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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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verschlossen vor. Der Herr Pfarrer sei zu einem wichtigen Familienfest unterwegs und vor Ende der Woche nicht zurück, erklärte eine nette ältere Dame.
    Sie wurde jedoch sogleich alles andere als nett, als Mark sie nach Lara Baumann fragte. Die Alte bekreuzigte sich und schob sich mit ihrem Gehwägelchen davon, als sei der Leibhaftige hinter ihr her.
    »Am Ende ist sie wirklich zum Blutsauger mutiert«, spottete Mark in einem Anflug von verzweifeltem Sarkasmus.
    Ellen, die auf dem Beifahrersitz kauerte und bereits die dritte Tablette aus dem Handschuhfach des Volvos geschluckt hatte, sah ihn fragend an. »Und was jetzt?«
    »Erst mal tanken. Ohne Sprit kommen wir nirgendwo mehr hin.«
    Während Mark den Wagen befüllte, saß Ellen so reglos wie möglich da, um ihre Kopfschmerzen nicht noch zu verschlimmern. Trotz der Schmerzmittel waren sie inzwischen zu einem Trommelsolo für zehn Vorschlaghämmer auf weichem Hirngewebe angeschwollen.
    Ihr Blick wanderte über die beiden Zapfsäulen, hinüber zum Kassenhäuschen neben der Werkstatt. Es war kein Tankstellenshop, der einem eingeschrumpften Supermarkt gleichkam, sondern noch ein richtiges Kassenhäuschen,
das Ellen auf merkwürdige Weise heimelig und bedrohlich zugleich erschien. Sie schob diesen Eindruck auf die verzerrte Wahrnehmung, die ihr das Stechen in ihren Schläfen verursachte, und wandte den Blick davon ab. Ellen schaute hinauf zu dem ARAL-Symbol, wieder herunter zu Mark und dann noch einmal zu dem ARAL-Symbol.
    Seltsam.
    Irgendetwas schien damit nicht in Ordnung zu sein. Ihr kam es so vor, als ob die weißen Buchstaben gar nicht fest auf dem blauen Plastik angebracht waren, sondern frei im Raum schwebten. Und je länger sie die Buchstaben ansah, desto mehr bekam sie den Eindruck, dass sie sich bewegten.
    Das ist diese gottverdammte Migräne. Sie macht mich ganz fertig. Ich kann ja kaum noch klar denken. Ich …
    Nun hatte sich die Schrift verändert, und aus ARAL war RAAL geworden.
    Unsinn. Ich bin …
    Ja, Dummerchen, was bist du denn?, fragte eine weibliche Stimme in ihrem Kopf, die eindeutig nicht die ihrer sonstigen Gedanken war. Sie klang sehr jung.
    O mein Gott, was ist denn nur los mit mir?
    Das Tankstellenschild hatte sich jetzt zu einem ARLA verformt. Ihr Magen verkrampfte sich, und aus den weißen Tüpfelchen in ihren Augenwinkeln waren nun blinkende helle Flecke geworden, die sie an Mückenflügel im Sonnenlicht erinnerten.
    Ja, es sind kleine, leuchtend weiße Mücken.
    Summ, summ, summ, Mückchen summ herum, sang die Stimme in ihrem Kopf. Na, Dummerchen, bist du nun ein Feigling oder nicht?

    Und dann sah Ellen, was sie längst schon hätte sehen müssen – das, was sie wirklich an diesem Tankstellenschild irritiert hatte. Zwar standen die Buchstaben jetzt wieder in der richtigen Reihenfolge, einem weißen ARAL auf blauem Untergrund, aber wenn man sie rückwärts las, wurde daraus ein LARA.
    Ellen würgte. Sie stieß die Beifahrertür auf, stürmte aus dem Wagen, sah sich nach einer Toilette um, fand keine, und erbrach sich neben einer Zapfsäule. Dabei wurde ihr so schwindlig, als habe man sie urplötzlich in eine Zentrifuge gesteckt.
    Mark kam angelaufen und hielt sie gerade noch rechtzeitig fest, ehe sie vornüberfallen konnte. Krampfgeschüttelt würgte Ellen eine braune, wässrige Substanz auf den Betonboden, die vor ihrer Ankunft im Magen zwei Tassen Milchkaffee mit vier Stückchen Zucker und drei Kopfschmerztabletten gewesen war.
    Echt guter Stoff, Dummerchen.
    Ellen glaubte, ihr Schädel würde jeden Augenblick zerbersten, während sich ihr gesamter Rumpf immer wieder verkrampfte, so dass sie kaum noch Luft bekam. Dann, endlich, beruhigte sich ihr Magen.
    Als die Krämpfe aufhörten, richtete sich Ellen auf und sog begierig frische Luft in ihre Lungen. Kehle und Rachen brannten, und durch den Tränenschleier vor ihren Augen sah die Welt um sie herum irgendwie unwirklich aus. Beinahe wie in einem Traum.
    So war sie auch nicht sonderlich verwundert, als sie an Marks Stelle das verschwommene Bild Professor Bormanns neben sich erkannte. Bormann schien einen Finger auf den Mund gelegt zu haben, wie um ihr verständlich zu machen,
sie solle still sein. Dann verzerrte sich sein Bild erneut, und als sie sich die Tränen aus den Augen wischte, war es wieder Mark, der neben ihr stand und sie behutsam an den Schultern hielt.
    Ellen sah eine Frau, die aus dem Kassenhäuschen gelaufen kam. Ein alter Mann folgte ihr. Er ging an Krücken und blieb

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