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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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steinern an. Sie hatte keine Ahnung, was dieses Etwas war, geschweige denn, was sie damit tun sollte, also tat sie das Erstbeste, das ihr in den Sinn kam.
    Mit einer einzigen schnellen Bewegung warf Ellen das steinerne Etwas nach dem nahenden Hund. Doch es schien zu schwer zu sein und fiel nur knapp vor ihr zu Boden. Dort begann es mit irrwitziger Geschwindigkeit zu wachsen und wurde zu einer Mauer. Sie versperrte die gesamte Breite des Ganges und reichte am Ende fast bis zu Ellens Kinn.

    Im letzten Moment, knapp bevor er gegen die Mauer prallte, kam der Hund zum Stehen. Hechelnd fixierte er Ellen und die Frau ohne Namen hinter ihr mit seinen tiefschwarzen Augen. Dann hob er den Kopf noch weiter, so dass der graue Pelz an seinem gestreckten Hals zu sehen war, und schnüffelte.
    Doch es war nicht das Schnüffeln, das man sonst von Hunden kannte. Vielmehr sog er ihrer beider Geruch ein, wie ein Mensch, der sich nicht sicher ist, ob es sich bei dem, was er riecht, um einen Wohlgeruch oder um Gestank handelt.
    Dann senkte das riesige Tier den Kopf. Es sah die beiden Frauen an, so als wolle es sagen: Für euch beide ist die Zeit noch nicht gekommen. Aber wir sehen uns wieder.
    Dann machte der Hund kehrt und trottete mit gesenktem Schwanz davon. Ellen sah ihm nach, bis ihn die Dunkelheit des Tunnels verschluckte. Sie wandte sich wieder der Frau ohne Namen zu.
    War das wirklich nur ein Hund?
    Nein, entgegnete die Frau ohne Namen. Du weißt vielleicht noch nicht, wer es war. Aber irgendwann weißt du es ganz bestimmt. Denk an dein Versprechen!
    »Aber wer bist du, und warum verfolgst du mich bis in meinen Traum?«
    Der Klang ihrer eigenen Stimme ließ sie aus dem Schlaf schrecken, und statt der namenlosen Frau sah sie nun Sigmunds rundes Pelzgesicht vor sich – so dicht, dass sie seinen fischigen Atem riechen konnte.
    Du siehst schrecklich aus, schien der Blick des Katers zu sagen.
    »Und genau so fühle ich mich auch.«

Kapitel 8
    Ellen mochte den Frühdienst. Ihr gefiel der kleine Spaziergang vom Wohnheim zur Station, vor allem im Frühjahr, wenn der Klinikpark nach Harz und Blumen roch und Vogelgezwitscher die unvergleichliche Stimmung der Morgendämmerung untermalte. Bis Mitte Oktober, wenn die Tage allmählich kürzer und die Dunkelheit immer hartnäckiger wurden, war dies Ellens liebste Arbeitszeit. Doch nicht an diesem Dienstag.
    An diesem Morgen fiel ihr nicht einmal auf, dass sich der Wetterbericht getäuscht hatte und der klare Himmel einen sonnigen Tag versprach.
    Noch immer machte ihr der Traum zu schaffen. Verrücktes Zeug, das sich nicht wie sonst, wenn sie einen seltsamen Traum hatte, einfach wegschieben ließ. Ihre Begegnung mit dem seligen Professor Bormann – wie lange hatte sie nicht mehr an ihn gedacht? Monate? Jahre? – und der unheimliche, riesige Hund, den sie nicht nur hatte sehen, sondern seinen Gestank regelrecht riechen können, gingen ihr nicht aus dem Kopf. Ebenso die Patientin ohne Namen, die sich in ihre Traumwelt eingeschlichen hatte.
    Ellen träumte so gut wie nie von der Arbeit.
    Sie schaffte es immer irgendwie, die Vorfälle auf der Station mit ihrem Kittel bei Dienstschluss zurückzulassen. Und selbst wenn sie und Chris zu Hause gelegentlich über die besonders interessanten Fälle diskutierten, hatte es noch keiner dieser BIFs geschafft, sie bis in ihre Träume zu verfolgen.
    Mark hatte sie gewarnt, sich nicht in den Fall zu verrennen,
und sie hatte seine Warnung ignoriert. Das tat sie immer noch. Möglich, dass ihr dieser Fall näher ging als jeder andere zuvor, aber deswegen verrannte sie sich noch lange nicht. Vielleicht dachte er als Mann anders, aber sie konnte nur zu gut mit der Patientin fühlen, für die der Albtraum aller Frauen Wirklichkeit geworden war. Und nicht zuletzt war es auch ihre ärztliche Pflicht, sich dieser Patientin anzunehmen, ihr zu helfen, so gut es nur ging.
    Wenn Chris sich doch nur endlich melden würde. Natürlich würde sie nicht mit ihm über den Fall sprechen, er sollte sich erholen und nicht an die Arbeit denken, aber sie hätte jetzt einfach gern seine Stimme gehört oder ein paar Worte von ihm gelesen. Das hätte ihr nach einer schlimmen Nacht wie der vorigen gutgetan. Doch ihr Handy meldete noch immer keine neuen Nachrichten.
    Als sie Station 9 erreichte, stand Mark bereits im Eingangsbereich und unterhielt sich mit einem Techniker, der am Türmechanismus herumschraubte.
    »Hoffnungslos veraltet.« Sie erkannte die Stimme wieder, die sie tags

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