Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
bitte eine Liste aller Angestellten zusammen. Berücksichtigen Sie auch die Mitarbeiter, die von der Entlassung betroffen waren.«
In Fielmeisters Büro bückte sich Kalkbrenner zu dem PC-Tower hinunter, der neben dem Schreibtisch stand. Er hob den Rechner an, es knirschte, und er hielt das blanke Gehäuse in der Hand.
»Haben Sie etwas kaputt gemacht?«, beschwerte sich Frau Vissermann.
»Na ja, die Abdeckung war nicht festgeschraubt.« Kalkbrenner bestaunte den nackten Computer. »Sie war nur über den Rechner gestülpt – damit es nicht auffällt.«
»Damit was nicht auffällt?« Frau Vissermanns Gesicht war ein großes Fragezeichen.
»Dass man die Festplatte geklaut hat.«
Reiner Zufall ist reiner Zufall.
»Wissen Sie, was sich außer den E-Mails auf der Festplatte befand?«
»Zumeist Geschäftsunterlagen und Verträge. Fast alle sind in Kopie auf meinem Rechner gespeichert. Das andere sind Interna. Chefsache.«
»Zeigen Sie mir bitte den Rechner von Herrn Peglar«, verlangte Kalkbrenner. Auch im Büro des Stiefbruders ließ sich die Abdeckung des PCs mühelos entfernen, auch hier fehlte die Festplatte. »Gibt es ein Backup?«
»Ja, es wurden regelmäßig Sicherheitskopien gemacht. Aber ich habe keine Ahnung, wie …«
»Weiß Herr Peglar davon?«
»Möglicherweise. Bestimmt.« Aufgeregt fuhr sich die Sekretärin durch ihr Haar. »Vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht.«
Kalkbrenner warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach zwölf. Schnell rief er Berger an. »Ist Marten Peglar bereits auf dem Weg zu euch?«
»Komisch, dass du mich das fragst.«
»Warum?«
»Weil ich dich deswegen gleich anrufen wollte. Kannst du aufs Präsidium kommen? In einer Stunde?«
26
Sackowitz studierte eingehend den
Kurier
, den Bodkema auf seinen Schreibtisch geknallt hatte. Ein roter Tintenkringel markierte den von ihm geschriebenen Bericht über den Mordfall im Hotel
Adler
. »Und? Was soll damit sein?«
»Das wagst du noch, mich zu fragen?« Bodkemas Stimme dröhnte durch das Großraumbüro. Die umsitzenden Redakteure drehten neugierig die Köpfe in ihre Richtung.
Schnell klappte Heiko seinen Laptop zu. »Ich geh dann mal besser.«
»Nein, du bleibst!«, befahl Sackowitz. »Sieh zu, dass du meinen PC …«
»Mac!«
Sackowitz wünschte dem Computerexperten ein ganzes Heer von Viren an den Hals, an den Rechner und an den Mac.
Auch Bodkema bedeutete Heiko Richter mit einem Wink, dass er bleiben könne. Der kurze Ausbruch schien seine Wut gelindert zu haben. Er war ein groß gewachsener Mann Mitte fünfzig, der anders als Sackowitz ausnahmslos Anzüge zu tragen pflegte. Seine imponierende Erscheinung unterstrich Bodkema mit seinem Talent, Dinge kurz und, wenn es sein musste, brutal hart auf den Punkt zu bringen. Die Kombination beider Eigenschaften hatte unzweifelhaft ihren Teil dazu beigetragen, dass er es bis zum Chefredakteur des Berliner Boulevardblattes gebracht hatte. »Ich hatte von dir einen Bericht über den Mord am Lebensmittelproduzenten Rudolph Fielmeister aus Mitte erwartet. Stattdessen bekomme ich einen Text über irgendeinen Unternehmer von irgendwo aus Berlin. Geht es vielleicht noch schwammiger?«
»Aber eine offizielle Bestätigung war gestern Abend nicht mehr zu bekommen«, verteidigte sich Sackowitz. »Und du weißt doch, wie Gerichte bei der Verletzung von Persönlichkeitsrechten entscheiden.«
»Ach, seit wann scherst du dich denn um Persönlichkeitsrechte?« Bodkema lachte freudlos. »Oder lag es vielleicht doch daran, dass du gestern Abend einfach keinen Bock mehr darauf hattest, etwas in Erfahrung zu bringen, weil …«
»Stan, das ist doch wohl nicht …?«
»… weil du seit Tagen glaubst, einer anderen heißen Story auf der Spur zu sein?« Er schaute den Reporter ernst an.
»Nur zu deiner Information: Für deinen Fielmeister-Text habe ich mir meinen guten Anzug ruiniert und außerdem die halbe Nacht um die Ohren geschlagen.«
»Du hast eine halbe Nacht für zwei läppische Spalten gebraucht?«
»Mein Computer funktionierte mal wieder nicht.«
Bodkema wirbelte herum. »Herr Richter, was ist mit dem Rechner?«
»Na ja«, druckste der Computerfreak herum, »also, eigentlich nichts.« Er betätigte zwei Tasten auf dem Keyboard. Einen Sekundenbruchteil später leuchtete der Monitor auf und verlangte nach Sackowitz’ Benutzerpasswort. »Ich glaube, Hardy hat nur mal wieder
eine falsche Tastenkombination gedrückt.«
»Das ist doch völliger Quatsch«, hielt Sackowitz
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