Tricontium (German Edition)
dass Ihr uns, auch nachdem wir Aquae erreicht haben, nicht um dieser Sache willen verfolgen werdet, weder aus eigenem Antrieb noch auf eine Klage des Fürsten oder seiner Leute hin.« Ardeija hatte das Schwert noch immer nicht von Asgrims Hals entfernt. »Dann können wir darüber reden.«
Geta neigte leicht den Kopf. »Gewährt. Die ganze unglückliche Angelegenheit soll auf beiden Seiten vergeben und vergessen sein. Nun gebt ihn frei; wir brechen so bald wie möglich auf.«
Sein Plan, nach Tricontium zu reiten, schien ihm nicht länger wichtig zu sein.
Ardeija hätte gehorchen können, doch er tat es noch nicht; eines blieb noch zu tun. Er sah Theodulf an. »Ihr hört, was der Vogt von Aquae sagt. Soll ich zustimmen? Ich tue es erst, wenn Ihr mir sagt, dass Ihr auf Vergeltung verzichtet.«
»Stimmt zu und lasst ihn gehen«, erwiderte Theodulf so unbewegt, als wäre es für ihn das Gewöhnlichste von der Welt, zum Herrn über Leben und Tod seines Fürsten gemacht zu werden. »Er ist es nicht wert, dass Ihr Euch noch weiter mit ihm abgebt.«
»Das ist wohl wahr.« Ardeija senkte die Waffe und trat zurück. Fast stieß er gegen einen der Bettpfosten, und ihm wurde bewusst, dass er nicht eben sicher auf den Beinen war. Doch er durfte sich nicht ausruhen, noch längst nicht.
Der Vogt nickte beifällig. »Gut, gut. Nun geht und helft Eurem Vater, ein paar Sachen zusammenzupacken. Ich nehme nicht an, dass er so bald zum Brandhorst zurückkehren wird.«
Der Vorschlag war vernünftig, doch Ardeija wäre auch für jeden anderen Vorwand dankbar gewesen, der ihm erlaubt hätte, das Zimmer nun zu verlassen. Der Blick, mit dem Asgrim ihn musterte, war derart hasserfüllt, dass er sich nicht sicher war, ob Getas Zusicherungen allein einen ausreichenden Schutz bedeuteten. Der Fürst hätte ihm vielleicht noch verzeihen können, dass er ihn im Kampf überwunden und vor seinem ganzen Hof wie einen Sack Lumpen festgehalten hatte, doch die Erniedrigung, dass gerade Theodulf über sein Schicksal hatte befinden dürfen, würde er wohl bis an den Jüngsten Tag nicht vergessen.
12. Kapitel: Was mitgenommen werden muss
»Mir ist verdammt fürchterlich übel.« Ardeija hatte kaum zu Ende gesprochen, als er schon bedauerte, so ehrlich gewesen zu sein, statt etwas Aufmunterndes gesagt zu haben, doch Theodulf schien sich daran nicht zu stören.
»Dann bleibt meiner Kleidertruhe fern, bis es vorüber ist«, sagte er kurz angebunden, doch nicht so unfreundlich, wie es nach allem, was geschehen war, verständlich gewesen wäre.
Hätte Ardeija sich auch nur ein wenig besser gefühlt, hätte er über die Ermahnung gelacht, doch so, wie die Dinge standen, mochte sie eine gewisse Berechtigung haben.
»So schlimm, dass Eure Hemden darunter leiden werden, ist es nicht«, erwiderte er und hoffte, dass er nicht log. »Soll ich alle einpacken?«
Die Auswahl war wahrhaftig nicht groß und wenn sie nicht gezwungen gewesen wären, so rasch abzureisen, hätte er vorgeschlagen, einfach die ganze Truhe auf einen Karren zu laden und mitzunehmen; sie war kaum zur Hälfte gefüllt und konnte nicht sonderlich schwer sein.
Theodulf nickte. »Ja, aber lasst Platz für die Teeschalen und den roten Kasten.«
»Das wird schon gehen«, sagte Ardeija und stellte das verlangte Kästchen zum Zeichen, dass es ihm ernst war, gleich auf den alten Mantel, der die Hülle ihres behelfsmäßigen Bündels bilden sollte.
Es würde in der Tat keine Schwierigkeiten bereiten, alles, was Theodulf mitnehmen wollte, der Sammlung auf dem Bett auch wirklich hinzuzufügen, denn offensichtlich besaß der so grob entlassene Schwertmeister nicht viel.
Im Voraus war Ardeija der Gedanke unangenehm gewesen, in Theodulfs Besitztümern herumwühlen zu müssen und gezwungenermaßen auf einen Schlag seinen ganzen Alltag, seine Vorlieben, Eigenheiten und Erinnerungen vor sich ausgebreitet zu sehen, doch nun fand er es weit beunruhigender, dass schlicht keine Geheimnisse zu entdecken waren.
Bis auf Kleider und die allernotwendigsten Gegenstände des täglichen Gebrauchs gab es kaum etwas, nur einen Tontopf mit der Art von Salbe, wie auch Asri sie verwendete, um Schmerzen in ihren Gelenken zu lindern, die Dinge, die Ardeija vorhin schon unter dem Bett gesehen hatte, und das erwähnte rote Kästchen, eine Schnitzarbeit aus dem Osten, die jemand lange nach ihrer Entstehung stümperhaft mit grell leuchtender Farbe angestrichen hatte. Zwar war das Behältnis schwer genug, um vermuten zu
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