgeblieben.
    »Habt Ihr das getan?«, fragte er, ohne auf Geta zu achten, und nahm Theodulf beinahe sanft den Becher aus der Hand, um das Gefäß dann mit ungeahnter Wucht gegen die nächste Wand zu schleudern. »Dann habt Ihr auch gelogen, als es um die Barsakhanen ging, wie? Was hofft Ihr damit zu erreichen?«
    Wenn Asgrim es gut verstand, den über den Verrat seines Schwertmeisters empörten Herrn zu geben, dann konnte Theodulf seinerseits hervorragend wie ein braver Mann, der nur seinen väterlichen Pflichten hatte genügen wollen, klingen. »Dass Ihr meinen Sohn am Leben lasst und ihn nicht weiter wider jedes Recht erpresst.«
    Er hätte sich auf die erste Hälfte des Satzes beschränken sollen. Das Erstaunen ringsum, das auch Asgrim teilte, und das gewisse Verständnis, das man selbst für die unsinnigsten Taten aufzubringen bereit war, wenn

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