Trigger - Dorn, W: Trigger
anzuschreien. »Warum haben Sie sich das geschworen?«
»Junge Frau, verschwinden Sie einfach und lassen Sie Ihre Finger von Dingen, die Sie einen feuchten Kehricht angehen.«
In diesem Augenblick erschien Uschi Kreutzer an der Tür.
»Ich bin dann fertig für heute«, sagte sie zu Breuninger und schenkte Mark einen langen Seitenblick.
Diesmal reagierte Mark darauf, allerdings nicht so, wie sie es sich wahrscheinlich gewünscht hätte. »Sagt Ihnen denn der Name Lara Baumann etwas?«
»Sind Sie von der Polizei?«
»Nein, ich bin Psychiater.«
»Oh. Na ja, macht nichts. Zeigen Sie mal her.« Sie nahm Mark den Ausdruck aus der Hand und las den Text mit gerunzelter Stirn.
»Nein, kenne ich nicht«, kam die Antwort. »Kann ich auch nicht kennen, wenn das 1989 gewesen war. Ich wohne erst seit 1997 in der Gegend. Bin wegen der Liebe hergezogen, aber mir ist nur die Wohnung geblieben. Bitte sehr, Herr Doktor.« Mit einem offensichtlich eingeübten Augenaufschlag reichte sie ihm das Blatt zurück, dann wandte sie sich wieder Breuninger zu. »Also, dann geh ich
jetzt. Vergessen Sie nicht, ich komme morgen gleich um acht und bringe Ihre Frau zur Dialyse. Gute Nacht zusammen.«
Breuninger grummelte ihr etwas Unverständliches hinterher, dann wandte er sich wieder an Ellen und Mark.
»Und Sie gehen jetzt besser auch, sonst zeige ich Sie wegen Hausfriedensbruch an.«
»Sagen Sie mir einfach, warum Sie uns nichts über Lara Baumann erzählen wollen, und schon sind wir verschwunden«, entgegnete Ellen.
»Glauben Sie mir, dass Sie es nicht wissen wollen. Man sollte nicht über das Böse sprechen, wenn es endlich weg ist. Sonst kommt es wieder.« Mit diesen Worten ging er zurück ins Haus und schloss die Tür hinter sich.
»Das ist vielleicht ein Kauz«, sagte Ellen zu Mark, doch als sie sich nach ihm umsah, war er nicht mehr da. Er stand gegenüber an der Fahrerseite des Fiats und unterhielt sich mit Uschi Kreutzer. Als er wieder zurückkam, fuhr der Fiat davon.
»Da ist etwas oberfaul.«
»Hat sie dir doch nicht ihre Nummer gegeben?«
»Blödsinn.«
»Sorry. Also, was ist oberfaul?«
»Ich habe sie nach Breuningers Frau gefragt, und jetzt halt dich fest: Vor knapp zwanzig Jahren wäre sie fast an einer Niereninsuffizienz gestorben. In letzter Minute ist sie an eine Spenderniere gelangt. Wie es heißt, ist das wie durch ein Wunder passiert, sozusagen auf den letzten Drücker. Nun hat sie jedoch Pech. Diese Niere versagt jetzt ebenfalls, und Frau Breuninger ist zu alt, um noch eine faire Chance auf eine weitere Organspende zu erhalten.«
Ellen sah ihn nachdenklich an. »Du meinst …«
»Ich vermute mal, jemand hat Breuninger einen stattlichen Betrag gezahlt, damit er die Klappe hält. Du weißt doch selbst, wie man mit Geld und den nötigen Beziehungen eine Organspende beschleunigen kann.
Wahrscheinlich wurden auch der verstorbene Reporter und die Redakteurin geschmiert, oder was glaubst du, mit wem der Herr Hauptkommissar a. D. vor dir so lange telefoniert hat? Wahrscheinlich haben sich Breuninger und die überfreundliche Herausgeberin dieses Käseblättchens darüber beraten, wie man uns am besten mundtot macht.«
»Aber wer kann ein Interesse daran haben, einen neunzehn Jahre alten Fall zu vertuschen? Glaubst du, man hat sie ermordet, und wir sind wegen einer falschen Spur in das Ganze hier gestolpert?«
»Nein.« Mark schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass Volkers Programm sehr gut funktioniert hat, ebenso wie ich mir sicher bin, dass die Frau, die du gesehen hast, tatsächlich Lara Baumann war. Irgendetwas geht hier vor, aber ich glaube nicht, dass wir das vor morgen früh herausbekommen werden. Hier klappt man schon sehr zeitig die Bürgersteige hoch, wie es aussieht.«
Ellen stimmte ihm zu, auch wenn es ihr schwerfiel, weitere kostbare Zeit verstreichen lassen zu müssen.
Sie gingen zurück zum Hotel. Bevor sie sich auf dem Weg zu ihren Zimmern trennten, fragte Ellen: »Weshalb bist du dir eigentlich so sicher, dass dieses Computerprogramm von Volker so gut funktioniert?«
Zum dritten Mal an diesem Abend wurde Mark so rot wie eine überreife Tomate.
»Nun ja«, sagte er und hüstelte. »Die Freundin von Tobias
Schubert, du weißt schon, Volkers Hackerkumpel, der sich Filewalker nennt, ähm, die mit den Nacktfotos im Internet eben, sie … sie ist meine Schwester.«
Kapitel 36
Möglich, dass es an der Aufregung lag, oder vielleicht auch nur daran, dass Ellen bereits auf der Fahrt tief geschlafen
Weitere Kostenlose Bücher