Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
gerade in einen Mülleimer schleudern, als ihn ein verwahrlost aussehender Mann aus der Menge der Schaulustigen ansprach: »Ey, wasn dis? Wolln Se die Fritten nich’?«
»Wollen schon! Aber können kann ich nicht.« Kalkbrenner drückte ihm die Pommes in die Hand und bückte sich unter der Absperrung hindurch. Er hatte den Hotelvorplatz kaum überquert, als er seinen Namen hörte. Als er sich umsah, konnte er in der Menge jedoch kein bekanntes Gesicht entdecken. Wahrscheinlich hatte er sich verhört.
»Wo sind meine beiden Kollegen?«, fragte er Gesing in der Hotellobby.
»Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie an der Bar sitzen.«
»An der Bar? Na toll, und ich muss Club Cola trinken.«
»Wie bitte?«
»Nichts. Wo finde ich die Bar?«
»Warten Sie, ich begleite Sie.«
Gesing brachte Kalkbrenner zur
Adler-
Bar, wo Muth und Berger sich an Fruchtsäften gütlich taten. »Möchtest du auch einen?«, bot sein Kollege an.
»Nein danke, nicht im Dienst.«
Berger runzelte verständnislos die Stirn.
Kalkbrenner sah die Kriminalkommissarin an. »Und, Sera, wer ist der Tote?«
»Rudolph Fielmeister«, informierte ihn Muth. »Gemeinsam mit Marten Peglar, seinem Stiefbruder mütterlicherseits, obliegt ihm die Geschäftsführung der gleichnamigen Firma
.
Sie
wurde 1906 von seinem Großvater gegründet und später von seinem Vater fortgeführt. Fielmeisters Mutter war Sopranistin an der Oper, und auch der Junior hat sich um die Kultur verdient gemacht. Er war Mitglied in einigen Berliner Vereinen, sponserte Kunstaktionen. Wahrscheinlich lag das Künstlerische in der Familie. Er war dreiundvierzig Jahre alt, verheiratet mit Carla Fielmeister, die ein Modelabel führt, hatte mit ihr zusammen zwei Töchter.«
»Die Familie wohnt in einem Apartment
im Beisheim-Center«, fügte Gesing hinzu.
»Das ist ja hier am Potsdamer Platz«, staunte Kalkbrenner.
»Stimmt genau«, sagte Berger, »direkt um die Ecke vom
Kemper Adler …
«
»Adler Kemper«
, berichtigte ihn sein Kollege.
Berger schleuderte ihm einen verärgerten Blick zu.
»Die räumliche Nähe zur Familie wäre für einen Seitensprung aber ziemlich gewagt.«
»Warum das denn?«, entgegnete Berger spitz. »Machst du das etwa nicht so?«
Jetzt war es an Kalkbrenner zu grollen.
Muth schaute irritiert die stichelnden Beamten an, dann räusperte sie sich, um sich Gehör zu verschaffen. »Vielleicht musste Fielmeister ja zu Hause ausziehen?«
»Angenommen, es wäre so, warum hat er dann einen falschen Namen benutzt?«, zweifelte Berger.
»Wir sollten erst einmal hören, was seine Gattin uns zu sagen hat.« Kalkbrenner wandte sich zum Ausgang.
»Ich komme mit«, verkündete Berger. Für Sekunden trafen sich ihre Blicke. »Oder hast du was dagegen?«
»Was sollte ich schon dagegen haben?«
Noch ehe sein Kollege antworten konnte, war Kalkbrenner auch schon in der Lobby.
15
Sackowitz biss sich auf die Zunge. »Woher ich weiß, wie Ihr Chef hieß? Äh, Sie haben ihn doch vorhin erwähnt.«
Magda rührte in ihrem Cocktail herum, als wollte sie im Glas einen Orkan erzeugen. »Habe ich das?«
»Selbstverständlich.« Sackowitz mahnte sich zur Vorsicht.
Jetzt nur nicht nachlässig werden
. »Sie haben vorhin erzählt, Ihr Chef sei gestorben. Seit dem Tod von Herrn Schulze wären Sie ohne Arbeit.«
Es war Magda anzusehen, dass sie nachdachte. Sackowitz schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Hoffentlich trübte der Alkohol ihr Erinnerungsvermögen. Schließlich zuckte sie mit den Schultern und meinte: »Na ja, das ist sowieso schon etwas länger her und eigentlich auch egal.«
Das ist es nicht.
Aber Sackowitz behielt diesen Gedanken für sich.
Hüte dich davor
,
sie zu bedrängen.
Stattdessen verfluchte er sich, seinen Versprecher und das Handy gleich mit dazu, das gerade zu klingeln begann.
»Sie sehen aber nicht glücklich aus«, stellte Magda fest.
»Das ist die Arbeit.«
»Um diese Zeit?«
»Mein Chef kennt keinen Feierabend.« Sackowitz nahm den Anruf an. »Stan, es ist schon spät.«
»Was ist?«, fragte Stanislaw Bodkema.
»Ich sagte, ich kann jetzt nicht.«
»Mensch, Hardy, was ist denn das für eine grausige Musik im Hintergrund? Wo steckst du überhaupt?«
Die Tanzkapelle interpretierte in diesen Minuten Andy Borg.
Doch heut Nacht wird alles anders
,
alles
,
alles anders.
»Ich sitze im … in einem Café.«
»Dann bezahl mal schnellstens deine Rechnung und … Moment mal! Treibst du dich schon wieder im
Verdun
rum? Bist du noch immer hinter dieser
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