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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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aus sie losgegangen war, konnte noch nicht allzu weit hinter ihr
liegen. Doch nun war er nicht mehr zu sehen. Er befand sich irgendwo in der immer dunkler werdenden Röhre des Ganges, die das blasse Licht der Leuchtröhren regelrecht zu schlucken schien, je weiter der Gang zurückreichte.
    Dann hörte sie es. Zuerst war es nur ein leises Titsch-Titsch, das kaum lauter, aber deutlich schneller als das Geräusch der Wassertropfen war. Gleich darauf klang es schon näher, wurde lauter. Etwas rannte auf sie zu.
    Noch konnte sie es nicht sehen, noch verbarg es die Dunkelheit, aber Ellen war alles andere als erpicht darauf, den Verursacher des Geräuschs zu sehen – nicht in diesem Moment. Tief in ihr warnte sie etwas, dass dieser Jemand, der da auf sie zurannte – dieses Etwas -, kein Freund – kein angenehmer Mitmensch, wie Chris gesagt hätte -, sondern eine Bedrohung war.
    Und das rasche Titsch-Titsch wurde lauter und lauter.
    Ellen rannte los.
    Ich muss es steuern, irgendwie. Aber wie? Was soll ich tun, damit mein Verfolger verschwindet? Ihn wegwünschen? Hokuspokus rufen? Bitte, bitte, liebes Unterbewusstsein, lass mich jetzt aufwachen. Du hast deinen Spaß gehabt, aber ich will jetzt nicht mehr. Mach bitte, dass ich aufwache!
    Aber ihr Unterbewusstsein, ihre Synapsen oder was auch immer in ihrem Gehirn für den Traum zuständig sein mochte, war wohl gerade zu beschäftigt, als dass es Zeit gehabt hätte, auf sie zu hören; vielleicht hatte es auch einfach keine Lust, ihr zu helfen, oder es war der Meinung, sie würde schon rechtzeitig genug aufwachen, wenn sie in diesem Traum, der sich so erschreckend echt anfühlte, nur lange genug rannte.
    Und so rannte sie – schlitterte war eigentlich der bessere
Ausdruck – über den schlüpfrigen Betonboden in entgegengesetzter Richtung des Geräuschs, das inzwischen zu einem Tatsch-Tatsch-Tatsch angeschwollen war.
    Es war, als flüchtete sie barfuß über einen zugefrorenen See. Der kalte Boden schmerzte an ihren Fußsohlen, und immer wieder musste sie achtgeben, nicht auszurutschen und zu fallen. Ihrem Verfolger hingegen schien der schlüpfrig-glatte Untergrund nichts anhaben zu können. Das Tatsch-Tatsch-Tatsch kam näher und näher und vermischte sich mit einem unheimlichen Keuchen.
    So hilf mir doch jemand! Es ist mein Traum, und ich kann ihn steuern, also komm endlich jemand und hilf mir!
    Doch außer dem schaurigen Echo ihrer Stimme und den Patschgeräuschen ihrer nackten Füße erhielt sie keine Antwort.
    Als der Tunnel eine Biegung nach links machte, geschah das Unvermeidliche: Ellen glitt aus und fiel. Der Schmerz in ihren Knien ließ sie aufschreien. Sie spürte, wie ihre Haut aufschürfte, als sie über den Boden rutschte und gegen die Wand prallte.
    Panisch rappelte sie sich auf, glitt wieder aus, fiel nochmals hin, warf einen Blick zurück zu ihrem Verfolger. Als sie sah, was da hinter ihr her war, blieb ihr fast das Herz stehen.
    Ein schwarzer Hund, so groß wie ein Kalb, hetzte durch den Tunnel auf sie zu. Sein zottiges Fell starrte vor Dreck. Er fixierte Ellen mit Augen, die im Halbdunkel des Ganges zu glühen schienen, und stieß dabei ein tiefes, bedrohliches Knurren aus, das einem Donnergrollen gleichkam. Schleimige Speichelfäden wehten neben seinen Lefzen, und der faulige Atem stob in Wolken durch die gefletschten Zähne,
während er mit kraftvollen Sprüngen immer näher und näher kam.
    In seinen glühenden Augen lag etwas derart Bösartiges, dass Ellen auf einmal wusste, warum es in Wirklichkeit so kalt in diesem Tunnel war. Es lag nicht an der Kälte der Betonwände, nicht an der Feuchtigkeit, die von Wänden und Decke troff, es lag allein an diesem monströsen Hund. Und er war nur noch wenige Sprünge von ihr entfernt.
    Patsch. Patsch. Patsch.
    Gleich wird er mich fressen. Er wird seine langen gelben Zähne in meine Kehle bohren, wird mir den Kopf von den Schultern reißen und mich zerfleischen. Wie ein Monster aus einem gottverdammten Horrorfilm. Genau so.
    Sie hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sie hinter sich ein Geräusch vernahm. Ellen wirbelte herum und sah – die Frau ohne Namen. Im Gegensatz zum heutigen Nachmittag lag keine Spur von Furcht mehr in ihren braunen Augen. Nein, sie lächelte sogar.
    Schnell, sagte die Frau ohne Namen und deutete auf Ellens Hände. Ellen schaute auf ein seltsames Gebilde, das sie plötzlich in Händen hielt. Es war nicht viel breiter als ein Schreibtischlineal und fühlte sich irgendwie

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